Philipp der Zweyte, König von Spanien | Hr. Herdt |
Elisabeth von Valois, seine Gemahlin | Mlle. Maaß |
Don Carlos, der Kronprinz | Hr. Mattausch |
Alexander Farnese, Prinz von Parma, Neffe des Königs | Hr. Holzbecher |
Infantin Klara Eugenia, ein Kind | Mll. Benda d. jüng. |
Herzogin von Olivarez, Oberhofmeisterin |
Mad. Herdt |
Marquisin von Mondckar |
Mlle. Mebus |
Prinzessin von Eboli |
Mad. Bethmann |
Gräfin Fuentes |
Mlle. La Roche |
Marquis von Posa, Maltheserritter |
Hr. Beschort |
Herzog von Alba | Hr. Bessel d. jüng. |
Graf von Lerma, Oberster der
Leibwache |
Hr. Kaselitz |
Herzog von Feria |
Hr. Greibe |
Herzog von Medina Sidonia, Admiral |
Hr. Labes |
Don Raimund von Taxis,
Oberpostmeister |
Hr. Franz |
Domingo, Beichtvater des Königs |
Hr. Berger |
Mehrere Granden |
Hr. Benda etc. |
Ein Page der Königin |
Mlle. Unzelmann |
Graf von Kordua, Offizier von der
Leibwache |
|
Pagen des Königs |
|
Damen und Gefolge des Königs. Offiziere. Soldaten |
In diesem Trauerspiele ist
die Geschichte das Gewand, der Roman die Verbrämung. Philipp, Elisabeth, Carlos
stellen wahrhafte Karaktere auf: Eifersucht, weibliche Tugend und Liebe. Posa
und Eboli erscheinen als Schöpfungen der Phantasie, als Muster der männlichen
Stärke, der weiblichen Schwäche. Als Episode steht der Glaube an Freundschaft
da, und in dieser Episode liegt kein kleines Verdienst des Stücks. Sie
vollendet das Bild des Don Carlos; sie stellt ihn zwischen den Marquis und der
Königin, sie erhebt ihn zu beiden, denen er sonst zu sehr nachstände. Die Königin
liefert das schönste Bild. Sie steht über alles erhaben. Selbst Posa muß ihr
weichen. Sie ist die weibliche Tugend, ohne Gemisch von Ehrsucht und Selbsttäuschung.
Philipp ist mit treffender Wahrheit gezeichnet; in Härte, in Rache, in
Eifersucht groß und monarchisch. Er steht allein da, und handelt allein; stutzt
einen Augenblick über Posa und wird wieder Philipp. Herr Iffland gab den
Karakter mit großer Eigenthümlichkeit. Philipp hält jedes Gefühl der
Menschlichkeit, jeden Ausbruch der Leidenschaft für Schwäche. Sich und andere
zu beherrschen ist ihm zur Natur geworden. Sogar im Selbstgespräch und mit sich
allein, ist er nur König Philipp; tritt ihn nach schlaflosen Nächten, im Fieber
der Verläumdung, im Garne der Verrätherei, die stärkere Natur an, so weiß er
sie durch den noch stärkeren Zwang der Gewohnheit im Purpur zu besiegen. Daher
die angenommene Kälte in Hrn. Iffands Spiel; wer sie für natürlich hielte, würde
den Künstler unrecht verstehen. Hingegen die erhabene, die englische Rolle der
Elisabeth, dieses Meisterstück der Mad. Schröck, kommt ihr, wie sie der Rolle,
entgegen. Sie denkt, sie fühlt, sie spricht, sie giebt sie ohne die leiseste
Anstrengung. Don Carlos findet, eben durch die Ungleichheit dieser Rolle, an
Hrn. Rebenstein einen glücklichen Darsteller, voll Wahrheit und Werth. Carlos
ward von Schiller jugendlich gedichtet, wird von Hrn. Rebenstein jugendlich
gegeben, ohne Kunstkraft, ohne Anmaßung, ohne eigentlichen Zusammenhang; mit
Naturkraft, mit Feuer, unregelmäßig, und desto treffender. Es ist wo nicht Hrn.
Rebensteins erste, doch unstreitig eine seiner ersten Rollen, der er sich kühn
und sicher überlassen darf. Posa hingegen (Hr. Beschort, der musterhafte Posa)
muß berechnet seyn; er leitet das Ganze, den König, Carlos, die Königin. Er selbst bekennt es der Königin
sterbend:
Ich sah sie keimen, diese
Liebe, sah sie
In Carlos Herzen Wurzel
fassen. Damals
Stand es in meiner Macht sie
zu bekämpfen,
Ich that es nicht. Ich nährte
diese Liebe,
Ich wollt’ ihn führen zum
Vortrefflichen.
Die Sterblichkeit versagte
mir ein Bild,
Die Sprache Worte; da verwies
ich ihn
Auf dieses. Ja, ich kenne
meinen Carlos,
Und meine Bürgin, Königin, sind Sie.
Dessen ungeachtet
liegt viel Dunkelheit und Verwirrung in Posa’s Rolle. Er nährte unstreitig
Carlos frühere Liebe zu Elisabeth als sie noch frei war. Seitdem reisete er,
sah weder Elisabeth noch Carlos Jahre lang, erfährt bei seiner Zurückkunft
Carlos fortdauernde Liebe, schaudert mit dem Ausruf: O mein Gott! zurück, macht
aber bald darauf diese Liebe zur Grundlage seines Plans, aus Carlos etwas Großes
zu schaffen, weil er auf der Königin Tugend und Stärke baut. Dieser
Zusammenhang entgeht dem Leser, und noch mehr dem Zuschauer, und beide müssen
sich wundern, wenn sie ihn im 4ten Akt so reden hören, als wir eben gesehen.
Lauter Beweise, daß Don Carlos nicht auf einen Guß, sondern tagweise geschaffen
wurde. Den Anfang bildete Schiller, dem Portrait Philipps II. von Mercier nach;
das Uebrige – und beste, der Roman, Posa, Eboli, sind sein Werk und seine Schöpfung.
Hr. Mattausch
Mad. Schröck
Wilhelm
Lamperi
Hr. Rebenstein
Hr. Holzbecher
Hr. Bessel Sohn
Hr.
Blume
Hr. Labes
Hr. Kaselitz
Hr. Buggenhagen
Hr.
Beschort
Hr. Gern S.
Charl. Leist
Mad. Herdt
Mad.
Lanz
Mlle. Maaß
Hr. Rüthling
Nationaltheater: Don Carlos (bearbeitet von Klaus Gerlach), Berliner Klassik, hrsg. v. der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, 2003-2013. URL: https://berlinerklassik.bbaw.de/nationaltheater/theaterstueck/69.
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