1795 Christian Gottfried Ehrenberg wird am 19. April als Sohn des\nHospitalleiters, st\u00e4dtischen Verwaltungsbeamten und sp\u00e4teren Stadtrichters\nJohann Ehrenberg und der aus verm\u00f6gender Familie stammenden Gastwirtstochter\nChristiane Dorothea Becker in Delitzsch bei Leipzig geboren. Johann Gottfried\nEhrenberg brachte aus erster Ehe eine Tochter, Eleonore Dorothea, mit in die\nEhe.<\/p>\n\n\n\n Am 5. November Geburt des Bruders Ferdinand.<\/p> Am 6. M\u00e4rz Geburt der Schwester Juliane Dorothee.<\/p>\n\n\n\n Am 24. August Geburt des Bruders Karl. Christian Gottfried\nEhrenberg besucht die Lateinschule in Delitzsch und besch\u00e4ftigt sich mit dem\nv\u00e4terlichen B\u00fccherbesitz, \u201eein lateinisches Lexikon, eine hebr\u00e4ische Bibel und\nvier Folianten eines geographischen W\u00f6rterbuchs\u201c (Laue 1895, S. 8) <\/span><\/b>sowie\nangeregt durch den Vater, mit Flora und Fauna.<\/p>\n\n\n\n Die <\/span>Mutter des\ndreizehnj\u00e4hrigen Christian Gottfried Ehrenberg stirbt an der Ruhr.<\/p>\n\n Ersten Unterricht im Bestimmen von Pflanzen nach Linn\u00e9 und Konservieren\nvon Tieren erteilt ihm David Samuel Roller, der seit 1807 die lutherische\nPfarrstelle auf dem Gut D\u00f6bernitz bei Delitzsch innehatte.<\/p>\n\n\n\n Seine weitergehende Schulbildung erlangt Ehrenberg aufgrund\nseiner hervorragenden schulischen Leistung im th\u00fcringischen Schulpforta: \u201e1809\nden 2. Oktober\u201c, so eine Tagebuchnotiz Johann Gottfried Ehrenbergs, \u201eist mein\n\u00e4ltester Sohn Christian Gottfried in der F\u00fcrstenschule Pforta als Alumnus\nrecipirt worden. Nachdem er sein Specimen gefertigt und im Examen (...) wohl\nbestanden hatte, kam er nach IV. und hatte 16 unter sich exkl. der Novitien.\nGott segne sein Bem\u00fchn und mache einen Mann aus ihm!\u201c (zitiert nach Laue 1895, S. 9). <\/span><\/b>Christian\nGottfried Ehrenberg erh\u00e4lt in dieser Internatsschule bei Naumburg eine der drei\nf\u00fcr Delitzsch bestimmten Freistellen. In Schulpforta kann Ehrenberg\ninsbesondere die vorhandenen altsprachlichen Kenntnisse vertiefen. <\/p>\n\n\n\n Am 13. Mai heiratet der Vater Ehrenbergs in dritter Ehe die\n23 Jahre j\u00fcngere Sophie Henriette Held (*1780). Ehrenberg lernt w\u00e4hrend der\nf\u00fcnfj\u00e4hrigen Schulzeit u.a. den sp\u00e4teren Ornithologen Friedrich August Ludwig\nThienemann (1793-1858), den sp\u00e4teren Altphilologen und Direktor des\nJoachimsthalschen Gymnasiums August Meineke (1790-1870) und den sp\u00e4teren\nHistoriker Leopold von Ranke (1795-1886) kennen, mit denen er lebenslang\nbefreundet bleibt. Zahlreiche erhaltene Widmungsbl\u00e4tter aus den in Schulpforta\nverbrachten Jahren bezeugen die dort geschlossenen Freundschaften (Archiv der\nBBAW, Nachla\u00df Ehrenberg Nr. 17).