Eine der Erzählungen des liebenswürdigen Spötters de la Fontaine hat den Stoff zu dem kleinen Lustspiel geliefert, dessen Behandlung, wie es heißt, ebenfalls französischen Ursprungs, und eine gelungene Nachbildung des naiven Tons der, auch auf deutscher Bühne so beliebten, Florianschen Stücke ist. Seine dramatische Form läßt sich füglich mit der musikalischen des Rondeau’s vergleichen, in welcher der launigst variirte Refrain: „das war ich!“ den Knoten eben so gefällig schürzten als löset, und eine sehr erheiternde Wirkung hervorbringt. Den Inhalt genauer bezeichnen, hieße den Zuschauer eines Vergnügens und das kleine Stück selbst eines Theils seiner Anmuth berauben, da ohnehin der Gang der Handlung, ihrer Natur nach, die Entwickelung beinah zu früh verräth. Der Verfasser hat die schwierige Behandlung, dreimal wiederkehrender, gleicher Situazionen, in der Wahl der Wendungen sich hin und wieder etwas zu leicht gemacht, und er hat sich Glück zu wünschen, wenn überall, wie es hier der Fall war, der charakteristische Ton von den darstellenden Personen so gut getroffen wird, daß selbst das willkührlich Ergriffene als zweckmäßig erscheint. Herr Mattausch, als Pächter, war ganz der gutmüthig lüsterne, und Herr Bethmann, als Knecht, der treuherzige Natursohn, den ihre Rollen fordern. Sehr belustigend ist es, wenn jener, mit all’ seiner schlauen "Gegenwart des Geistes", ungern und absichtslos, nur die ehrlichen Wünsche des letztern befördern muß. In eben so gefälligem Spiel rivalisirte Madame Eunike, als unbefangene Hausfrau des Pachters mit Demoiselle Maaß, als allgeliebtes liebevolles Bäschen, und der Contrast mit Allen vereinigte sich sehr sprechend in der halbtauben bösartigen Nachbarin, deren Natur Madame Sebastiani sich sehr täuschend anzueignen wußte. Selbst die stumme, doch nichts weniger als unbedeutende, Rolle des Schubkarrens, war so belustigend, daß man ihm, zum Besten der Theaterkasse, die Verwandlung in den reichhaltigen Schubkarren des Essighändlers wünschen möchte. / - x -
Nationaltheater: Das war ich! (bearbeitet von Klaus Gerlach), Berliner Klassik, hrsg. v. der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, 2003-2013. URL: https://berlinerklassik.bbaw.de/nationaltheater/theaterstueck/241.
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