Herr d'Orbesson, der Hausvater |
Iffland |
Herr d'Aulnoi, Comthur und Schwager des
Hausvaters |
Hr. Unzelmann |
Saint Albin, Sohn |
Hr. Bethmann |
Caecilie, Tochter des Hausvaters |
Mad. Bethmann |
Sophie, eine Unbekannte |
Mad. Fleck |
Germeuil, ein Freund des
Hausvaters |
Hr. Beschort |
Le Bon, Haushofmeister |
Hr. Greibe |
Clairet, Kammerfrau der Cäcilie |
Mll. Mebus d. 2te |
La Brie, |
Hr. Holzbecher |
Philipp, Bediente des Hausvaters |
Hr. Benda |
Deschamp, Bedienter des
Germeuils |
Hr. Bessel |
Frau Hebert, Sophiens Wirthin |
Mad. Sebastiani |
Frau Papillon, Putzhaendlerin |
Mad. Beschort |
Ein Arbeitsmaedchen der Frau
Papillon |
Mll. Benda |
Ein Gefreyter |
Hr. Deny |
Lange, vielleicht zu lange, hatte dieses Drama auf unserer Bühne geruht; so wie es gegeben wird, wäre es zu wünschen, es würde öfter gegeben. In den beiden ersten Akten ist Hr. Iffland, als Hausvater, unübertrefflich. Seine erste Scene mit seinem Sohne, vorzüglich die zweite so zerreißend-schauderhafte, seine Unterredung mit Sophien, entwickeln ein so tiefes Studium des Charakters, den es darstellt, daß, schon deswegen allein, die öftere Erscheinung dieses Stücks auf der Bühne eine Wohlthat wäre. Und dann, acht Tage später oder früher, der Deutsche Hausvater, mit allen seinen Schönheiten, zur Vergleichung. Die Fehler im Französischen sind bekannt: der Verdacht, den Vater und Sohn auf Germeuil werfen, unmotivirt; Ceciliens Stillschweigen, unbegreiflich; die 3 letzten Akte, zu lang und gehaltleer: sie müßten in einen zusammengezogen werden. Daher, der Vater in diesen 3 Akten zu schwach, der Comthur, allein wirkend; die Entwickelung gleich zu Anfang des 3ten vor Augen liegend; alles übrige Ausfüllung. Doch werden nicht alle diese Fehler durch die größeren Schönheiten der beiden ersten Akte bei weitem aufgewogen und weggewischt? Hier zeigt Herr Bethmann sich in seinem ganzen Feuer, im ganzen Feuer seines Originals. Man war mit dem Beifall zu geizig. Er hätte ihn zehnfach verdient. Der Comthur, so sehr er gefiel, legt in seine Rolle nicht die Würde seines Standes, seines Alters, seiner kaltblütigen Boshaftigkeit. Er muß so seyn, daß ihn der Hausvater in seinem Hause dulden darf, ohne den Anschein zu haben, ihn aus Eigennutz zu dulden. Er muß fein-boshaft, langsam-quälend, nicht ohne Maske – Herr im Hause seyn, sich nicht der Gefahr aussetzen, als ein vorsätzlicher Unruhstifter aus dem Hause gewiesen zu werden. Die Bosheit muß er mit dem Mantel der Theilnahme bedecken, als langgewohnter Rathgeber und Tadler, nicht als Tyrann und gefürchteter Erblasser erscheinen. Mad. Fleck rührte durch Sprache und Spiel. Ihr erster Anblick sprach nicht eben zu ihrem Vortheil: sie hatte ihren Anzug nicht richtig gewählt. Die übrigen Rollen griffen in das Ganze ein, u. gaben der Vorstellung Vollständigkeit und Ründung. – In Herrn Ifflands Spiele ist noch ein Zug nachzuholen, den er so lebendig, so interessant auszumalen wußte: seine Liebe zu seiner verstorbenen Gemalin. Diese Liebe benutzt er zur Erklärung, zur Entschuldigung seiner vielleicht zu weit getriebenen, und so schwer zu überwindenden Schwachheit gegen seine Kinder und seinen Pflegling. Diese Liebe ist die Grundfarbe, auf welcher das ganze Gemälde seines Charakters aufgeführt wird. Wenn er von seiner Gattin spricht, wenn sein Sohn von ihr spricht, o wie lebt und webt er in dieser Erinnerung! Daß ein solcher Vater die Verbindung seines Sohnes nicht zugeben will, daß seine Tochter es für ein Verbrechen hält, die Geliebte ihres Bruders vor einem solchen Vater zu verbergen, ist heutiges Tages unbegreiflich: Zu Diderots Zeiten überschrie das Vorurtheil der Mißheirathen die Gefühle des Herzens und die Stimme der Vernunft.
Nationaltheater: Hausvater, Der (bearbeitet von Klaus Gerlach), Berliner Klassik, hrsg. v. der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, 2003-2013. URL: https://berlinerklassik.bbaw.de/nationaltheater/theaterstueck/109.
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