<\/p> Ehrenberg schlie\u00dft am 1. M\u00e4rz seine Schulbildung in\nSchulpforta ab und immatrikuliert sich auf v\u00e4terlichen Wunsch an der\nTheologischen Fakult\u00e4t der Universit\u00e4t Leipzig. Nach Abschluss des Theologiestudiums\nwechselt er dort an die Medizinische Fakult\u00e4t. Hier studiert Ehrenberg bei dem\nBotaniker, Naturhistoriker und Direktor des Botanischen Gartens Christian\nFriedrich Schw\u00e4grichen (1775-1853), sowie bei dem Anatomieprofessor Johann\nChristian Rosenm\u00fcller (1771-1820), der medizinische und naturkundliche Studien\nbetreibt. Befreundet ist Ehrenberg insbesondere mit dem sp\u00e4teren Botaniker\nGustav Kunze (1793-1851) und dem sp\u00e4teren Anatom Ernst Heinrich Weber (1795-1878)\nsowie dem sp\u00e4teren Zoologen Friedrich Tiedemann (1781-1861).<\/p>\n\n\n\n Eine Fu\u00dfwanderung durch das Fichtelgebirge n\u00fctzt Ehrenberg\nf\u00fcr das praktische Studium von Flora und Fauna.<\/p>\n\n\n\n Ehrenberg, seit dem Wiener Kongress \u201ePreu\u00dfe\u201c, war der\nallgemeinen Milit\u00e4rpflicht unterworfen, es erfolgt daher die \u00dcbersiedelung nach\nBerlin, wo Ehrenberg hofft, sich zugleich seinen Studien widmen zu k\u00f6nnen.\n\u201eBeim Eintritt in die Stadt glaubte ich\u201c, so Ehrenberg bei seiner Ankunft am\n14. August, \u201ewir seien durch nasse Wolken in den lieben Himmel geraten, so\nflimmerten die 1000 Laternensterne nah und fern um uns herum. Ich war so\nberauscht, da\u00df ich schier die Leute, welche zahlreich aus der Visitatorstube\nstr\u00f6mend unsern Wagen umringten, in gr\u00f6\u00dfter Harmonie mit einem Bilde f\u00fcr einen\nChor der lieben Engel ansehen wollte. Im n\u00e4mlichen Augenblicke bemerkte ich,\nda\u00df meine bepackten Reisegesellschafter indische Silberlinge in die\ndargereichten H\u00e4nde gleiten lie\u00dfen. Es \u00fcberzeugte mich, da\u00df ich in Berlin sei\u201c\n(zitiert nach Laue 1895, S. 20).<\/span><\/b> Ehrenberg mietet sich in der Neuen\nFriedrichstrasse 54 f\u00fcr preiswerte 3 Taler monatlich ein. \u201eBerlin\u201c, so\nEhrenberg, \u201eist eine weitschichtige Stadt, worinnen sich Menschentausende\nverlieren. Die H\u00e4user sind, einige ausgenommen, Pal\u00e4ste, die \u00f6ffentlichen\nGeb\u00e4ude sind kolossal. Die Menschen laufen durch- und widereinander, essen,\ntrinken, tummeln sich, schlafen und sterben\u201c (zitiert nach Laue 1895, S. 21).<\/span><\/b><\/p>\n\n An der Berliner Universit\u00e4t, deren Rektor er Jahrzehnte sp\u00e4ter\nwerden wird (1855\/1856), studiert Ehrenberg Medizin und Naturwissenschaften bei\nHufeland, bei den Botanikern Heinrich Friedrich Link (1767-1851) und Johann\nChristoph Friedrich Klug (1775-1856), dem Zoologen Martin Heinrich Karl Lichtenstein\n(1780-1857) sowie dem Anatom, Physiologen und Zoologen Karl Asmund Rudolphi\n(1771-1832). Es beginnen erste mikroskopische Untersuchungen, die zur\nEntdeckung des Schimmelpilzes Syzygites f\u00fchren.<\/p>\n\n Ehrenberg freundet sich mit dem Botaniker und Kurator des\nBotanischen Gartens in Berlin, Diederich Franz Leonhard von Schlechtendahl (1794-1866)\nsowie dem Zoologen und Arzt Friedrich Wilhelm Hemprich (1796-1825) an, mit dem\ner zeitweise auch zusammen wohnt.<\/p>\n\n\n\n An Ostern zieht Ehrenberg um in die Letzte Stra\u00dfe\n(Dorotheenstra\u00dfe) 8. Nach seinem Rigorosum am 5. Juni schlie\u00dft er am 5.