Rodogüne

Sparte/Genre:
Trauerspiel
Personen:
Autor:
Pierre Corneille
Bearbeiter:
Theodor Heinrich August Bode

Liste der Aufführungen

Aufführungsdatum: 03.08.1802
Rezensionen
Ort der Aufführung::
NT S1
Nationaltheater von A-Z:
Rodogüne; ein Trauersp. in 5 Akten, nach Corneille
Quelle:
VZ 1802, Nr. 92
weitere Informationen:
zum erstenmal
Heute wird zur Feier des allerhöchsten Geburtsfestes Sr. Majestät des Königs v. Preußen von Herrn Beschort eine Rede gesprochen.
Rezension:
Zeitung:
Vossische Zeitung
Aufführungsdatum:
1802-08-05
Nummer:
93
Autor:
ungez. [Casimir Ulrich Boehlendorff]

Nach dieser Rede1, welche Herr Beschort mit vielem Ausdruck und Anstand gesprochen, wurde die neue jambische Ubersetzung des Trauerspiels Rodogune nach Corneille (deutsch Radegunde) aufgeführt, die genau dem Original zu folgen und sehr wohl gerathen zu seyn scheint. In Hinsicht des Werths der Französischen Tragödie für Deutsche Bühnen ist wohl das allgemeine Urtheil darin übereinstimmend, daß sie nur ein Uebungs- und Musterstück für den Deutschen Dichter sowohl als den Schauspieler, in Ansehung des von beiden weniger beachteten Theils beider Künste, nehmlich des äußern poetischen und theatralischen Maaßes und schicklichen Verhältnisses, und für den Schauspieler insbesondere, des Studiums der theatralischen Mimik, Mahlerei und Gruppirung, seyn kann und darf. Corneilles Stücke haben glänzende Momente und ergreifende Situationen, woran es auch dem gegenwärtigen Schauspiele nicht fehlt; sie sind oft geistvoller im Detail, als die des Racine und Crebillon – allein Muster in der Französischen Vollkommenheit sind sie selbst den Franzosen weniger, als die des Racine und Voltaire. – Der furchtbare Monolog der Cleopatra, im zweiten Aufzuge der Rodogüne, muß selbst die vortrefflichste Schauspielerin erschöpfen und kann die innere Disharmonie dieses Charakters nicht beglaubigen. Madame Meier hat ihn mit meisterhafter Standhaftigkeit bis zu Ende hindurch geführt. Madam Fleck hat die Rolle der Rodogune, die freilich auch die günstigste im ganzen Stücke ist, mit zarter Liebe, die ihr unübertreffliches Organ jedem Hörer fühlbarer macht, wiedergegeben. Der Augenblick des Liebesgeständnisses und der des Todes, wurden vorzüglich schön ausgeführt, und in den letztern Auftritten insonderheit hat Herr Schwadke sich ebenfalls trefflich ausgezeichnet, da er vorher der weniger wichtigen Rolle des Herrn Bethmann, die in ihrer Kürze wacker gespielt worden, wohl zu wenig Energie entgegengesetzt hatte. – Die Wirksamkeit der Rolle des Timagenes (von Herrn Herdt) war in keiner seiner dargestellten Szenen zu erkennen.
1 auf den Geburtstag Friedrich Wilhelms III. am 3. August.

Aufführungsdatum: 08.08.1802
Ort der Aufführung::
NT S1
Nationaltheater von A-Z:
Rodogüne, Trauerspiel in 5 Akten
Quelle:
VZ 1802, Nr. 94
weitere Informationen:
zum erstenmal wiederholt
Aufführungsdatum: 12.08.1802
Ort der Aufführung::
NT S1
Nationaltheater von A-Z:
Rodogüne, Trauerspiel in 5 Akten
Quelle:
VZ 1802, Nr. 96
Aufführungsdatum: 07.09.1802
Rezensionen
Ort der Aufführung::
NT S1
Nationaltheater von A-Z:
Rodogüne, Trauerspiel in 5 Akten, nach Corneille
Quelle:
VZ 1802, Nr. 107
Rezension:
Zeitung:
Eunomia
Aufführungsdatum:
1802-10-01
Nummer:
1802, 2. Jg., 2. Bd.
Seite:
372-374
Autor:
ungez.

