Coriolan

Sparte/Genre:
Trauerspiel
Personen:
Autor:
Heinrich Joseph Edler von Collin

Liste der Aufführungen

Aufführungsdatum: 03.08.1803
Rezensionen
Ort der Aufführung::
NT S1
Nationaltheater von A-Z:
Coriolan, Trauerspiel in 5 Acten von Herrn von Collin
Quelle:
HSZ 1803, Nr. 92
weitere Informationen:
zum Erstenmale
zur Feier des Allerhöchsten Geburts-Festes Sr. Majestät des Königs von Preußen wird vom Direktor Iffland eine Rede gesprochen
Rezension:
Zeitung:
Haude- und Spenersche Zeitung
Aufführungsdatum:
1803-08-06
Nummer:
94
Autor:
ungez.

Corolian, einer der glücklichsten und tapfersten Feldherrn der Römer, war (im J. 486 v. Ch. G.) aus Rom verbannt. Er ging nach Antium zu den Volskern, die damals die gefährlichsten Feinde der Republik waren, bewegte sie zum Kriege gegen sein Vaterland, und belagerte an ihrer Spitze Rom. Vergeblich stehen ihn der Senat und das Volk um Schonung an: er bestand darauf sich durch den Untergang der Stadt zu rächen. Endlich zogen seine Mutter und seine Gattin, an der Spitze aller römischen Matronen zu ihm heraus: und von den Bitten der Erstern gerührt, hob er die Belagerung auf, kehrte nach Antium zurück und wurde nach der Behauptung der Sage, in einem Aufstande ermordet; nach einer andern, verbrachte er sein langes übriges Leben in dunkler Ruhmlosigkeit. Bekanntlich hat Shakespear aus dieser Begebenheit ein Trauerspiel voll rauher, erhabener Kraft gebildet, dessen energische Naturwahrheit in Erstaunen setzt, ohne schön zu sein. Eine Vergleichung desselben mit Collins Ausführung und eine Beurtheilung der letztern, wird an einem andern Orte gegeben werden. Hier nur der Inhalt des Stücks, und über die Darstellung. / Der erste Akt zeigt uns Coriolans Mutter, Gattin und Kinder, vor dem Altar ihrer Hausgötter, um Glück für ihn flehend, da er eben vor dem versammelten Volke angeklagt wird. Die Herzensergießungen und die Besorgnisse, welche die beiden Frauen einander mittheilen, werden von einem Freund durch die Nachricht unterbrochen, Coriolans  Feinde hätten gesiegt, er sei verbannt. – Coriolan selbst erscheint und zerreißt voll Zorn  die Ehrenkränze, die er vom Volk durch seine Siege erworben hatte. Indeß seine Mutter und seine Gattin bald mit ihm rechten, bald mit ihm klagen, bringt Minutins [!], der Freund, die zweite Nachricht: das Volk habe geschworen, nicht eher die Waffen gegen das anrückende Heer der Volsker zu ergreifen, bis Coriolan die Stadt verlassen habe. Nach einem schmerzvollen Abschiede eilt er fort, ohne sein Vorhaben zu verrathen. / Im zweiten Akt sieht man die feierliche Versammlung der Volskischen Feldherren im Lager. Sie sind uneins, wechseln bittre Reden, vorzüglich wegen Coriolans, dessen Gastfreund einer von ihnen ist, den ein andrer tödtlich haßt, den alle fürchten. Plötzlich erscheint er selbst in ihrer Mitte, erzählt sein Schicksal, erbietet sich gemeinschaftliche Sache mit ihnen gegen Rom zu machen. Sie übergeben ihm den Oberbefehl über ihr Heer, doch er besteht darauf, ihn mit Markus Attus zu theilen, und wird durch den Drang der Umstände gezwungen, einen ewigen Bund bis zum Tode, mit den Volskern zu beschwören. / Der dritte Akt führt uns auf den Marktplatz des schon eroberten Corioli. Beide Feldherren besteigen die Rednerbühne. Als Gesandschaft der Römer an Coriolan, erscheint sein Freund Minutius, sein Erzieher Sulpitius, der oberste Pontifex, und eine Anzahl der edelsten