\nNovember sein Studium mit einer in der Fachwelt vielbeachteten Promotion \u00fcber Die\nSchimmelw\u00e4lder Berlins (Sylvae\nmycologicae Berolinenses<\/span>)<\/span><\/i> ab. Es folgt ein Aufenthalt in Delitzsch:\n\u201eDa\u00df man in Delitzsch meine Dissertation nicht versteht, ist nat\u00fcrlich, weil,\nwas ich in Jahren sammelte, auch Jahre bedarf, um von M\u00e4nnern vom Fache\nverstanden zu werden\u201c (zitiert nach Laue 1895, S. 25). Entgegen dem v\u00e4terlichen Wunsch,\nsich in seiner Heimat als Arzt niederzulassen, entscheidet sich Ehrenberg f\u00fcr\neine wissenschaftliche Laufbahn.<\/span><\/b><\/p>\n\n Ergebnisse stellt er in der Fachliteratur vor und h\u00e4lt\nVortr\u00e4ge in der Gesellschaft der Naturforschenden Freunde, deren Mitglied er\nsp\u00e4ter werden wird (1831). In dem seit Ende Oktober von einer Weltreise zur\u00fcckgekehrten\nBotaniker und Dichter Ludolf Adelbert von Chamisso, der ihm w\u00e4hrend seiner\nExpedition gesammelte Exponate zur Verf\u00fcgung stellt, findet Ehrenberg einen\nweiteren Freund. In der botanischen Zeitschrift Linnaea ver\u00f6ffentlicht\nEhrenberg Bearbeitungen von Pilzen aus Chamissos Sammlung (Chamisso 2004, S.\n128).<\/p>\n\n Christian Gottfried Nees von Esenbeck (1776-1858), Pr\u00e4sident\nder Akademie, ernennt Ehrenberg zum Mitglied der Leopolina-Carolina, der\nDeutschen Akademie der Naturforscher in Halle; gemeinsam mit Nees von Esenbeck\nwird Ehrenberg sp\u00e4ter die Werke Robert Browns \u00fcbersetzen: <\/span>Robert<\/span><\/a> Brown's<\/span><\/a> Vermischte<\/span><\/a> botanische<\/span><\/a> Schriften<\/span><\/a>. In<\/span><\/a> Verbindung<\/span><\/a> mit<\/span><\/a> einigen<\/span><\/a> Freunden<\/span><\/a> ins<\/span><\/a> Deutsche<\/span><\/a> \u00fcbersetzt<\/span><\/a> und<\/span><\/a> mit<\/span><\/a> Anmerkungen<\/span><\/a> versehen<\/span><\/a> von<\/span><\/a> Dr<\/span><\/a>. C<\/span><\/a>. G<\/span><\/a>. Nees<\/span><\/a> von<\/span><\/a> Esenbeck<\/span><\/a><\/span><\/i>,<\/span>\ndie 1825 bis 1834 erscheinen.<\/p>\n\n\n\n Am 5. September schreibt Ehrenberg in Delitzsch an Nees von\nEsenbeck: \u201eIch kehre nach Berlin zur\u00fcck, kehre bald zur\u00fcck. Ew. Hochwohlgeb.\nMachen mir ja selbst Muth zu Verfolgung des Zieles, wohin ich mit allen meinen\nBeziehungen strebe. M\u00f6gte nur der Weg m\u00f6glich werden, den ich als den allein\nbis ans Ende f\u00fchrenden erkenne. Anschauung des Lebendigen ist der Weg. Ein\nZoolog aus dem Museum gebildet, ein Botaniker aus dem Hebrarium entsprossen,\nein Mineralog durch Steinpr\u00f6bchen erweckt und gen\u00e4hrt, sind, wenn sie genial\nerscheinen, zu betrauern, sie f\u00fchren immer den Hemmschuh mit sich, welcher ihre\nKraft schw\u00e4cht und die Schwingen des Geistes l\u00e4hmt (...) Ich m\u00f6gte Reisen. Die\nIdee einer Reise ist mein Ideal\u201c (Stresemann 1954, S. 11).