Moliere verfertigte sein Impomptu etc., theils um sich öffentlich und vor den Augen des Königs über mehrere Beschuldigungen und Klatschereien zu rechtfertigen, theils um den Ausfall des Theaterdichters Boursault zurück zu schlagen, theils um verschiedene Schauspieler, die seine Feinde und Nebenbuhler waren, lächerlich zu machen. Das Stück konnte folglich nur ein Lokal- und Personal-Interesse haben. Es war zugleich Apologie und Satyre. Auch ließ es Moliere nicht drucken; besser wäre es, er hätte es nicht geschrieben, nicht aufgeführt. Der deutsche Nachahmer hat bloß die Haupt-Idee des Stücks ergriffen und, wo er paßte, den Witz des Originals benutzt. – Ein Theaterdirektor (Hr. Beschort) soll in einigen Stunden zur Geburtsfeier eines großen Herrn den Wirrwarr aufführen, und will noch eine Generalprobe halten. Seine Schauspieler lassen auf sich warten, erscheinen spät, einzeln, zersplittern die Zeit mit fremdartigen Dingen, Entschuldigungen, Sticheleien, Streit über Rollen und dergleichen. Der Soufleur bleibt aus, die Maschinerie ist schadhaft: schon stimmt das Orchester. Da kommt noch ein Poet (Hr. Labes) und liest ein poetisches Sonnet; ein Herr von Salbader (Hr. Unzelmann) neugierig, taub, dessen unerwärmbare Kaltblütigkeit mit der ängstlichen Geschäftigkeit des Direktors launig absticht. Dieser will von Sinnen kommen, wie er die Ouverture hört. Fangen Sie doch an, kommt einer nach dem andern gelaufen und gerufen. Nun erklärt seine Gesellschaft laut und einstimmig, sie könne und werde nicht spielen. Wie er verzweifeln will, erscheint ein Bote vom Grafen mit der Nachricht, er dürfe sich nicht bemühen. Da das ganze Stück in einer einzigen ängstlichen Bewegung des Direktors, in einem ununterbrochenen Hin- und Herlaufen aller Personen besteht, da es von Anfang bis zu Ende geschrieen werden muß, (vorzüglich als der Taube erscheint, dem man das Soufliren nicht hätte übertragen sollen, welches nicht einmal eine komische Wirkung hervorbringt) so kann es wohl als Posse ein Paarmal gefallen, wird aber nie (so wie er auch schon diesen Abend sehr getheilt war) einstimmigen Beifall erhalten. Die oben Genannten, Herr Schwadke und unter den Frauenzimmern, Mad. Herdt und Dlle. Maaß, führten ihre Rollen sehr gut durch.
Nationaltheater: Theaterprobe, Die (bearbeitet von Klaus Gerlach), Berliner Klassik, hrsg. v. der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, 2003-2013. URL: https://berlinerklassik.bbaw.de/nationaltheater/theaterstueck/121.
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