Gelehrte, Der

Sparte/Genre:
Lustspiel
Personen:
Autor:
Destouches [Néricault, Philipp]

Liste der Aufführungen

Aufführungsdatum: 26.09.1806
Rezensionen
Ort der Aufführung::
NT S1
Nationaltheater von A-Z:
Der Gelehrte, Lustspiel in 5 Akten nach Destouches
Quelle:
HSZ 1806, Nr. 115
weitere Informationen:
[danach: Eulenspiegel]
Rezension:
Zeitung:
Vossische Zeitung
Aufführungsdatum:
1806-09-30
Nummer:
117
Autor:

Den 26sten: Der Gelehrte, nach dem Philosophe marié des Destouches. Lustspiel in 5 Akten. (Zum erstenmal.) / Seit zwei Jahren ist Wahlberg insgeheim mit Sophien verheirathet. Ein einziger Freund weiß um das Geheimniß, und liebt Rosalien, Sophiens Schwester. Ein anderer Freund macht Sophien den Hof. Er und Wahlberg waren als Hagestolze bekannt. Theils deswegen, theils um einen verarmten Vater nicht zu kränken, theils um einen reichen Oheim nicht zu beleidigen, verheimlicht Wahlberg seine Ehe. Vater und Oheim treffen unvermuthet ein; der Oheim trägt ihm die Hand seiner reichen Stieftochter an, will ihn zum Erben einsetzen; wo nicht, Mädchen und Vermögen einem Andern, dessen Oheim sein alter Freund ist, zuwenden. Dieser Andere ist eben der Freund, der, ohne es zu wissen, in Wahlbergs Gattin verliebt war. Ein Mißverständnis, wo Rosalie (kokett und heftig) für ihre Schwester (sanft und bescheiden) vom Oheim angesehen wird, klärt sich, ganz zu Sophiens Vortheil, auf. Wahlbergs Freund begnügt sich mit des Oheims reichen und schönen Stieftochter, u. schlägt die Erbschaft aus, welche nun, nach erhaltener Verzeihung, Wahlbergen zufällt. Dieses ist der Inhalt des Stücks, worin wenig Handlung und Leben, aber desto mehr Charakterzeichnung ist, eines Stücks von sehr abgemessenem und regelmäßigem Gange, das aber einige humoristische Situationen enthält. Die Charaktere der Coquette und ihres zuversichtlichen Liebhabers sind gut gezeichnet und werden von Madame Fleck und Herrn Schwadke gut gegeben. Die Hauptrolle ist, aller angegebenen Motive ungeachtet, - oder vielleicht eben deswegen - schwankend und nicht befriedigend. Sie machte Herrn Beschort eben so viel Mühe als Ehre: sie ist wirklich undankbar. Der sogenannte Philosoph (denn das ist er mehr als Gelehrter) weiß nicht, ob er durch die Ehe glücklich oder unglücklich ist, quält sich und die andern mit seinem Geheimnisse, wovon, wie er selbst sagt, Stadt und Vorstädte unterrichtet sind, und will es nicht einmal seine vier Wände hören lassen, daß seine Frau - seine Frau ist. Uebrigens ist das Stück eine leichte, fließende, aber dabei zu sklavische Uebersetzung des Philosophe marié, mit Beibehaltung aller damaligen Sitten, sogar der Zuflucht zum Kloster. Bloß die Beschreibung des Afterphilosophen vom polternden Oheim, und der Seitenhieb auf die neueste Philosophie, ist des Uebersetzers Zusatz. Die Rolle des Oheims wird von Hrn. Herdt meisterhaft vorgetragen, und hält das Stück, welches bald zu sinken droht, etwas in der Höhe. Lisettens Rolle ist im Original, wo den Soubretten mehr verstattet wird, viel interessanter. Das Stück wurde mit Kälte aufgenommen; am Ende hörte man zugleich Beifall und Mißfallen. Der Souffleur hatte viel zu thun.

Nationaltheater: Gelehrte, Der (bearbeitet von Klaus Gerlach), Berliner Klassik, hrsg. v. der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, 2003-2013. URL: https://berlinerklassik.bbaw.de/nationaltheater/theaterstueck/395.

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