<\/p>\n\n\n\n Gemeinsam mit dem Generalleutnant und Arch\u00e4ologen Johann\nHeinrich Menu von Minutoli (1772-1846), Ludwig Theodor Liman (1788-1820),\nArchitekt und seit 1819 Professor an der Berliner Kunstakademie, sowie dem\nOrientalisten Augustin Scholz (1794-1852), nimmt Ehrenberg, ebenso wie der mit\nEhrenberg befreundete Wilhelm Hemprich, im Auftrag der Berliner Akademie der\nWissenschaften an einer f\u00fcnfj\u00e4hrigen Expedition teil. Der ebenfalls mit\nEhrenberg befreundete Alexander von Humboldt protegiert die\nExpeditionsteilnahme der beiden Naturforscher, die den preu\u00dfischen Staat\nbeinahe 23000 Taler kosten sollte. Nicht zuletzt stattet er sie im Verlauf der\nReise mit zahlreichen Empfehlungsschreiben aus. Im Juni verlassen Ehrenberg und\nHemprich Berlin. Die Reiseroute f\u00fchrt \u00fcber Wien nach Triest. Hier trifft die\nReisegruppe zusammen, der als \u201eGeh\u00fclfe der Naturforscher\u201c Wilhelm S\u00f6llner\nangeh\u00f6rt. Am 5. August legt das Schiff \u201eIl Filosofo\u201c ab und erreicht am 2.\nSeptember die nordafrikanische K\u00fcste. Ende Oktober schreibt Ehrenberg an\nLichtenstein: \u201eDie lybische W\u00fcste ist nichts weniger als eine W\u00fcste in Betracht\nder Naturforschung. Bey Berlin ist es sandiger und auf dem Sande steriler als\nhier, aber was hilft uns unser m\u00fchsames Zusammentragen der Gegenst\u00e4nde, wenn\ndie Bosheit der nichtsw\u00fcrdigen Begleiter durch absichtliches oder doch\neinsichtsloses Umwerfen unserer Kisten in einem Moment zerst\u00f6rt oder verdirbt,\nwas wir mit tagelanger M\u00fche gesichert zu haben meynten\u201c (zitiert nach\nStresemann 1954, S. 18). Nach dieser fehlgeschlagenen Expedition in die\nlibysche W\u00fcste, in der das Ziel \u2013 die Erforschung der Cyrenaica \u2013 nicht\nerreicht wurde, kehrt die Forschergruppe im Dezember nach Alexandria zur\u00fcck. Ehrenberg\nund Hemprich trennen sich von Minutoli.<\/p>\n\n\n\n Auf der im Februar angetretenen Weiterreise von Alexandria\nnach Kairo stirbt Wilhelm S\u00f6llner. Von Kairo aus unternehmen Ehrenberg und\nHemprich zwei aufeinanderfolgende Exkursionen ins Fajum, reisen nach\nOber\u00e4gypten und erreichen am 25. November Assuan.<\/p>\n\n\n\n Im Februar erreichen die Reisenden Dongola. W\u00e4hrend Hemprich\nnach Kairo zur\u00fcckkehrt, bleibt Ehrenberg bis zum Herbst vor Ort, wird jedoch\nvon Hemprich nach Kairo berufen.<\/p>\n\n\n\n Ehrenberg erreicht im Februar Kairo. Es folgt eine\nmehrw\u00f6chige Exkursion zur Untersuchung des Nildeltas. Von Kairo aus reisen\nHemprich und Ehrenberg im Mai nach Suez und ins Sinaigebirge, besuchen Tor und\nAkaba. Hemprich kehrt im Oktober zur Organisation der weiteren Expedition nach\nAlexandria zur\u00fcck, Ehrenberg nimmt auf dem Sinai weitere Untersuchungen vor.\nDie Unterschlagung der Reisegelder durch den preu\u00dfischen Konsul Brandenburg\nzwingt ihn ebenfalls zur R\u00fcckkehr.<\/p>\n\n\n\n Ehrenberg trifft am 24. Februar in Alexandria ein. Am 6. Mai\nreisen Ehrenberg und Hemprich in den Libanon. Die geplante Weiterreise nach\nDamaskus und Jerusalem kann nicht stattfinden, beide kehren Mitte August nach\n\u00c4gypten zur\u00fcck. Nach dem Eintreffen weiterer Reisegelder wird die Expedition\nfortgesetzt, die Forscher reisen von Kairo nach Suez und erreichen im Dezember\nDjedda.