Unser verdienstvoller Weber,
der sich schon lange, durch manche einzeln eingelegte Pantomime Dank erworben
hat, überraschte uns am 12ten d. M. mit seiner neuen vortrefflichen Balletmusik
zur Pantomime von Arlequins Geburt.
Diese Musik zeichnet sich
aus, besonders durch treue Darstellung des Charakters, die durch die ganze
Handlung hindurch sichtbar ist. – Den schönen süßen Melodien folgen bedeutende
Harmonien, vortreffliche Instrumentirung, und besonders die schöne Wahl der
ganz neuen eigenen Zusammenstellung der verschiedenen Blasinstrumente giebt
jungen Tonkünstlern genug Fingerzeige, sich dies und jenes eigen zu machen, um
in der Folge selbst diesen gebrochnen Weg zu verfolgen.
Die Ouverture ist
charakteristisch und feurig. Unter die vorzüglichsten Stücke gehören besonders
im ersten Akte: die Beschwörungsscene, die auch schon zweckmäßig den Anfang der
Ouverture ausmacht. Arlequins Abfahrt auf einem Muschelwagen mit den Nereiden
und Tritonen; das erste Klarinett-Solo mit Begleitung der Flöte, wo Arlequin
die Bekanntschaft mit der Columbine macht, und ihr seine Liebe anträgt. Die
Nachtmusik des Grafen, wo Herr Schröck ein Flöten-Solo sehr geschmackvoll
bläst. Der Tanz der Winzer, wo besonders die Hörner von vortrefflicher Wirkung
sind, wie sie ihr Echo vom nahliegenden Weinberge sanft zurücktönen lassen.
Die bedeutendsten Stücke im
zweiten Akt sind der Marsch der Zimmerleute, deren Tanz. Nicht zu vergessen die
Behandlung des Spruchs auf dem Giebel des Hauses, wo der Fagott ein Recitativ
bläst; sodann der schöne charakteristische Tanz der Zwerge.
Aber ganz besonders ist dem
Komponisten der pompöse Marsch im dritten Akt gelungen. Nach dem Program kommen
in dem Aufzuge verschiedene Nationen vor; ihre verschiedenen Charaktere hat
Weber in diesen Marsch so originell hinein zu legen verstanden, daß man bald
diese, bald jene Nation, mit der ihr eigenthümlichen charakteristischen Musik
zu hören glaubt, ohne daß dadurch der Einheit des Ganzen im mindesten geschadet
wird. An diesen Marsch schließen sich eben so schön die ganz von einander
verschiedenen Tänze der Japaneser, Egyptier, Neger und Kosaken an, wobei Herr
Westenholz ein Oboe-Solo vortrefflich vortrug.
Das stark besetzte Orchester
hat sehr brav und mit vielem Feuer gespielt. Die Oboen übersahen einmal die
Wiederholung. Das Ganze wurde mit vielem Beifall aufgenommen.
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Hr. Bessel Sohn
Mad. Riebe
Hr.
Beske
Hr. Anton Schulz
Hr. Duponcelle
Hr. Scharschmidt
Hr.
Riebe d. 3te
Mad. Walter
Hr. Leidel
Hr. Benda
Die
Tänze werden von den Solotänzern: Königl. Balletmeister Herrn
Telle, Herrn Lauchery und Scharschmidt; und von den Solotänzerinnen:
Mesdames: Gasperini, Lauchery; Demoiselles: Joyeuse,Weiß und Gemmel
ausgeführt
Nationaltheater: Arlequins Geburt (bearbeitet von Klaus Gerlach), Berliner Klassik, hrsg. v. der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, 2003-2013. URL: https://berlinerklassik.bbaw.de/nationaltheater/theaterstueck/68.
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