Iphigenie auf Tauris

Sparte/Genre:
Schauspiel
Personen:
Autor:
Johann Wolfgang von Goethe

Liste der Aufführungen

Aufführungsdatum: 27.12.1802
Rezensionen
Ort der Aufführung::
NT S1
Nationaltheater von A-Z:
Iphigenie auf Tauris, Schauspiel in 5 Akten
Quelle:
weitere Informationen:
[zum erstenmale und zum Benefiz für Madame Unzelmann
[danach: Alexis]
Rollenfeld:

Iphigenie: Mad. Unzelmann

Thoas, König der Taurier: Hr. Iffland

Orest: Hr. Mattausch

Pylades: Hr. Beschort

Arkas: Hr. Labes

 

Rezension:
Zeitung:
Haude- und Spenersche Zeitung
Aufführungsdatum:
1803-11-30
Nummer:
156
Autor:
gez. R. [Garlieb Merkel]

Iphigenia in Tauris, von Göthe, als Benefiz für Madame Unzelmann.
Schon durch den bloßen Gedanken, dem Publikum dieses Gewebe entzückendschöner Dialogen auf der Bühne zu geben, verdiente die Künstlerin, die ihn hatte, das beinahe überfüllte Haus. Er ist äußerst lobenswerth, nicht nur weil er dem Publikum einen seltenen Genuß verschafte, auch weil er in vielen Rücksichten zur Berichtigung der herrschenden Vorstellungen dienen kann. Es ist gut, das glänzende Verdienst den Augen des Publikums so nah als möglich zu rücken: damit es, von der einen Seite, es ganz schätzen lerne, von der andern, vor der Vergötterung desselben, gesichert werde.
Den Werth dieses Gedichtes auseinander setzen zu wollen, wäre sehr überflüssig: wer kennt die deutsche schöne Literatur auch nur einigermaßen, und bewundert es nicht längst? Wer kann, wenn er es einmal las, es je wieder vergessen? Wen entzückte nicht schon in der Charakterschilderung Iphigeniens, das hinreißende Bild der edelsten, zartesten Weiblichkeit? Wen bezauberte nicht die Reihe eben so lieblicher, als glänzender Gemälde, die einander in diesem Werke so nahe folgen, und die volltönende harmonische Diktion, mit welcher sie aufgestellt sind? Der einzige etwas neue Gesichtspunkt, aus dem sich Iphigenia etwa noch betrachten ließe, wäre der, ihres Verhältnisses zu eigentlichen dramatischen Werken. Sollte eine zweite Darstellung statt finden, so wird man vielleicht hier darüber etwas sagen.
Die theatralische Ausführung eines Gedichtes, wie Iphigenia, ist eine der schärfsten Proben, auf welche die Talente und die Kunst mimischer Künstler gesetzt werden können. Berlin hat die Berechtigung, auf seine Bühne sehr stolz zu sein, nachdem sie diese Probe glänzend bestanden hat.
Mdme. Unzelmann selbst machte Iphigenia. Sie nahm die Rolle nicht ganz so hoch idealisch, als sie genommen werden kann; sie gab nicht sowohl die erhabene Tugend-Schwärmerin, die nur durch die sorgfältigste Wachsamkeit über sich, ruhige Haltung gewinnt, als die edle, reine, großdenkende Frau, und dabei gewann die Darstellung gewiß. Iphigenia flößt so viel zartere Theilnahme ein. Mit der lieblichsten, rührendsten Modulation der Stimme, mit der richtigsten Deklamation und dem Minenspiel einer Grazie, sprach sie ihre schöne Rolle. Das Detail des Costüme, so lang’ es nicht zu große Verstöße enthält, und die geschmackvollen Damen es selbst wählen –, ist nicht leicht Gegenstand des Kunstrichtens; wenn aber das Stück so wichtig ist als die Iphigenia und das Costüme sich zu offenbar von dem guten Geschmack entfernt, so hat die Kritik darüber mitzusprechen. Iphigeniens Putz war aus grellen Farben zusammengesetzt, die Stickerei ihres Kleides nach dem Ausspruch einer sehr geist- und geschmackvollen Autorität, – geschmacklos. In Paris (und so auch in Weymar, unter den Augen des Verfassers) tritt Iphigenia in einer ganz weißen, mit Silber gestickten Tunike auf, mit einem eben so verzierten Schleier und ohne Haarschmuck. Ob dieses nicht in edlerm Geschmack ist, als eine dunkelfarbigte, sammtene Haarbinde, ein Purpur-Schleier und eine farbigte Stickerei in weißem Kleide? – Iffland ließ uns im Thoas den schmucklos-edeln, kraftvollen Mann erblicken, und verdiente vorzüglich dadurch Bewunderung, daß er, ohne irgendwo Rauhheit zu zeigen, überall anzudeuten wußte, daß sein großherziges Betragen ein mühsam erkämpfter Sieg über angestammte Rauhheit sei. – Herr Beschort als Pylades sprach und spielte meisterhaft. Er hat überhaupt die leichte und doch feste Haltung, welche edle Charaktere dieser Art fordern, ganz in seiner Gewalt, aber nirgend hat er sie schöner angewandt und gezeigt, als hier. Ueberall stellte er den wohlgemutheten, freien, aber zugleich kräftigen Sinn dar, der für die tiefsten Gefühle Empfänglichkeit hat, aber sich selbst in keinem derselben verliert. – Herrn Mattausch fehlt noch die Gewalt über sich selbst, sich immer zu stürmischer Bewegungen zu enthalten, wo sie nicht gefordert werden: aber dieses abgerechnet, sprach und spielte er den Orest sehr gut. – Das Einzige, was den Genuß der Darstellung einigermaaßen störte, war, daß der Pastor aus den Jägern den unpriesterlichen Einfall gehabt, sich in den Scythen Arcas zu verkleiden. R.