Rodogüne_1802   Rodogüne, Trauerspiel nach Corneille, wieder gegeben den 7ten September.        Die Deutschen sind doch eine höfliche Nation. Kaum haben die Franzosen angefangen, Stücke von Schiller, Kotzbue u. a. auf ihr Theater zu bringen, so führen jene sogleich die berühmten französischen Dichter, die sie sonst ihrer pretiösen Steifheit wegen verschmähten, ja, die sie für gar keine Dichter zu halten anfingen, mit großer Pracht auf das ihre; und Voltäre und Corneille fangen an, neben der Johanna und dem Donauweibchen einheimisch zu werden.     Aber daran möchte wohl die Höflichkeit eben nicht schuld seyn. Es scheint vielmehr planmäßig mit der vorbereiteten Revolution des Theaters, die bei Gelegenheit des Mahomet von Voltäre (s. Eunomia, September, S. 276. f.) angedeutet wurde, in einem genauen Zusammenhange zu stehen. Ueberall herrscht in den französischen Trauerspielen Regel und Haltung; es ist nicht auf Theatercoups und Ueberraschung, sondern auf allmähliche Entwickelung und auf ein Ganzes abgesehen. Die Sprache ist voll Anstand und Würde, und giebt zu keinen Extravagationen und Ungebührlichkeiten Anlaß; über den Sitten und Leidenschaften waltet die Grazie der Nemesis. Dies alles ist nun freilich der Declamation, wie sie seyn und werden soll, besonders zuträglich; und so wird die Einführung französischer Dramen ein sicheres Beförderungsmittel des Besseren.     So viel aber ist klar, daß deutsche Theater, die den Vorschritt dazu nicht zu machen gedenken, und auf der Prosa des Conversationstons beruhen, sich mit dem neuen altfranzösischen Wesen nicht befassen können. Und daran thun sie wohl. Es würde ihnen zu schwer werden, die sententiöse und tragische Sprache elegant vorzutragen, sie würden noch größere Langeweile als ihr Publikum haben, und endlich würde die Kasse diese Langeweile büßen müssen. – Eben so klar ist es, daß, wo die Direktion nicht auf Hervorbringung eines Ganzen in der Darstellung hinarbeitet, Schauspieler, die eben nicht ahnen, wo es hinauswill, und die ihrer Natur nicht gebieten können, sich lieber ähnliche Rollen verbitten sollten.     Neben mehreren französischen Trauerspielen ist nun auch die Rodogüne des Corneille, nach einer wohlgelungenen Bearbeitung des Herrn Bode, auf das königliche Nationaltheater gebracht worden. Die Wahl war sehr glücklich. Die Handlung ist einfach und groß, und entwickelt sich ohne Hinderniß aus den Charakteren. Die Charaktere selbst haben Neuheit und Bestimmtheit, ihre Zusammenstellung ist ästhetisch, ein jeder tritt heraus aus der Gemeinheit, und spricht sich in starken, individuellen Zügen aus. Vorzüglich vollendet sind die weiblichen Charaktere. Beide stehen an den Gränzen der Weiblichkeit, der eine sogar an den Gränzen der Menschlichkeit. Es ist die vollendete Herschsucht, die alle sanfteren Gefühle der Natur zu Boden tritt, und endlich sich selbst aufopfert, um die Gehaßte zu verderben; es ist die vollendete Größe, die die zarteste Liebe mit der Würde der Tugend und dem Gefühl der Selbstachtung verbindet. An Gesinnungen des Edelmuthes und an Neigungen gleich, doch in inneren Nüancen verschieden, sind die beiden Brüder; ihr Kampf ist der Kampf der Liebe, des Edelmuthes, der Pflicht; doch minder tragisch erscheint die Natur des Antiochus, daher auch dieser leben bleiben kann. -  Obwohl man den traurigen Ausgang ahnet, bleibt das Gemüth des Zuschauers dennoch bis ans Ende in Spannung; und alles ist, bis vielleicht auf den Tod des Seleucus, der dem Dichter nothwendig war, streng durch das Gemüth der Handelnden motivirt.     Die Darstellung gehört unter die vorzüglichern unsrer Bühne. Wir kennen Mad. Meyer schon in der Rolle einer andern Cleopatra, die dieser ähnlich ist. Ihre ganze Stärke in der rhetorischen Declamation zeigte sie in der Anrede an ihre Söhne vom Thron; in ihrem Munde haben die Jamben alle die Würde, die sie auf der Bühne haben müssen. Mad. Fleck hat sich in der Rolle der Rodogüne selbst übertroffen; mit so viel Kraft, Sicherheit und Feuer sahen wir sie fast noch nie auf dem Theater. Sie sprach die Jamben mit Richtigkeit und hohem Anstand, und gab besonders die Scenen der sich halb verrathenden und endlich ausbrechenden Liebe mit feiner Zartheit. Ein vortrefflich gewählter Anzug erhöhte den Reitz ihrer Darstellung. – Die beiden Prinzen wurden von Herrn Schwadke und Herrn Bethmann dargestellt. Beide spielen mit Fleiß und mit sichtbarem Bestreben, sich zu vervollkommnen. Doch scheint der Letztere sich eine besondere Theorie der Recitation gebildet zu haben, und in seinem sehr markirten Vortrage vorzüglich die Zeitwörter herausheben zu wollen, wodurch er sehr häufig der Richtigkeit und noch mehr der Schönheit der Declamation schadet.

