Hamlet

Sparte/Genre:
Tragödie
Personen:
Autor:
William Shakespeare
Bearbeiter:
August Wilhelm Schlegel

Liste der Aufführungen

Aufführungsdatum: 15.10.1799
Ort der Aufführung::
NT
Nationaltheater von A-Z:
Hamlet, Prinz von Dänemark. Sch. in 5 A. In Uebersetzung von Shakespeares Original, ohne Auslassung, v. Schlegel
Quelle:
SBBPK Ms. boruss., Quart 180
weitere Informationen:
Zum Geburtsfeste Sr. Kgl. Hoheit des Kronprinzen
zum erstenmal
Aufführungsdatum: 18.10.1799
Ort der Aufführung::
NT
Nationaltheater von A-Z:
Hamlet
Quelle:
SBBPK Ms. boruss., Quart 180
Aufführungsdatum: 28.10.1799
Ort der Aufführung::
NT
Nationaltheater von A-Z:
Hamlet
Quelle:
SBBPK Ms. boruss., Quart 180
Aufführungsdatum: 03.11.1799
Ort der Aufführung::
NT
Nationaltheater von A-Z:
Hamlet, Prinz von Dänemark. Sch. in 5. A. v. Shakespeare, übersetzt v. Schlegel
Quelle:
SBBPK Ms. boruss., Quart 180
Aufführungsdatum: 23.02.1800
Ort der Aufführung::
NT
Nationaltheater von A-Z:
Hamlet, Prinz von Dänemark. Sch. in 5. A. von Shakespeare übersetzt von Schlegel
Quelle:
SBBPK Ms. boruss., Quart 180
Aufführungsdatum: 17.11.1800
Ort der Aufführung::
NT
Nationaltheater von A-Z:
Hamlet, Prinz von Dänemark. Ein Schauspiel in fünf Aufzügen (In Uebersetzung von Shakespear's Original ohne Auslassung von A. W. Schlegel.)
Quelle:
ThZ LAB
Rollenfeld:
Hr. Berger
Mad. Böheim
Hr. Beschort
Hr. Iffland
Mad. Unzelmann
Hr. Schwadke
Hr. Bethmann
Hr. Herdt
Hr. Kaselitz
Hr. Ambrosch
Hr. Eunike
Hr. Labes
Hr. Bessel d. jüng.
Hr. Franz
Hr. Leidel
Hr. Greibe
Hr. Böheim
Hr. Bessel
Mad. Herdt
Hr. Benda
Hr. Rau
Hr. Lattig
Hr. Lemcke
Hr. Unzelmann
Hr. Reinwald
Hr. Holzbecher
Hr. Rüthling
Hr. Leist
Aufführungsdatum: 20.03.1801
Ort der Aufführung::
NT
Nationaltheater von A-Z:
Hamlet, Prinz von Dänemark. Sch. in 5 A. v. Shakespeare übersetzt von Schlegel
Quelle:
SBBPK Ms. boruss., Quart. 180
Aufführungsdatum: 06.07.1801
Ort der Aufführung::
NT
Nationaltheater von A-Z:
Hamlet, Prinz von Dänemark. Sch. in 5. A. v. Schakespeare, übersetzt v. Schlegel
Quelle:
Ms. boruss., Quart 180
Aufführungsdatum: 22.08.1802
Ort der Aufführung::
NT S1
Nationaltheater von A-Z:
Hamlet, Prinz von Dänemark, Schauspiel in 5 Akten; übersetzt von Herrn Schlegel
Quelle:
VZ 1802, Nr. 100
Aufführungsdatum: 23.02.1803
Rezensionen
Ort der Aufführung::
NT S1
Nationaltheater von A-Z:
Hamlet, Prinz von Dänemark
Quelle:
VZ 1803, Nr. 23
Rezension:
Zeitung:
Vossische Zeitung
Aufführungsdatum:
1803-02-26
Nummer:
25
Autor:
ungez. [Casimir Ulrich Boehlendorff]

