Wenn diese Oper durch ihren Inhalt nicht so langweilig würde, würde sie unter allen Mozartschen Opern, nächst der Zauberflöte, den größten Beifall haben, denn Mozart hat in dieser Partitur nichts niedergeschrieben, von dessen Wirkung er nicht die festeste Erfahrung hatte. Durch die sehr zweckmäßige Verkürzung hat Mädchentreue jetzt bei unserer Bühne sehr gewonnen. Die Vorstellung an sich dauerte nur etwas über zwei Stunden, und wird fast ununterbrochen durch Musik fortgeführt; abstrahirt man nun die unwahrscheinliche und schleppende Handlung, so hat man ein schön kontrastirendes Singekonzert gehört. – Die Aufführung war sowohl von Seiten der Vokal- als Instrumentalmusik sehr zu loben. Bei dem Terzett Nr. 10 hätten sich die Sänger mehr auf den Vordergrund der Bühne begeben sollen, um sowohl reinere Intonation als genauere Execution mit den Blasinstrumenten zu bewirken, denn in der Ferne trügt der Schall. Die Intonation in E dur wollte den Waldhörnern heute nicht gerathen, besonders fehlte es dem zweiten Waldhornisten an Intonation und Embouchure; auch die Flöten pausirten nicht immer richtig. Diese schwierige Oper hat Herr Musikdirektor Seidel wieder auf die Bühne gebracht, und sehr genau einstudirt, weswegen er ein gerechtes Lob verdient.
Nationaltheater: Mädchentreue [Cosi fan tutte] (bearbeitet von Klaus Gerlach), Berliner Klassik, hrsg. v. der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, 2003-2013. URL: https://berlinerklassik.bbaw.de/nationaltheater/theaterstueck/179.
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