Aufführungsdatum: 05.10.1802
Ort der Aufführung::
NT S1
Nationaltheater von A-Z:
Rodogüne
Quelle:
VZ 1802, Nr. 119
Aufführungsdatum: 06.10.1803
Rezensionen
Zettel
Uhrzeit:
17:30
Ort der Aufführung::
NT S1
Nationaltheater von A-Z:
Rodogüne. Ein Trauerspiel in Fünf Akten, nach Corneille
Quelle:
ThZ THW
weitere Informationen:
[danach: Der Vater von ungefähr]
Rollenfeld:
Mad. Meyer
Hr. Schwadke
Hr. Bethmann
Mad. Fleck
Hr. Herdt
Mll. Eigensaz
Hr. Bessel d. j.
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Dateiname: ThHStAW_A_10419_A_18031006_210.jpg
Rezension:
Zeitung:
Haude- und Spenersche Zeitung
Aufführungsdatum:
1803-10-08
Nummer:
121
Autor:
gez. : n -

Dieses blendende Trauerspiel von Corneille, dem seine Landsleute den Beinamen des Großen gaben, ist bereits vor mehr als dreißig Jahren von Lessing mit so vieler Gründlichkeit beurtheilt worden, daß sich nur wenig mehr hinzufügen läßt. Corneille gehörte allerdings zu den bedeutendsten Köpfen, die sich jemals in Frankreich erhoben haben, allein das wahrhaft tragische Talent, wie wir es im Aeschylus und Sofokles, im Shakespear und Göthe (?) erblicken, finden wir nicht bei ihm, und können es auch nicht bei ihm finden, da die eiserne Regel seines Aristoteles  (denn der Aristoteles des C. ist, wie gleichfalls in der Dramaturgie gezeigt worden, keineswegs der wirkliche) den Schwung des Geistes hemmte, und die stete Vor- und Rücksicht auf das Publikum, das ihn umgab, und auf die Nebenbuler, die ihn zu stürzen dachten, seinen Blick verwirren mußte. Die Personen, welche er auftreten läßt, sind zum Theil nur Schatten, die nicht, wie die Schatten im Shakespear, sich auch nur als solche geben, sondern eine Persönlichkeit lügen, eine Individualität affektieren, die C. nicht wirklich aufzustellen im Stande war. Auch die heftigste Leidenschaft spricht hier in gekünstelten Epigrammen, und der tiefste Schmerz in seinen Wendungen. – Was sich aus dem Stücke machen läßt, das thaten unsere Schauspieler redlich, und ich darf nur Mad. Meier als Cleopatra, und Mad. Fleck als Rodogüne nennen, um die Erinnerung an ihr trefflich gelungenes Spiel zu wecken. Auch Hr. Schwadke und Bethmann, welche die beiden Brüder machten, verdienten und ärndteten  nicht geringen Beifall.  - n  

Aufführungsdatum: 26.07.1811
Rezensionen
Zettel
Uhrzeit:
18:00
Ort der Aufführung::
NT S1
Nationaltheater von A-Z:
Rodogüne. Trauerspiel in Fünf Akten, nach Corneille, von Bode
Quelle:
ThZ SBBPK
weitere Informationen:
Bekanntmachung. Beym Kastellan Herrn Leist ist zu haben: "Kostüme auf dem Königl. National-Theater, 1stes bis 21stes Heft." Jedes Heft 2 Rthlr. 12 Gr.
Rollenfeld:
Mad. Bethmann
Hr. Rebenstein
Hr. Maurer
Mad. Schröck
Hr. Herdt
Mlle. Schönfeld
Hr. Berger
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Dateiname: SBB_IIIA_yp_4824_2100_18110726_200.jpg
Rezension:
Zeitung:
Vossische Zeitung
Aufführungsdatum:
1811-07-30
Nummer:
91
Autor:
gezeichnet: C. [Samuel Heinrich Catel]