<\/p>\n\n\n\n Aufenthalt am Roten Meer, Besuch der Farsan-Inseln. Am 25.\nApril erreicht die Reisegruppe Massaua (heute Eritrea). Hier stirbt am 30. Juni\nder Expeditionsteilnehmer und enge Freund Wilhelm Hemprich. Ehrenberg, dar\u00fcber\nhinaus in einer schwierigen finanziellen Situation, tritt die R\u00fcckreise an und\nkommt Anfang November in Alexandria an. Am 4. Dezember erreicht sein Schiff\nnach \u201egl\u00fccklicher 19t\u00e4giger Fahrt (...) den Hafen von Triest\u201c, so der Bericht an\nJohann Gottfried Ehrenberg. \u201eHier mu\u00df ich 50 Tage bleiben um die Pest\nabzusch\u00fctteln die mir anhangen k\u00f6nnte, dann komme ich \u00fcber Wien direkt zu Ihnen\n(Brief Nr. 214 vom 5.12.1825, Archiv der BBAW, Nachla\u00df Ehrenberg Nr. 2). An\nChristian Gottfried Nees von Esenbeck schreibt er im selben Monat res\u00fcmierend:\n\u201eIch ging leichtsinnig, gesund und froh von Ihnen und komme krank, betr\u00fcbt und\nschwerm\u00fcthig wieder. Was ich thun konnte, habe ich treulich gethan, unter\nbessern Verh\u00e4ltnissen h\u00e4tt\u2019 ich selber mehr gethan. Aus 3 Jahren, die wir\nuneigenn\u00fctzig aufopfern wollten, sind, ohne es pflichtgem\u00e4s \u00e4ndern zu k\u00f6nnen, 6\ngeworden und das letzte raubte den Gewinn des Ganzen\u201c (zitiert nach Stresemann\n1954, S. 147-148).<\/p>\n\n\n\n Im Januar unternimmt Ehrenberg Reisen nach Venedig und Padua,\n\u201eder Vaterstadt des Livius\u201c, und bem\u00fcht sich im Auftrag Rudolphis um Kontakte\nzu italienischen Gelehrten, wie er diesem mitteilt (Brief Nr. 284 vom\n23.1.1826, Archiv der BBAW, Nachla\u00df Ehrenberg Nr. 2). Am 23. Januar Tod des\nVaters (Brief Nr. 252 vom 28.1.1826 von Carl Ehrenberg, Archiv der BBAW,\nNachla\u00df Ehrenberg Nr. 2). Im M\u00e4rz kehrt Christian Gottfried Ehrenberg \u00fcber Wien,\nPrag und Dresden nach Berlin zur\u00fcck. W\u00e4hrend der unter schwierigen politischen\nBedingungen stattfindenden und mit enormen gesundheitlichen Risiken verbundenen\nForschungsreise durch \u00c4gypten, Nubien, nach Pal\u00e4stina, durch Syrien, den\nLibanon und Eritrea (Abessinien) werden zahlreiche Exponate gesammelt; die \u00fcber\n4000 Tierarten in 34000 Exemplaren und \u00fcber 3000 Pflanzen in 46000 Formen sowie\n300 verschiedene \u201eGebirgsarten\u201c gelangen in 114 Kisten in das K\u00f6nigliche Museum\n(vgl. Humboldt 1826; Bolling 1976, S. 14-25). Diese Sammlung Ehrenbergs werden\nin den folgenden Jahren zus\u00e4tzliche Proben bereichern, die er von befreundeten\nForschern erh\u00e4lt und die seiner Kollektion globalen Charakter verleihen.