Herr Brockmann den
Beaumarchais. / Schröder, Brockmann und Reinike haben nach Eckhofs
Tode in Hamburg die Kunstakademie errichtet, von wo aus sich nachmals Fleck
und Iffland gebildet haben. Vor mehreren Jahren brachte Hr. Brockmann zu
Berlin den Hamlet auf das Döbbelinische Theater. Er war das Entzücken des
Publikums, und zündete zuerst die Flamme für die höhere Kunst unter den
damaligen Schauspielern an. Eine Medaille, welche Berlin auf ihn prägen
ließ, erhielt sein Andenken den späteren Zeiten. Kaiser Joseph, dieser große
Kenner und Beförderer der Schauspielkunst, berief Herrn Brockmann nach Wien,
wo er seit 25 Jahren der Liebling des Publikums ist. Mit Freude und
herzlicher Erinnerung ward Hr. Brockmann erwartet. Ein freudiges
Händeklatschen bewillkommte ihn, und laute Anerkennung seiner schönen
Darstellung feierte das Fest des Künstlers, der, seines großen Rufes so
würdig, nahe an der Ehrenstufe des Veteranen der Kunst, mit Kraft und Leben
erscheint. / (Von der übrigen Vorstellung künftig.)
Die Rolle der Maria
darzustellen ist eine sehr schwere Aufgabe. Mad. Fleck hat sie mit großem
Verdienst aufgelößt. Maria ist mit Anbeginn der Handlung so gut als
sterbend, nur dann und wann steigt der Funken noch aufwärts, ehe er sich
losreißt und verlischt. – Dieser Zustand wird gewöhnlich entweder gewimmert
oder deklamirt. Mad. Fleck vermied beides, und stellte das Bekanntsein mit
dem Kummer dar, wie eine duldende Heilige – fern von Anspruch und
Bitterkeit, nahe an der Verklärung, die über die Welt noch einen Blick der
Wehmuth sendet, vor dem Scheiden. Das ist um so verdienstlicher, da eine
Darstellung dieser Art einen stillen Dank erwirbt. Hr. Beschort, als
Clavigo, leistete den Mann von Welt und sprach manche Situation mit sanfter,
gleichwohl männlicher Empfindung aus. Mehrere Stellen der ersten Akte wurden
fast etwas zu leicht accentuirt und zu schnell gesprochen. Als Clavigo vor
28 Jahren geschrieben ward, schien der Charakter des Carlos eine Bizarrerie,
welche durch ihre Neuheit pikant ward. Heut zu Tage werden nur Wenige und
zwar im Stillen diesen Mann für vergriffen erklären; die Mehrheit wird ihn
für den ächten Lebensmann gelten lassen, bei dem man Rath und That finden
kann, wie man sie braucht. Es ist sehr schwer, diese Rolle in dem stillen
Leben zu geben, was sie enthält, ohne grelle Züge einzumischen, alle die
Mitteltinten zu verflößen, deren genaue Vereinung das Ganze treu überliefern
kann. Hr. Schwadke belebte die kleine Rolle des Buenko mit großer
Sorgfalt.
Nationaltheater: Clavigo (bearbeitet von Klaus Gerlach), Berliner Klassik, hrsg. v. der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, 2003-2013. URL: https://berlinerklassik.bbaw.de/nationaltheater/theaterstueck/285.
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