Wahrlich, kein leichtes Unternehmen eines zu früh verstorbenen jungen deutschen Dichters, Herrn August Bode, Corneille’s Rodogüne zu übersetzen! Und vollends, mit diesem Unternehmen das Wagestück zu verbinden, Corneille’s Meisterstück umzuarbeiten und zu verändern! Dazu bedurfte es allerdings des ganzen Muths eines Jünglings. Corneille selbst hielt Rodogünen für sein Meisterwerk, weil es dasjenige war, worin ihm die Geschichte das wenigste, er ihr das meiste geliehen hatte. Uebrigens ist Frankreich nicht gleicher Meinung mit ihm. Das Stück ist verwickelt, die abgebrochene und wieder angeknüpfte Erzählung, die zur Einleitung dienen soll, gedehnt u. zu schwer für den Zuhörer; die Brüder verlieben sich beide zugleich, fallen beide zugleich auf den Gedanken der Thronentsagung, sehen einander zu ähnlich. Cleopatra und Rodogüne gerathen, ihrerseits, beide zugleich auf den blutigen Einfall, den Arm ihrer Söhne, ihrer Liebhaber, gegen die Geliebte, gegen die Mutter zu bewaffnen. Leonice ist die Vertraute beider Feindinnen. Lauter Medaillen, deren Antlitzseite und Kehrseite dieselben sind. Was den Zuschauer unter so viel Versuchungen u. Gräueln interessirt, ist des Antiochus Lage. Wer ist die Schuldige? Wer mordet den Seleucus? Wie wird er die Wahrheit entdecken und dem Giftbecher entgehen? Daß er sein Schicksal den Göttern daheimstellt, war nothwendig, den Ausgang herbeizuführen; daß aber Herr Bode diesen Ausgang veränderte, und Rodogünen nach Cleopatra den Giftkelch leeren lies, war nicht so nothwendig und verdirbt in meinen Augen den fünften Akt, den schönsten des Stücks, der die Cleopatra in der ganzen Größe des Verbrechens aufstellt, Mitleiden und Abscheu vereinigt, tragisch straft und tragisch rettet, und an welchem niemand vor Herrn Bode etwas auszusetzen gefunden. Warum belegt Hr. Bode Verbrechen und Unschuld mit derselben Strafe? Warum beraubt er den mutter- und bruderlosen Antiochus noch der Geliebten? Warum trinkt Rodogüne vor ihm, anstatt, alles Verdachtes frei, ihm, dem Könige, den Becher hinzureichen, aus welchem er kurz vorher trinken wollte, aus welchem er zuerst trinken soll? Sie (Rodogüne) darf sich ja nicht durch das Vorkosten reinigen! Hier ist also des tragischen unnöthiger Weise zu viel; die Wirkung, anstatt sich zu verstärken, theilt sich; der Zuschauer wird irre; denkt ein Warum? und bleibt, wie Antiochus, zerrissen und verzweifelnd zwischen den beiden Opfern stehen. Wie viel kräftiger das Ende im Original, des Antiochus, der Rodogüne Rettung. Und wie konnte, als Rodogüne bereits getrunken, Cleopatra ihrem Sohne, in der veränderten Umarbeitung, einen Sohn verheißen, der ihr gleichen werde? Wie konnte sie ihn den A. solchen Augenblicken an eine zweite Geliebte mahnen? In einer Vorstellung des Originals soll sich hier Folgendes zugetragen haben. Ein Engländer stand in der Coulisse. Bei den Worten der Cleopatra: »Den Göttern Fluch, wenn sie mich retten wollten!« schlug er mit geballter Faust sie zu Boden, und rief ihr mit Abscheu, in gebrochenem Französisch zu Murs (meurs) méchante bête! (stirb Ungeheuer!) Die Clairon soll gestanden haben, nie sey für sie ein Beifall so schmeichelhaft gewesen, als dieser. Mad. Bethmann (Cleopatra) erhielt zwar an diesem Abend keinen so fühlbaren; hingegen gleich beim Eintreten, nach einer längern Abwesenheit, den lebhaftesten Beifall über ihre Wiedererscheinung. Rodogüne (Mad. Schröck) die Herr Bode dem Antiochus in die Arme wirft, giebt die weichen Scenen der Prinzessin gelungener als die starken (auch zum Theil eingelegten). Die beiden Brüder, Seleucus und Antiochus, wurden von den Herren Maurer und Rebenstein mit vielem Fleiße gegeben. In der Scene im ersten Akt, im vierten Akte zeigten sich beide, in dem fünften der letztere mit Kunst. Dlle. Schönfeld (Leonice) erhob sich in Erzählung und Spiel über die gewöhnlichen Vertrauten.C.  

Nationaltheater: Rodogüne (bearbeitet von Klaus Gerlach), Berliner Klassik, hrsg. v. der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, 2003-2013. URL: https://berlinerklassik.bbaw.de/nationaltheater/theaterstueck/483.

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