<\/p>\n\n Am 13. November liefert Alexander von Humboldt einen Bericht \u00fcber die\nNaturhistorischen Reisen der Herren Ehrenberg und Hemprich<\/span><\/i>. Bei\neiner Teegesellschaft, die der Physiker Paul Erman im selben Monat f\u00fcr\nAlexander von Humboldt gibt, sind neben Ehrenberg, auch Adelbert von Chamisso,\nder Astronom Johann Franz Encke sowie der Geograph Karl Ritter geladen. Ehrenberg\nbeginnt mit der wissenschaftlichen Untersuchung und Beschreibung der `Funde\u00b4,\nzu der auch detailreiche Zeichnungen geh\u00f6ren, ver\u00f6ffentlicht in den folgenden\nJahren seine Erkenntnisse in mehreren Fachartikeln und referiert diese zugleich\nin zahlreichen Vortr\u00e4gen. W\u00e4hrend seiner Abwesenheit war Ehrenbergs zweites\nmykologisches Werk, De Mycetogenesi<\/span><\/i> (1821) erschienen.<\/p>\n\n Am 30. Dezember wird er als wirkliches Mitglied in die\n\u201eGesellschaft der Freunde der Humanit\u00e4t\u201c aufgenommen.<\/p>\n\n\n\n Ehrenbergs am 10. Februar gehaltener Vortrag \u201eBeschreibung\nseiner Reise von Suez nach dem Berge Sinai\u201c bildet den Auftakt zu zahlreichen\nweiteren Berichten \u00fcber seine vorangegangene Expedition in der\nHumanit\u00e4tsgesellschaft. Christian Gottfried Ehrenberg wird Mitglied der Akademie der\nWissenschaften in Berlin und zum au\u00dferordentlichen Professor an der\nmedizinischen Fakult\u00e4t der Universit\u00e4t Berlin ernannt. Seine Vorlesungen sind\neine Einleitung\nin das physiologische und anatomische Studium der wirbellosen Tiere<\/span><\/i>.\nDie Verleihung des Roten Adlerordens w\u00fcrdigt seine bisherigen Verdienste.<\/p>\n\n\n\n In seinem zweib\u00e4ndigen Werk Symbolae physicae seu icones et\ndescriptiones (Suppl.: icones adhuc ineditae) corporum naturalium novorum aut\nminus cognitorum quae ex itineribus per Libyam, Aegyptum, Nubiam, Dongalam,\nSyriam, Arabiam et Habessiniam<\/span><\/i> ver\u00f6ffentlicht Ehrenberg die\nwissenschaftlichen Ergebnisse seiner f\u00fcnfj\u00e4hrigen Expedition. Vermittelt durch\nAlexander von Humboldt erh\u00e4lt Ehrenberg finanzielle Unterst\u00fctzung durch\nAltenstein, die ihm erlaubt, das Werk mit einem umf\u00e4nglichen Corpus an\nZeichnungen ausstatten zu lassen. Zugleich erscheint bei Mittler in Berlin der\nBand Naturgeschichtliche\nReisen durch Nord-Afrika und West-Asien in den Jahren 1820 bis 1825<\/span><\/i>.\nEhrenberg beginnt mit seinen Infusorienstudien.<\/p>\n\n\n\n \u201eAbreise von Berlin am 12. April Abends\u201c, notiert Ehrenberg\nin sein Tagebuch der russisch-sibirischen Reise, die er gemeinsam mit Alexander\nvon Humboldt und dem Mineralogen Gustav Rose unternimmt (Archiv der BBAW,\nNachla\u00df Ehrenberg Nr. 6). Diese Forschungsreise nach Russland f\u00fchrt zun\u00e4chst\n\u00fcber K\u00f6nigsberg und Dorpat nach St. Petersburg, dann am 20. Mai weiter zum Ural\nund nach Sibirien bis zum mongolischen Altaigebirge an die Grenze zu China. Anfang\nNovember ist die Forschergruppe wieder in Moskau, im Dezember erfolgt \u00fcber St.\nPetersburg und Dorpat die R\u00fcckkehr nach Berlin.<\/p>\n\n\n\n Am 1. Januar verlobt sich Ehrenberg mit Julie Rose, Tochter\ndes schwedischen Konsuls und verm\u00f6genden Kaufmanns Rose in Wismar. Ihre Schwester\nMathilde ist mit dem mit Ehrenberg ebenfalls befreundeten Chemiker Heinrich\nRose, dem Bruder Gustav Roses, verheiratet. Am 20. Mai findet in Wismar die\nEheschlie\u00dfung statt.