So wie Schlegel Shakespeare den Deutschen gegeben, hat er sich dadurch ein unzerstörbares Denkmal errichtet. Mit inniger Kraft hat er den Geist des unsterblichen Dichters sich eigen gemacht, unserer Sprache eine neue Gewalt verliehen, den künstlichen Versbau mit melodischem Reitz ausgestattet. Alle Gestalten treten nicht bloß deutlich und lebendig hervor, sondern, indem sie kräftig und ganz sich verkünden, sind die feinsten Schattirungen unter dem sanftesten Schmelz, ein frisches Leben athmend, besonnen, zart, und doch mit kühnem Sinne aufgetragen. Ein reiner hoher Geist waltet über der ganzen Dichtung, und gebietet Achtung für den Meister, der diesen Geist von sich ausgehen ließ! Schlegel hat Shakespeare ganz wiedergegeben; Dank ihm, daß er das gethan hat: Die Lesewelt würde an jeder verlornen Zeile einen Raub leiden. Ob aber Shakespeare’s Stücke auf unsern Bühnen ganz erscheinen können und sollen, darüber verstattet der enge Raum nur einige Bemerkungen. Ueberhaupt aber ist das eben so schwer zu entscheiden, als die Frage: ob Shakespeare, wenn er jetzt mit dem Zwecke, daß seine Werke aufgeführt werden, schreiben wollte, seinen Schauspielen denselben Zuschnitt lassen würde, den sie wirklich haben? Ausgemacht ist es, daß diese immerwährenden Veränderungen des Orts, diese Sprünge in der Zeitrechnung, die Häufung der Mittel und Personen, die Imagination des Zuschauers unangenehm unterbrechen.
Soll aber Hamlet ganz so wie Shakespeare ihn hinterlassen hat, auf der jetzigen Bühne gegeben werden: so würden einer solchen Vorstellung besondere Veranstaltungen vorausgehn müssen. Die Schauspieler würden theils ihre Darstellung in einem weit erhöhteren Sinne, mit poetischem Gefühl und erhabenem Style geben müssen. Die sogenannten untergeordneten Rollen müßten über die Verschiedenheit der Charaktere wohl und faßlich unterrichtet werden, damit sie diese wahr und geläufig geben lernten. Die Höflinge müßten sich von den ritterlichen Kriegern, diese von den Trabanten und die Schauspieler wieder von allen Uebrigen genau und merklich auszeichnen. Hamlets Getreue müßten überall in schwärmerischer Anhänglichkeit an ihn und seine Sache mit der Förmlichkeit des alten Hofes abstechen. Wo Hamlet erscheint, müßte der Zwiespalt am Hofe sichtbar werden, indem seine Worte, seine Accente, Bewegung und Schritte – überall Beobachtung, hier Sorge, dort Schadenfreude, anderwärts Flüstern und Deuten hervorbringen. Jedermann sieht die lastende Gewitterwolke über dem Hofe, fühlt in dumpfer Schwüle die nahe Entladung, und ist angstvoll gespannt, wo sie einschlagen werde. Fremdheit, Feierlichkeit und Beklommenheit wachsen mit dem Fortgange der Handlung, und drängen auf abentheuerliche Weise der Entwickelung zu. Die Dekorationen, die Kleidung, das Benehmen müßte aus jener Zeit seyn, und nicht leichthin genommen werden. Kein gepudertes Haar, kein Anzug, der zwischen dem des Mittelalters und einem Ballhabit in der Mitte ist; keine Verneigungen und Gesten, wie sie in unsern leichten Cirkeln üblich sind, kein verschliffener Konversationsdialog. Gehalt in der Sprache, Mark im Tone, Welt in den Accenten, Gedanken im Blick, tiefer Sinn auf der Stirn, gesparte Bedeutung in den Bewegungen, Herrschaft im Schritt, Wahrheit und Anmuthigkeit in der Woge hoher Ahnungen – dieser Geist muß über der Vorstellung eines solchen Werkes walten. Jedermann, der kommt und geht, muß die Bedeutung seines Kommens und Gehens mit sich bringen, und mit sich hinwegnehmen. Niemand muß bloß hersagen und erzählen; er muß das sein und darstellen, was der Mensch ist, den er lebendig hinstellen soll. Gewisse große Momente verbieten sogar die Accentuation, welche durch diese nur kleinlich werden. Es giebt eine tragische Melodie von hoher Einfachheit. Wenige aber verwandte Haupttöne, in feierlicher Bebung, wie Glockengeläut über das Land tönt, und in jeder Brust allgemein empfunden wird, wirken und