Aufführungsdatum: 31.12.1802
Rezensionen
Ort der Aufführung::
NT S1
Nationaltheater von A-Z:
Iphigenie auf Tauris, Schauspiel in 5 Akten
Quelle:
weitere Informationen:
zum erstenmal wiederholt
Rollenfeld:

Iphigenie: Mad. Unzelmann

Thoas, König der Taurier: Hr. Iffland

Orest: Hr. Mattausch

Pylades: Hr. Beschort

Arkas: Hr. Labes

 

Rezension:
Zeitung:
Haude- und Spenersche Zeitung
Aufführungsdatum:
1803-01-04
Nummer:
2
Autor:
ungez. [Merkel]

Die Beurtheilung der ersten Darstellung dieses Stückes hat dem Verfasser derselben die Rüge zugezogen, er sei zu schonend verfahren. Ein Vorwurf dieser Art ist ihm zu neu, als daß er ihn nicht mit Vergnügen schweigend ertragen würde, läge nicht eine Ungerechtigkeit gegen sehr verdienstvolle Künstler darin. In dieser Rücksicht hält er es für Pflicht, sich nach der zweiten Darstellung zu rechtfertigen. – Man hat Ifflands Ausführung des Thoas zu civil und weichlich gefunden: ein Scythen-König, meint man, hätte rauher, tobender erscheinen müssen; – aber man übersieht bei diesem Vorwurf, wie der Dichter diesen Scythen-König gemalt hat, daß ihm der ganze Karakter völlig verunglückt ist. Thoas hat die unbekannte Jungfrau gütig, menschenfreundlich aufgenommen, sie seit einer langen Reihe von Jahren mit der ausgezeichnetesten Ehrfurcht, so sorgfältig behandelt, daß sie ihn ihren zweiten Vater nennt; er ist ein sehr edler Mann. Er hat auf ihre Vorstellung die Menschenopfer eingestellt. Jetzt wirbt er um ihre Hand, und da sie ihm diese abschlägt, will er die Opfer wieder einführen: er ist ein niedriger, rachsüchtiger, ein schwacher Mensch. Hatte Iphigenia ihn durch Gründe bewogen, den unmenschlichen Gebrauch abzuschaffen, so galten diese Gründe noch. Hatte sie ihn blos durch zärtliche Bitten einer Sitte untreu machen können, die er für heilig hält: wie schwach! Hält er diese Sitte nicht für heilig und nothwendig: wie gemein, sich für eine Abweisung auf Kosten unschuldiger Fremdlinge, durch ihre Herstellung rächen zu wollen! – Er entdeckt, daß Iphigenia entfliehen will; die Fremdlinge, die sie ihm entführen wollen, gerathen in seine Hände: er hat die Gewalt über sich, ihnen zu verzeihen, ja die Geliebte selbst, um ihres Glückes willen, hinziehen zu lassen. Der große, edle Mann! ruft man aus; – aber wenn man sich erinnert, daß es eben durch diese edle Handlung völlig bestätigt wird, er halte das Menschenopfer nicht für ein unverbrüchliches Gesetz, er habe sie nur aus gemeiner Rachsucht wieder einführen wollen, so begreift man nicht, wie ein und derselbe Mann in zwei so völlig verschiedenen Weisen handeln kann, – wenn der darstellende Künstler nicht aus ihm einen fast empfindsamen Schwächling macht, der von dem augenblicklichen Eindrucke abhängt. Ein Mann der im Zorn seinen ganzen Edelmuth vergißt; bei sanftem Zureden völlig seine Wildheit verliert, ist auf jeden Fall kein starker und Iffland hat mit seinem gewöhnlichen Scharfblick das einzige Mittel ergriffen, überhaupt einigen Zusammenhang in diesen Karakter zu bringen, der wie die Bildsäule, die Belsazer im Traume sah, aus Gold und Thon zusammengesetzt ist. – Man hat das Lob zu groß gefunden, das Herrn Beschort ertheilt wurde: »er habe nicht Würde genug gezeigt.