<\/p>\n\n Ehrenberg wird zum Korrespondierenden Mitglied der\nzoologischen Sektion des Institute de France ernannt. Er wird Mitglied der\nGesellschaft Naturforschender Freunde zu Berlin.<\/p>\n\n Ehrenberg, der bereits im Rahmen seiner Forschungsreise an\nden Korallenriffen der Halbinsel Sinai erste gr\u00fcndliche Untersuchungen vornahm\nund 62 Arten entdeckte, nimmt seine Arbeiten \u00fcber die Korallentiere wieder auf\nund f\u00fchrt sie fort.<\/p>\n\n\n\n Ehrenberg erh\u00e4lt den Prix pour Physiologie exp\u00e9rimentale de\nl\u2019Institute de Paris. Geburt des ersten Sohnes Johannes, sein Pate wird\nAlexander von Humboldt.<\/p>\n\n\n\n Ehrenberg unternimmt eine wissenschaftliche Reise nach\nSkandinavien. Er legt erste Ergebnisse seiner Untersuchungen zur\nmikroskopischen Anatomie des Nervensystems vor, die zur Entdeckung der\nNervenzelle f\u00fchrten (vgl. Kirsche 1977).<\/p>\n\n\n\n Am 23. Januar Geburt der ersten Tochter Helene, die 1857 den\nBotaniker Johannes von Hanstein heiraten wird. Im Juli stirbt der erstgeborene,\nvon Schleiermacher getaufte Sohn. Dem befreundeten Botaniker Carl Friedrich\nPhilipp Martius (1794-1868) in M\u00fcnchen schreibt Ehrenberg: \u201eDen lebenskr\u00e4ftigen\nSohn, der zum t\u00fcchtigen Manne gereift seine Eltern begraben sollte, habe ich\nselbst begraben. Es geschieht oft, aber es ist wie ein Eingriff in die Rechte\nder Natur. Der fr\u00f6hliche, kr\u00e4ftige, gleichm\u00e4ssig entwickelte Knabe hat uns in\nseinem kurzen Leben namenlose Freude gemacht. Wie ein Engel himmlischen\nEinflusses war er uns zugesellt!\u201c (Hanstein 1877, S. 149-150).<\/span><\/b>\nSp\u00e4ter hei\u00dft es: \u201eDer kleine Johannes blieb ein unsichtbares Glied unseres\nElternhauses und empfing die Liebe der nachgeborenen Geschwister durch die\nlieblichen Berichte aus seiner Kindheit\u201c (Ehrenberg 1905, S. 8).<\/p> Am 27. Mai Geburt der Tochter Mathilde, die den Chemiker\nKarl Friedrich Rammelsberg (1813-1899) heiraten wird.<\/p>\n\n\n\n Die Familie Ehrenberg zieht in die Franz\u00f6sische Strasse 36. Am\n23. Juli Geburt der Tochter Laura. Im Herbst nimmt Ehrenberg in Jena an der 14.\nVersammlung deutscher Naturforscher und \u00c4rzte teil; er legt <\/span>dem Fachgremium sein Infusorien-Werk vor. Einzelnen\nMitgliedern werden eigens aus Berlin mitgebrachte Proben unter dem ebenfalls\nmitgef\u00fchrten Mikroskop von Pistor vorgef\u00fchrt (vgl. Lischke 1976).<\/p>\n\n\n\n Rudolphi, der Lehrer Ehrenbergs stirbt. Ehrenberg wird in\ndie Royal Society of Sciences in London aufgenommen und erh\u00e4lt den S\u00f6mmeringschen\nPreis f\u00fcr die F\u00f6rderung der Physiologie.<\/p>\n\n\n\n Seit seiner R\u00fcckkehr aus Russland liegt Ehrenbergs\nForschungsschwerpunkt auf der systematischen Erschlie\u00dfung der Mikroorganismen\nund der Erforschung ihrer Organisiertheit. Grundlage seiner Untersuchungen sind\nnicht nur Wasser-, Gesteins- und Sedimentproben, sondern dar\u00fcber hinaus\nPartikel aus verschiedenen lebensweltlichen Zusammenh\u00e4ngen \u2013 so u.a. Staubproben.