Tod des Herkules, Der

Sparte/Genre:
Melodrama
Personen:
Komponist:
Johann Friedrich Reichardt

Liste der Aufführungen

Aufführungsdatum: 10.04.1802
Rezensionen
Ort der Aufführung::
NT S1
Nationaltheater von A-Z:
Der Tod des Herkules, Melodrama mit Chören, vom K. Reichardt
Quelle:
Annalen 1802, S. 303
weitere Informationen:
Zum Erstenmale;
[davor: Das Räuschgen]
Rezension:
Zeitung:
Eunomia
Aufführungsdatum:
1802-05-01
Nummer:
1802, 2. Jg. 1. Bd.
Seite:
466-468
Autor:
gez.: Gh

Herkules, ein Monodrama von Reichardt, wurde auf den 10ten April auf dem Nationaltheater   zum erstenmale aufgeführt. Motto: Wenn alle Bäume Schreiber wären, und alle Aeste Schreibfedern, und alle Berge Bücher, und alle Wasser Dinten, noch könnten sie den Jammer und Elend nicht genugsam beschreiben, den Lucifer mit seinen Engeln in diesen Locum gebracht hat. S. Jacob Böhmens Aurora oder Morgenröthe im Aufgange. 16. 26.       Wer die Erscheinung dieses Stücks auf unserer National-Schaubühne ansah, wird sicher nur einzig von dem kunstvollen, geistreichen Spiele Ifflands durchdrungen seyn, und zugleich denselben bedauren, daß er es unternahm, einen geistlosen Stoff, für welchen er nicht geschaffen ist, beleben zu wollen. Man hat Herrn Iffland oft getadelt, daß er den Pygmalion spiele; ob er gleich sicher der Einzige ist, welcher, wenn man dieses letztere Stück hier einmal verlangt, jene schwierige Rolle darzustellen vermag. Pygmalion belebt die Statue, aber Iffland wird es nie erlangen, dem Herkules Leben einzuathmen, welchen der Dichter auf eine grausame Weise todt schlug.     Herkules auf dem Octa, sein Tod und seine Vergötterung, die ganze Situation ist sicher ein herrlicher Stoff zu einem Monodrama. Selbst die strenge Kritik, welche vielleicht diese ganze Gattung von plastischen Gedichten nicht toleriren kann, würde bei diesem Gegenstande durch die erzeugte Wirkung auf die Zuschauer zum Stillschweigen gebracht seyn.     Der Dichter dieses neuen Stücks hat die vorhandenen Quellen, den Sophokles und den Ovid, gelesen, aber nicht verstanden. Er hat aus Stollbergs und Vossens Uebersetzung Worte und einzelne Stellen übertragen, und den Geist auf eine unverantwortliche Weise verloren gehen lassen. Es ist jedem, der auch nur mit dem gewöhnlichsten Gefühle, ohne alle Ahnung von dramatischer Kunst, den erstgenannten großen Tragiker liebt, einleuchtend, daß bei der ganzen Mythe das wahre Tragische auf keine Weise in dem Herkules selbst liegt und liegen konnte. Mit der von dem Orakel vorhergesagten Vollendung würde sonst der Dichter in einen alle Wirkung vernichtenden Widerspruch gerathen seyn. Von diesem allem wußte der Verfasser dieses Stücks nichts. Er läßt den Herkules auftreten, einige Bruchstücke aus seiner Biographie unter seltsamen Exclamationen erzählen, die Chöre des griechischen Volks, der Jünglinge und Mädchen einige korrespondirende Floskeln absingen, einen Scheiterhaufen errichten, eine Rakete denselben anzünden; und dann den Vorhang fallen. Wahrlich man wünscht bei dem Ausrufe: Ihr Parzen zerreißt mich! daß Herkules mögte längst zerrissen seyn, damit er durch diese neue Schmach nicht zerstümmelt werde.     Herr Iffland opferte alle seine Kräfte auf, um den Zuschauern einen reinen Genuß zu gewähren; aber wenn dies auch möglich gewesen wäre, so unmöglich es in anderer Rücksicht war, so hatte wohl der Dichter dafür gesorgt, daß diese Möglichkeit nicht erreicht wurde. Indem das Publikum jenes kunstreiche Spiel beklaschte, beklagte es überall eine Theaterdirektion, welche ein solches Stück für die Bühne aufnahm: ein Schritt, der sich damit entschuldigen läßt, daß nich immer die Zahl der Dichter, welche das musikalische Drama bearbeiten, so unendlich klein ist. Was man auch wider unsere trivialesten Operetten sagenmag, sie erkühnen sich doch nicht mehr, die großen Vollendungen der griechischen Vorwelt als läppische Karrikaturen zu verunstalten.                                                                                           Gh.  

Aufführungsdatum: 12.04.1802
Ort der Aufführung::
NT S1
Nationaltheater von A-Z:
Der Tod des Herkules
Quelle:
Annalen 1802, S. 303
weitere Informationen:
[davor: Die Entführung]

Nationaltheater: Tod des Herkules, Der (bearbeitet von Klaus Gerlach), Berliner Klassik, hrsg. v. der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, 2003-2013. URL: https://berlinerklassik.bbaw.de/nationaltheater/theaterstueck/153.

Link zu den API-Daten: https://berlinerklassik.bbaw.de/api/nationaltheater/theaterstueck/153