Man findet dieses Schauspiel unter dem Titel: Das Gespenst in Kotzebue’s Neuen Schauspielen 14ter Band. Daß die Direktion den Titel geändert hat, ist eben so zweckmäßig fürs Ganze, als es für diesen glücklichen Tag schön passend ist. Herr von Kotzebue sagt in der Vorrede: »Das folgende Schauspiel ist ein Versuch, den Gesang so herbeizuführen, daß es wahrscheinlich sey, daß die handelnden Personen wirklich in diesem Augenblicke hätten singen können.« Daß ihm dies wirklich gelungen, beweiset, daß in dem vier Stunden daurenden Schauspiel, wahrscheinlich niemanden, bis auf die Wahrsagerscenen des zweiten Akts, die Zeit lang geworden seyn wird. Die Direktion, der Komponist, die Schauspieler, das heute verstärkte Orchester, der Chordirektor nebst dem Chor-Personale, der Dekorateur, das Corps de Ballet, alles hat dazu beigetragen, ein Ganzes zu liefern, wie es bei wenigen Stücken sich so vereinigen kann. Des Referenten Fach beschränkt sich hauptsächlich auf die Musik. Es sind in diesem Schauspiele vierzehn Chöre, einige Lieder des Narren, ein Duett, und einige kurze Gesänge der Hauptperson. Der schwierigste Punkt war denn wohl Charakteristik in die verschiedenen Chöre zu bringen, sie dabei (da sie auswendig und auf der Bühne gesungen, und mit viel Aktion verbunden werden müssen) weder zu schwer, in vielen auf einander folgenden Harmonien, noch in der Melodie zu machen, die Deklamation und den oratorischen und musikalischen Affekt zu beobachten, und nur Wiederholungen der Worte, welche den Effekt verstärken, zu gebrauchen. Kennern rathe ich das Buch zur Hand zu nehmen und dem Komponisten genau zu folgen, und er wird finden, ob derselbe nicht diesem allem ein Genüge geleistet hat. Eine politische Zeitung hat nicht den Raum, Beispiele, deren sich genug finden würden, anzuführen. In Absicht aller dieser Punkte zusammen, hält Referent das Chor: Treue Liebe, für das stärkste, und das Chor: Jauchzet Brüder, jauchzet, für das schwächste. Das Jauchzen ist zu frohlockend, und die Figuren der Violinen zu spielend und niedlich. In Absicht der Modulation und der Kontraste steht das Finale des zweiten Akts oben an und bewährt den Meister. – Der Referent spricht nach seinem Gefühl, wenn er Hr. Beschort in diesem Stücke die erste Stelle einräumt. Die verstochne verbissene Laune, die heiter scheinen soll, die so seelenvolle Guthmüthigkeit, die herzliche Freude bei der Entwickelung, die Bangigkeit vor dem Ausgange!! Ewig Schade, daß die Narren ihre Stellen den Räthen haben überlassen müssen. Solch ein lustiger Rath, wie heilsam könnte er seyn! Wenn man übrigens die Namen Schick, Mattausch, Bethmann, Kaselitz, Iffland nennt, so wird man wohl errathen, was geleistet worden. Hat man bei Letzterem nun noch Gelegenheit zu bemerken, mit welchem Eifer die Proben gehalten, von ihm die einzelnen Theile zusammengefügt, die Grupppen in Stellung, Deklamation und Haltung gezeigt und vorgebildet worden, so muß es unbegreiflich scheinen, wie ein einzelner Mann so viel leisten kann. Herrn Verona’s Talente als Decorateur brauchen keines Lobes: daß aber sein Genie in sechs Tagen die letzte Dekoration hingezaubert hat, deren simple Vorschrift: Der Burghof, doch eben nicht viel Stoff giebt, verdient doch erwähnt zu werden. Aber doch eine Frage bei dieser schönen Dekoration? Wo kann das am zweiten gewölbten Bogen sich zeigende Fallgatter seinen obern Theil verbergen, da ein offener Gang gleich über dem Bogen ist? – Referent kann sich leider als gänzlicher Laye in der Tanzkunst auf das Ballet nicht einlassen, indessen gewährte es ihm doch viel Vergnügen, zu sehen, mit welchem Eifer auch dies ganze Corps beiträgt, die Aufheiterung des Publikums zu befördern, welches dieses gern und willig erkennt. Der Komponist und Herr Beschort wurden nach beendigtem Stück vom Publikum verlangt. Sie hatten sich schon entfernt. J. C. F. R.
Hr. Maurer
Mad. Schulz
Mlle. Gern
Mlle. Leist
Hr. Rebenstein
Hr. Labes
Hr. Mattausch
Hr. Gern Sohn
Hr. Kaselitz
Hr. Beschort
Hr. Wauer
Hr. Benda
Hr. Rüthling S.
Hr. Tangermann
Hr. Berger
Ferd. Leidel
Nationaltheater: Deodata (bearbeitet von Klaus Gerlach), Berliner Klassik, hrsg. v. der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, 2003-2013. URL: https://berlinerklassik.bbaw.de/nationaltheater/theaterstueck/462.
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