« Würde? Dem Einsender schwebte wahrscheinlich der Pylades des Alterthums vor, jener hochherzige Jüngling von hohem Geist und Werth, der alles aufopferte, um mit dem unglücklichen Freunde auch das höchste Elend zu theilen. Er übersah, daß der Pylades dieses Stückes ein geschmeidiger Attaché ist, der sich’s gar nicht denken kann, was aus ihm geworden wäre, wenn sein Prinz nicht lebte; der die Schmeichelei so weit treibt, dem Muttermörder zu sagen, »er solle den Göttern danken, daß sie so früh durch ihn so viel gethan;« der der theilnehmenden Priesterin ganz ohne Noth eine Lüge sagt, denn warum er aus dem Muttermörder einen Brudermörder, aus dem Königssohn Orest einen Königssohn Laodamas macht, leuchtet gar nicht ein, – wenn er es nicht etwa thut, um eine interessante Erkennungsscene einzuleiten. – Herr Beschort brachte grade so viel ruhige Würde in diese Rolle, als sie verträgt.
Den Tadel des grellen Costüme’s, in welchem Iphigenia auftrat, billigte man um so mehr, da eine gewisse ganz weiße Kleidung, die man als unzertrennlich von dieser Rolle, betrachtet, ganz bestimmt à l’Iphigénie genannt wird. Aber gerade in diesem Punkte hat der Verf. große Lust, sein Urtheil zu mildern. Das Publikum muß in der theatralischen Person die Schauspielerin vergessen, aber – dieser kann man es nicht übel nehmen, wenn sie auf ihre Persönlichkeit Rücksicht nimmt. Wie wenn Mdme Unzelmann lieber die Iphigenia etwas inkorrekt, als nicht gefallend geben wollte? Hätte sie nicht Recht gehabt?
Die zweite Darstellung war so trefflich, als die erste, ja in mancher Rücksicht noch besser. Mdme Unzelmann sprach noch kräftiger und edler als das erstemal. Herr Mattausch wachte strenge über sich, nicht zu viel durch den Körper zu sprechen, und das allein hatte gefehlt, um seine Darstellung durchaus schön zu machen; – Herr Labes endlich, als Arkas, sprach mit freierer kräftigerer Modulation der Stimme als das erstemal – Der Beurtheiler hat versprochen, etwas über das Verhältniß dieser bewundernswürdigen Dichtung zu den wirklichen Dramen zu sagen. Er hatte die Absicht darüber ausführlich zu reden: aber da schon bei der zweiten Aufführung das Haus ziemlich leer war, muß er befürchten, einem großen Theil des Publikums durch weitläuftige Erörterung einer abgemachten Sache, lästig zu werden. Er begnügt sich also, eine einzige Bemerkung aufzustellen.
Das Wesen des Dramas besteht eigentlich in der Handlung: das heißt, wir müssen in demselben eine Begebenheit durch einander bekämpfende Gefühle und Leidenschaften einleiten, verwickeln, fortführen, – endlich auf eine befriedigende, erhebende Weise vollenden sehn. Von allem diesem trift man in der Iphigenia nichts an. Orest findet seine Schwester in einem fremden Lande; er will sie heimführen: seine Absicht wird entdeckt, aber sie beredet den König, sie gleichwohl ziehen zu lassen. Das ist ein ganz einfacher Vorgang, der gar keine Verwickelung hat, der durch keine einzige Leidenschaft motivirt wird. Ja, es ist gar keine Leidenschaft in dem ganzen Stücke: denn dem gelassenen, kaltblütigen Wunsch des Königs, Iphigenien zu heirathen, wenn sie keine Gelegenheit finden sollte, nach Hause zu reisen, gebührt dieser Name nicht; und die einzige Verwickelung, was nehmlich über die Bildsäule Dianens zu beschließen sey, fließt nicht aus einer Leidenschaft, sondern aus einem Mißverständnisse her, und wird den Augenblick durch die Entdeckung gelöst, daß das Orakel wieder einmal ein schlechter Stiliste gewesen, die Schwester, statt deine Schwester gesagt habe. – Die ganze Oekonomie des Stückes ist darauf berechnet, eine Reihe hinreißend schöner Erzählungen und Reden einzuleiten und sie ohne zu ermüden, mittheilen, und halten zu lassen. Sie sind entzückend, diese Erzählungen und Reden: aber ihr Gewebe bildet kein Drama.