<\/p>\n\n Bei Voss in Leipzig erscheint, bestehend aus einem\ndreisprachigen Textband (deutsch, franz\u00f6sisch, lateinisch) und einem Tafelband,\nsein monumentales Werk Die Infusionsthierchen als vollkommene Organismen. Ein\nBlick in das tiefere organische Leben der Natur<\/span><\/i>, das in der\nFachwelt, etwa von Cuvier an der Pariser Akademie, begeistert aufgenommen wird.\nEhrenberg reist nach Frankreich und England. Die Geological Society verleiht\nihm die Wollaston Medal.<\/p>\n\n Am 28. September, einen Tag vor Ehrenbergs R\u00fcckkehr von seiner\nEnglandreise, Geburt der Tochter Clara, die sp\u00e4ter Ehrenbergs wissenschaftliche\nT\u00e4tigkeit unterst\u00fctzen und beispielsweise die Schilderung seiner f\u00fcnfj\u00e4hrigen\nExpeditionsreise niederschreiben wird (Stresemann 1954, S. 4).<\/p>\n\n\n\n Ehrenberg wird ordentlicher Professor f\u00fcr Medizin an der\nUniversit\u00e4t Berlin. Im August pr\u00e4sentiert er \u201ein den Neuen Kammern in Potsdam\nmehreren F\u00fcrstlichkeiten seine Pr\u00e4parate unter dem Mikroskop\u201c; unter den\nAnwesenden ist auch Alexander von Humboldt.<\/p>\n\n\n\n Am 7. Oktober Geburt des Sohnes Hermann Alexander, Pate wird\nAlexander von Humboldt (Archiv der BBAW, Nachla\u00df Ehrenberg Nr. 5).<\/span><\/b> 1842 Ehrenberg wird st\u00e4ndiger Sekretar der\nphysikalisch-mathematischen Klasse der Preu\u00dfischen Akademie der Wissenschaften;\ndieses Amt wird er bis 1867 innehaben. Er erh\u00e4lt den Orden Pour le M\u00e9rite f\u00fcr\nWissenschaften und K\u00fcnste. 1844 Umzug in eine Wohnung Unter den Linden 21: Die neue Wohnung\nbot, so Clara Ehrenberg, \u201eneben den viel gr\u00f6\u00dferen Wohnr\u00e4umen auch noch viel\nWirtschaftsgela\u00df durch die mit gemietete Hinterwohnung, die vom Staate bezahlt\nwurde, um die zur Fortsetzung von Vaters Reisewerk \u201eSymbolae physicae\u201c n\u00f6tigen\nSammlungen dort unterzubringen (...)\u201c (Ehrenberg 1905, S. 33-34). Ehrenberg\nunternimmt mit seiner Familie eine Reise nach Dresden und in die s\u00e4chsische\nSchweiz. 1845 Sommeraufenthalt der Familie im Seebad Boltenhagen. 1846 Ehrenberg begleitet seine Frau zur Kur nach Bad Ems und zum\nNordseebad Ostende; im Anschluss unternimmt er in Begleitung Alexander von\nHumboldts sowie des Geologen Heinrich von Dechen eine Forschungsreise in die\nEifel. Auf dem R\u00fcckweg besucht die Reisegruppe in Hannover die \u201ealte neunzigj\u00e4hrige\nSchwester von Sir William Herschel, des ber\u00fchmten Astronomen, dem sie bei den\nBeobachtungen geholfen hatte, und die nun von England eine Pension erhielt\u201c\n(Ehrenberg 1905, S. 50). 1847 Julie Ehrenberg, die kankheitsbedingt den Winter bei der Familie\nin Wismar verbracht hatte, kehrt im Fr\u00fchjahr nach Berlin zur\u00fcck, die T\u00f6chter\nMathilde und Laura werden in Pension gegeben. Im Rahmen seiner zweiten\nEnglandreise trifft Ehrenberg in Oxford Charles Darwin.
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