Den 25sten: Der Diener
zweier Herren. Arlequin im Schutze der Zauberei, pantomimisches Ballet. / Im
ersten Stücke erscheint ein handelnder, im zweiten ein tanzender Arlequin.
Er ist beidemal, er wäre in allen Formen willkommen. Es war eine Zeit, und
gewiß zeichnete sich jene Zeit eben so sehr, wo nicht vorzüglicher, durch
Witz, Geschmack, Fröhlichkeit, Bildung und Zartsinn aus, als die heutige, -
es war eine Zeit, das Jahrhundert Ludwigs XIV., wo dieser König, sein Hof,
seine Hauptstadt, das gebildete Publikum, nach Corneille's und Racine's
Meisterstücken, zu Arlequins Späßen und Lazzi's gern lachten. Auch der große
Friedrich liebte neben der großen Oper die Opera buffa und die Seele
derselben. Statt des aufgedrungenen Geschmacks, oder besser zu sagen -
Verschmacks; statt der Befehle vom Oberrichterstuhle, was einzig schön seyn
soll, und was wir auf Glauben für schön halten müssen, bei Strafe, alles
Anspruchs auf Humanität verlustig zu gehen; statt der uns nach allen Regeln
der heutigen Aesthetik und poetischen Poesie einschläfernden
unvergleichlichen Produkte unvergleichlicher Genies, lasset uns immer wieder
zu unserm Manne mit der bunten Jacke und der hölzernen Pritsche
zurückkehren, und uns abwechselnd an echt-deutschen Meisterstücken und
echt-italienischen Schnurren laben.
Nationaltheater: Diener zweier Herren, Der (bearbeitet von Klaus Gerlach), Berliner Klassik, hrsg. v. der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, 2003-2013. URL: https://berlinerklassik.bbaw.de/nationaltheater/theaterstueck/43.
Link zu den API-Daten: https://berlinerklassik.bbaw.de/api/nationaltheater/theaterstueck/43