schaffen in allen eine Gewalt. Dies alles ist nicht zu berechnen oder zu gebieten; wohl aber kann sorgfältige Vorbereitung das hinwegräumen, was aus Mangel an Veranstaltung während der Darstellung das Genie abtödtet und seine Blitze entkräftet. Eine Vorstellung dieser Art fordert lange Vorübung, und mehrere Ruhetage vor und nach der Aufführung. Sie würde daher ungewöhnlich große Kosten durch Aufwand und Entsagung veranlassen, bis halb zwölf Uhr dauern, und es ist die Frage: wie die Bühne für diese Verwendung, wie für den baaren Verlust entschädigt, und wie das Publikum das Ganze aufnehmen würde. Wahrscheinlich müßte das große Publikum eben so sorgfältig bereitet werden, zu empfangen, als die Schauspieler tüchtig gemacht werden müßten, zu geben. – Die bestehende Einrichtung und ihr Fortgang hat allerdings wohl diese sämmtlichen Vorbereitungen nicht zugelassen, da sie vermißt wurden. Die Vorstellung des Hamlet hat kein Ideal erfüllt, hat es nicht erfüllen können. Deshalb ist auch von der Vorstellung, wie sie nun war, weiter nichts zu sagen. – Nur soviel, als von jeder Vorstellung in der Kürze zu sagen ist. Herr Beschort hatte mehrere verdienstliche Momente, um so verdienstlicher, da er zum Theil gräßlich umgeben ist. Mad. Unzelmann versagte den frühern Scenen ihren Antheil, leistete die Scenen des Wahnsinns wie eine große Künstlerin, und wenn sie Wahnsinn der Heroin statt des Wahnsinns des liebekranken Mädchens, der durch den Mord des Vaters mit gebrochenem Herzen verwaisten Tochter gewählt hat: so kann die Künstlerin, welche zugleich Nina ist, vollwichtige Gründe haben, weshalb sie diese Scheidewand bestimmt. Die Herren Schwadke, Kaselitz und Bethmann bewiesen Ernst. Herr Unzelmann gute Laune; Herr Herdt Pünktlichkeit. Die Uebrigen thaten das ihrige als wohlgesinnte Dienstmänner, ohne Vernachlässigungen aber außer aller Verbindung. Herr Berger wollte das Zusammengeflickte seines Hader-Königs ausbessern. Man sehnt sich dennoch nach einem andern Herrscher; indeß muß man bemerken, daß er verbessern wollte. Der Dichter und das Parterre haben diesen Monarchen zu sehr Preis gegeben, und jeder, der das Unglück hat, mit der Krone im Schnappsack so oft vor dem Auge der Versammlung herumspatziren zu müssen, wird dessen üble Laune erregen, wenn er auch besser regiert als Herr Berger. Dieser hat nun wirklich die lauten Ermahnungen des Publikums dazu benutzt, diese Rolle gut zu lernen. – Der plötzliche Tod beider Majestäten erregte eine mäßige Bewegung der anwesenden Leibwache, Hamlets Dahinsinken aber vollends kein Lebenszeichen, es müßte denn religiöses Nachdenken über die Nichtigkeit der Dinge obgewaltet haben. – Die Erscheinung des neuen Regenten Fortinbras ward ohne weiteres Umsichsehen angenommen. Dies kann man den Schauspielern so wenig als dem Herrn Grafen in der Komödie aus dem Stegereife übel nehmen, denn sie wissen, wie jener: »daß alles nur Spaß ist.« Auch ward es spät, und sie mochten wohl die Leute nicht länger aufhalten. Der junge Oßrick, als ihm aufgetragen wurde, die Trauermusik erschallen zu lassen, ging, um ehrlich zu bestellen, dahin, von wo ab man nachher die Musik nicht hört; – es war der Weg nach Hause! – Nur Herr Kaselitz, als Gustav, sprach nach Hamlets Tode herzlich und Herr Bethmann mit Antheil, obgleich bei weitem nicht genug ergriffen von dem Schauermahle, was der Tod sich unter diesen Königen bereitet hatte. – Er sagt: »vier Hauptleute sollen ihn auf das Trauergerüste tragen.« – Was geschieht? – Die Hauptleute bleiben unbeweglich; keiner reicht seine Hand dem geehrten Todten. – Vier Lakaien packen ihn auf, und alle übrige treten den Marsch kalt und gefaßt an. – Jedermann ist von Bedeutung, der im Hamlet erscheint. Die Bühne – wie jedes Verhältniß – hat der Personen von Bedeutung wenig. Daher eine Bearbeitung Shakespeare’s auf die Bühne, nicht den ganzen Shakespeare. – Möchte Schlegel dieses Werk unternehmen!!

