Kamäleon, Das

Sparte/Genre:
Lustspiel
Personen:
Autor:
Heinrich Beck

Liste der Aufführungen

Aufführungsdatum: 03.11.1800
Rezensionen
Ort der Aufführung::
NT
Nationaltheater von A-Z:
Das Kamäleon. L. in 5. A. v. Beck
Quelle:
Ms. boruss., Quart. 180
weitere Informationen:
Zum erstenmal
Rezension:
Zeitung:
Allgemeine Theaterzeitung
Aufführungsdatum:
1800-11-01
Nummer:
54
Seite:
289-293
Autor:
ungez.


Wir haben in dieser Woche auf unsrer Bühne ein neues Lustspiel, das Kameleon, von Herrn Beck gesehen. Von Seiten der Darstellung haben wir lange auf unserer Bühne nichts Interessanteres gesehen. Iffland gab uns in dem alten Baron von Breitenfeld, einem reichen, gutmüthigen Landedelmann, ein fast vollendetes Kunstwerk. Mdm. Fleck, die das liebenswürdige Kameleon darstellte, befriedigte gleichfalls den Kenner durch ihr schönes Spiel – Doch ehe ich mehr von der Darstellung sage, ein Paar Worte über das Stück selbst. Ein alter, auf seine Ahnen und seinen Stand bis zum Platzen stolzer Graf, will dem gänzlichen Ruin seines Hauses, durch eine reiche Heirath seines Sohnes, vorbeugen. Seine Wahl trifft die junge Baronin von Breitenfeld, welche die einzige Erbin ihres Millionen reichen Vaters ist. Der junge Graf hat sich indeß schon in ein armes bürgerliches Mädchen verliebt – Die Baronin hat bereits einen Liebhaber, ohne daß beiderseitige Eltern es wissen, oder achten, und sich im Namen ihrer Kinder das Wort geben. Daß aus der projektirten Heirath nun nichts wird, und die Baronin ihren ersten Geliebten bekömmt – ist leicht voraus zu sehen – In der Handlung selbst liegt eigentlich nichts neues – es kömmt bloß auf die Behandlung an, und welche Maschinen der Verfasser in Bewegung setzt, seinen Zweck zu erreichen. Das Hauptwerkzeug zu dem allen, ist ein junger Gelehrter – Herr Schulberg – in welchem der Verfasser alle Thorheiten unsrer sogenannten Neuen in der Litteratur zu personificiren gesucht hat. Bis zur Unverschämtheit arrogant, spricht er in hochtrabenden unverständlichen Floskeln, und knüpft mit der alten Baronin von Breitenfeld, der er Unterricht in der Poesie geben will, ein sehr sinnliches Verhältniß an – damit sie seine Gläubiger bezahle, die er ernsthafte Bestien nennt Es ist der Zweck des Lustspiels, die Thorheiten aller Stände lächerlich zu machen, und da hat der Stand der Gelehrten und Schriftsteller nichts vor dem Grafen voraus, der neben dem Herrn Schulberg mit seinem Adelstolz Parade macht. Daß bishero so wenig gelehrte Thoren auf der Bühne geglänzt haben, liegt wohl eigentlich darin, daß Gelehrte selbst Verfasser der Stücke waren, und an sich und ihre Kollegen zuletzt dachten. Gleichwohl hat man die Pedanterien des geistlichen Standes und der Aerzte auf die Bühne gebracht; warum nicht eine Klasse von Gelehrten, die sich trotz jenen lächerlich macht? Daß dergleichen Darstellungen übrigens nicht in Persönlichkeiten ausarten dürfen, versteht sich von selbst. Der Charakter des alten Baron von Breitenfeld ist der anziehendste im ganzen Stück. Mit einem hohen Grade von Gutmüthigkeit verbindet er ein richtiges Urtheil, Biederkeit und ernste Grundsätze. Nur wäre zu wünschen, daß er in seinem Eifer für Gellert, dem jungen Kritiker andere Gründe entgegen setzte, als: Gellert sey ein guter, ehrlicher Mann gewesen; weil dies mit seinen schriftstellerischen Werth oder Unwerth eigentlich keinen Zusammenhang hat. Den Charakter übrigens schöner darzustellen, als es durch Iffland geschah, möchte schwerlich möglich seyn. Von seiner gewählten Masque an, bis auf die Gestikulation seiner Hände in den Rocktaschen, und die Biegungen seiner Sprache machte alles ein durchaus zusammenhängendes Ganzes aus. So und nicht anders mußte dieser Mann gekleidet seyn – so mußte er sich tragen, so mußte er sprechen, um so handeln zu können, wie er wirklich handelt. Nähme ein Schauspieler diesen Charakter weniger fein, legte er nicht die hohe Gutmüthigkeit hinein, so würde er – statt zu interessiren – abgeschmackt werden. Bei der Baronin, seiner zweiten Gemahlin, sind die Züge einer ungebildeten und unwissenden Frau, welche doch gebildet und gelehrt scheinen möchte, ein wenig mit zu grellen Farben aufgetragen. Msll. Döbblin stellte den Charakter übrigens mit ihrer, in Rollen der Art bekannten Laune und Kunst dar. In der Rolle des Fräulein Breitenfeld erhielt das Spiel der Madam Fleck mit Recht einen ungetheilten Beifall. Nur durch eine so zarte, geistvolle Behandlung kann das, an sich Ekel erregende Zudringliche, das sie gegen den jungen Grafen, als eine für sinnlichen Genuß lebende Koquette, affektirt – erträglich werden. Am vorzüglichsten war ihr Spiel in der Scene, wo sie gegen die junge Gräfin das schüchterne durchaus ungebildete Landmädchen spielt. Die verlegnen Knixe – das Danken für gütige Nachfrage – das Kompliment zu Hause beim Weggehen u. s. w. trugen den höchsten Charakter der Wahrheit. Den alten Grafen, der sich übrigens etwas über den Dichter zu beklagen hat – stellte Herr Unzelmann in seiner gewöhnlichen Manier dar. – Die übrigen Rollen; der junge Graf von Herr Schwadken, der Major als Liebhaber der jungen Baronin, von Herrn Mattausch. Die Geliebte des Grafen, von Msll. Eigensatz, und die junge Gräfin von Mdm. Müller dargestellt, sind klein, und wurden gut executirt. Die ganze Darstellung wurde mit dem lautesten Beifall aufgenommen.

Aufführungsdatum: 06.11.1800
Ort der Aufführung::
NT
Nationaltheater von A-Z:
Das Kamäleon
Quelle:
Ms. boruss., Quart. 180
Aufführungsdatum: 09.11.1800
Ort der Aufführung::
NT
Nationaltheater von A-Z:
Das Kamäleon
Quelle:
Ms. boruss., Quart. 180
Aufführungsdatum: 24.11.1800
Ort der Aufführung::
NT
Nationaltheater von A-Z:
Das Kamäleon
Quelle:
Ms. boruss., Quart. 180
Aufführungsdatum: 06.01.1801
Ort der Aufführung::
NT
Nationaltheater von A-Z:
Das Kamäleon. L. in 5. A. v. Beck
Quelle:
SBBPK Ms. boruss, Quart 180
Aufführungsdatum: 13.01.1801
Ort der Aufführung::
NT S1
Nationaltheater von A-Z:
Das Kamäleon
Quelle:
SBBPK Ms. boruss., Quart 180

Nationaltheater: Kamäleon, Das (bearbeitet von Klaus Gerlach), Berliner Klassik, hrsg. v. der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, 2003-2013. URL: https://berlinerklassik.bbaw.de/nationaltheater/theaterstueck/680.

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