Die Sternenkönigin,
romantisches Feenmärchen in drei Akten. Musik von Kauer.
In Berlin ist man noch lange
nicht dahin, daß man im Schauspiel seine wahre Meinung zu äußern wagt. Ein
aufwallendes Beifalläußern wird sogleich erstickt, wenn einige piliers du théâtre
zischen. Das ist auf einer Seite ein gutes Zeichen, man ambitionnirt Geschmack;
auf der andern ein schlimmes, denn man philosophirte sich noch nicht zu dem
reinwahren Satz hinauf: was mir am besten gefällt, ist für mich das Beste.
Uebel ist man nun unter den Umständen daran, wenn der Ton ein Stück zu tadeln
gebietet, das einem heimlich doch viel Unterhaltung gewährt. Man muß da auf
eine Entschuldigung denken. Bei der Zauberflöte wars Mozarts Musik, bei den
Donaunymphen, fand man spät heraus, daß die Mythe sehr romanesk wäre u.s.w. Da
die Sternenkönigin nun auch immer sehr voll ist, und man sie doch nicht loben
kann; so will ich hier eine Ausflucht vorschlagen. Man entdecke das Schicksal
darin. Schiller sagt:
Aber woher nehmt ihr denn das
allgewaltige Schicksal,
Welches den Menschen erhebt,
wenn es den Menschen zermalmt?
Wer kann leugnen, daß das
Schicksal sich in der Sternenkönigin rüstig halte! Der Graf wird gewiß nicht
unzermalmt bleiben, da er zuletzt unter die Teufel geräth, und daß er nicht
erhoben wird, (wo nicht moralisch, doch physisch) daran sind erwähnte Unholde
schuld, die ihn unter die Erde schleppen, ob sie ihn gleich zu Folge des
Originals, durch die Luft führen sollten.
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Nationaltheater: Sternenkönigin, Die (bearbeitet von Klaus Gerlach), Berliner Klassik, hrsg. v. der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, 2003-2013. URL: https://berlinerklassik.bbaw.de/nationaltheater/theaterstueck/300.
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