Den 15ten April wurde Lilla aufgeführt, worin Madame Lippert zum Leztenmale als Königinn auftrat. Lilla ist nach unsrer Empfindung nicht die glänzendste Rolle der Madame Schik. Wir wollen von dem Spiel gar nicht reden; große Sängerinnen sind über dergleichen Kleinigkeiten hinweg und so großen Sängerinnen als Madame Schik kann man es kaum zumuthen, ihre Kunst auf Nebensachen auszudehnen, wodurch sie nicht glänzen wollen. Aber auch ihr Gesang scheint uns nicht so einfach und natürlich zu sein, wie es der Karakter der Lilla erfordert. Wir haben ja so oft Gelegenheit die majestatische Energie ihrer Stimme, ihre kunstreichen Manieren, und die üppige Mahlerei ihres Ausdrucks, da, wo alles dies hingehört, zu bewundern; wir möchten auch gern einmal gerührt werden. Oder will sie uns nur ungestüm hinreissen, nicht sanft an sich ziehen? Wir haben ihre Iphigenia gehört, wissen, daß Madame Schik eben so rühren, als Bewunderung erwecken kann und fordern also nicht zuviel.
Nationaltheater: Lilla, oder: Schönheit und Tugend (bearbeitet von Klaus Gerlach), Berliner Klassik, hrsg. v. der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, 2003-2013. URL: https://berlinerklassik.bbaw.de/nationaltheater/theaterstueck/45.
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