Rezension:
Zeitung:
Haude- und Spenersche Zeitung
Aufführungsdatum:
1803-02-26
Nummer:
25
Autor:
gezeichnet: R. [Garlieb Merkel]

Es ist schwer, irgend einen nur halb scheinbaren Grund aufzufinden, warum man dem Publikum das treffliche Stück dadurch verleidet, daß man es in seiner längst veralteten Gestalt giebt, mit allen seinen Auswüchsen und Plattheiten. Selbst auf dem Englischen Theater werden diese schon weggelassen: wie kann man es einem Deutschen Publikum zumuthen, sich damit zu unterhalten? Wollte man recht einleuchtend machen, wie lächerlich jene Manie ist, die selbst wo Shakespear gähnt, einen witzigen Einfall darin sieht, selbst seine oft so flachen Wortspielereien für göttlich hält: so hätte man es mit ein Paar Vorstellungen sollen genug sein lassen, und dann zu der alten Schröderschen Bearbeitung zurückkehren, allenfalls mit Beibehaltung der Worte einer neuern Uebersetzung: aber das Publikum nun beständig mit der altfränkischen, unausstehlichen From zu behelligen, ist unrecht.
Die Darstellung war meistentheils unausstehlich. Madame Unzelmann allein that, als Ophelia, ihrer Rolle Genüge; sie war, besonders in der Scene des Wahnsinnes, bewundernswürdig. Der Charakter des Hamlet dagegen wurde durchaus verfehlt. Der sonst sehr verdienstvolle Künstler, der ihn spielte, ließ nicht eine Spur von dem Tiefsinn sehn, den Hamlets ganzes Aeußere verrathen und der seinem Erscheinen in den meisten Scenen etwas Feierliches, – nichts von der wilden Heftigkeit, die ihm in den leidenschaftlichen Momenten, das Ansehen eines Begeisterten geben muß. Der Schauspieler kam fast nicht aus dem Conversationstone und sprach nur zuweilen etwas hitzig. Ihm scheint die Energie, die diese Rolle fordert, zu fehlen. Von den übrigen Personen ist es am besten gar nicht zu sprechen: alle schienen gleichsam zu Boden gedrückt, von der Abentheuerlichkeit der Aufgabe, die ihnen gemacht war. Das verdient indeß mit Dank bemerkt zu werden, daß Madame Böheim diesmal die Königin mit größerer Natürlichkeit spielte, als sie sonst Rollen der Art zu machen pflegte.
Was die Uebersetzung des Shakespeare betrift, nach welcher hier Hamlet gespielt wird: sie hat das zweideutige Verdienst mit einer précision flamande alles das beibehalten zu haben, was frühere Uebersetzer von feinerem und richtigerm Geschmack zu übertragen verschmähten. Wieland und Eschenburg gaben sich nicht die Mühe, an müßigen Wortspielen und frostigen Anspielungen auf längst vergeßne Dinge, durch die der Genuß der erhabenen, genialischen Züge in den Shakespearschen Werken so oft gestört wird, künsteln zu wollen: sie schnitten sie weg. Der neuere Uebersetzer fühlte sich gerade von diesen Sächelchen am meisten angezogen, fand für seine Talente in ihnen den angemessensten Uebungsplatz, schnitzelte con amore an ihrer Nachbildung, und – und erwarb sich eine Art von Uebersetzerruhm dadurch. Er ist gewohnt, wohlfeil einzukaufen. Nennt man ihn doch wohl gar wegen der poetischen Bouquets, die er sich aus Dichtern zusammenlas, selbst hier und dort einen Dichter, obgleich er schwerlich mehr Verdienste dabei hat, als das eines literarischen Sträußermädchens. R.

Nationaltheater: Hamlet (bearbeitet von Klaus Gerlach), Berliner Klassik, hrsg. v. der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, 2003-2013. URL: https://berlinerklassik.bbaw.de/nationaltheater/theaterstueck/257.

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