Römer. Coriolan weist Vorstellungen, Bitten und Drohungen mit Härte und Stolz zurück: und als man ihm droht, seine Mutter für sein Benehmen büßen zu lassen, giebt er sogleich Befehl, dass das Heer gegen Rom selbst aufbrechen solle. – Der Pontifex versucht ihn mit den Göttern zu schrecken: er beschämt ihn. Dem Greise Sulpitius aber glückt es, ihn in einem einsamen Gespräch von dem Kleinlichen und Verbrecherischen seines Beginnens zu überzeugen, aber als er den Eid erfährt, den Coriolan geleistet hat, weiß er ihm keinen andern Ausweg vorzuschlagen, als freiwilligen Tod. – Coriolan setzt indeß seinen Weg fort. / Im vierten Akt steht er vor Rom. Sein Heer ist voll Ungeduld, sogleich den Angriff zu bereiten: doch er, schon schwankend, schon wieder mit Besorgniß um die Vaterstadt, befiehlt ihm zu rasten, und wartet ungeduldig, ob die Römer ihm nicht eine neue Gesandschaft senden werden. Statt deren findet sich der Zug der Römischen Matronen im Lager ein. Er lässt nur seine Mutter und seine Gattin vor sich: er wird von dem Bitten und dem Zürnen der Erstern überwältigt, und verheißet Rom zu retten. / Im fünften Akt ist schon der Waffenstillstand geschlossen, und Coriolan befiehlt seinem Heere den Rückzug. Attus, der andre Feldherr, weigert sich dessen: er will mit seiner Abtheilung den Angriff fortsetzen; es entsteht ein Zwiespalt im Heer. Zwei Unterbefehlshaber des Attus bieten dem Coriolan an, mit ihm gemeinschaftliche Sachen zu machen, nach Hause zu ziehen. Er weißt sie mit Verachtung zurück , aber sein Feind Lukumor, der bei jedem Anlaß die Volsker gegen ihn aufzuhetzen sucht, nimmt davon Gelegenheit, mit einer Anzahl Gleichgesinnter, ihn ermorden zu wollen. Sein Gastfreund, sein Legat und deren Anhänger vertheidigen ihn, aber Coriolan hält sich durch den Anfall seines beschwornen Bundes entledigt, und - - und – ersticht sich selbst. / Das Stück hat mehrere Scenen von hoher, hinreißender Schönheit, aber es ist wenig richtig motivirte Handlung darin; die Charaktere sind kraftvoll angelegt, aber nicht gut gestellt, und nicht durchaus gehalten. Es ist ein neuer glänzender Beweis von Collins Genie, das dazu berufen scheint, einst den höchsten dramatischen Preis in Deutschland zu erlangen: - doch es lässt kalt. / Gespielt wurde es fast durchgehends vortrefflich. Hr. Beschort zeigte, als Coriolan den stürmischen, leidenschaftlichen Helden, dessen höchste Kraft in seinem Selbstgefühl und Muthe liegt, und der das Höchste auszuführen vermag, weil er Entschlossenheit genug besitzt, es zu unternehmen, - eben so wahr und schön als den kindlich fühlenden Sohn und den zärtlichen Gatten. Nur widerfuhr es ihm zuweilen, wiewohl nur immer für ein Paar Zeilen, in den Conversations-Ton zu fallen. […] Die Aufnahme des Stücks war heute lebhaft, und Herr Beschort wurde herausgerufen.

Aufführungsdatum: 04.08.1803
Ort der Aufführung::
NT S1
Nationaltheater von A-Z:
Coriolan
Quelle:
HSZ 1803, Nr. 93
Rollenfeld:

Aufführungsdatum: 07.08.1803
Ort der Aufführung::
NT S1
Nationaltheater von A-Z:
Coriolan
Quelle:
HSZ 1803, Nr. 94
weitere Informationen:
Herr Brockmann [aus Wien]: den Sulpitius

Nationaltheater: Coriolan (bearbeitet von Klaus Gerlach), Berliner Klassik, hrsg. v. der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, 2003-2013. URL: https://berlinerklassik.bbaw.de/nationaltheater/theaterstueck/441.

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