Aufführungsdatum: 18.01.1803
Rezensionen
Ort der Aufführung::
NT S1
Nationaltheater von A-Z:
Iphigenie auf Tauris, Schauspiel in 5 Akten
Quelle:
VZ 1803, Nr. 8
Rezension:
Zeitung:
Haude- und Spenersche Zeitung
Aufführungsdatum:
1803-01-20
Nummer:
9
Autor:
gez.: R. [Garlieb Merkel ?]

Am 18ten Januar hielt die kalte Witterung überall an. Vor der Bühne klappte eine sehr kleine Anzahl Menschen mit den Zähnen, und auf derselben wiederholte man zum zweitenmale Göthens Iphigenaia in Tauris.
R.

Aufführungsdatum: 06.08.1810
Zettel
Uhrzeit:
18:00
Ort der Aufführung::
NT S1
Nationaltheater von A-Z:
Iphigenie auf Tauris. Schauspiel in Fünf Akten, vom Herrn von Göthe
Quelle:
ThZ SBBPK
weitere Informationen:
Anzeige. Morgen, Dienstag den 7. August: Fridolin, Schausp. in 5 Akten. Herr Schwarz den Grafen von Savern; Herr Christel den Felfeck als Gastrollen
Bekanntmachung. Beym Kastellan Herrn Leist ist zu haben: "Dramatische Scenen der Darstelungen des königlichen National-Theaters, nachgebildet und herausgegeben von den Gebrüdern Henschel, 1stes Heft, Fol. Preis 3 Rthlr. Courant."
Enthält: Drey Scenen aus Don Ranudo de Colibrados, vom Herrn von Kotzebue. Drey Scenen aus dem Intermezzo, oder: Der Landjunker in der Residenz, vom Hrn. v. Kotzebue
Rollenfeld:
Mad. Bethmann
Iffland
Hr. Mattausch
Hr. Lemm
Hr. Labes

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Dateiname: SBB_IIIA_yp_4824_2100_18100806_203.jpg
Aufführungsdatum: 28.08.1810
Zettel
Uhrzeit:
18:00
Ort der Aufführung::
NT S1
Nationaltheater von A-Z:
Iphigenia auf Tauris. Schauspiel in Fünf Akten, vom Herrn von Göthe
Quelle:
ThZ SBBPK
weitere Informationen:
Bekanntmachung: Beym Kastellan Herrn Leist ist zu haben: "Kostüme auf dem königl. National-Theater, 1stes bis 20stes Heft." Jedes Heft 2 Rthlr. 12 Gr.
Rollenfeld:
Mad. Bethmann
Hr. Bessel S.
Hr. Mattausch
Hr. Lemm
Hr. Labes
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Dateiname: SBB_IIIA_yp_4824_2100_18100828_225.jpg
Aufführungsdatum: 13.05.1811
Zettel
Uhrzeit:
18:00
Ort der Aufführung::
NT S1
Nationaltheater von A-Z:
Iphigenie auf Tauris. Schauspiel in Fünf Akten, vom Herrn von Göthe
Quelle:
ThZ SBBPK
weitere Informationen:
Anzeige. Freytag, den 17. May, wird im Königlichen Opernhause auf Begehren gegeben: Die Vestalin, lyrisches Drama in 3 Akten. Einlaß-Billets, zu den bekannten Preisen, sind bey dem Herrn Kastellan Dölz im Opernhause zu haben
Rollenfeld:
Hr. Bessel S.
Hr. Mattausch
Hr. Lemm
Hr. Labes
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Dateiname: SBB_IIIA_yp_4824_2100_18110513_130.jpg

Nationaltheater: Iphigenie auf Tauris (bearbeitet von Klaus Gerlach), Berliner Klassik, hrsg. v. der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, 2003-2013. URL: https://berlinerklassik.bbaw.de/nationaltheater/theaterstueck/273.

Link zu den API-Daten: https://berlinerklassik.bbaw.de/api/nationaltheater/theaterstueck/273