Verwandlungen aus Liebe, Die

Sparte/Genre:
Ballett
Personen:
Autor:
Étienne Lauchery
Komponist:
Joseph Augustin Gürrlich

Liste der Aufführungen

Aufführungsdatum: 17.10.1804
Rezensionen
Ort der Aufführung::
NT S1
Nationaltheater von A-Z:
Die Verwandlungen aus Liebe, oder: Vertumnus und Pomona, heroisch-pantomimisches Ballet vom Königl. Balletmeister Herrn Lauchery, Musik vom Königl. Kammermusikus Herrn Gürrlich
Quelle:
HSZ 1804, Nr. 124
weitere Informationen:
zum Erstenmale
[davor: Das große Loos
Nina]
Rezension:
Zeitung:
Haude- und Spenersche Zeitung
Aufführungsdatum:
1804-10-20
Nummer:
126
Autor:
gez.: - n - [Julius von Voß]

Vertumnus liebt Pomonen ohne Hoffnung. Umsonst versucht er sich ihr zu nahen, ein hohes Gitter umgiebt der Göttin Gärten. Amor gesellt sich zu ihm, belebt seinen Muth und verheißt kräftigen Beistand. Der Fruchtgott verbirgt sich nun in das Gewand eines Schnitters, dann kömmt er als Fischer verkleidet zu Pomonen, wird aber immer erkannt und von der Zürnenden zurückgewiesen. Glaucus, Pan und Silvan, seine Nebenbuhler, suchen auch der Göttin Liebe zu gewinnen, Amor vereitelt aber ihre Absicht, und begünstigt dagegen Vertumnus. Dieser ist zuletzt in der Gestalt der Beroée gekommen, hat die strengen Grundsätze Pomonens durch Ueberredung besiegt, und giebt sich, da die Nebenbuhler feindselig auftreten, vom Gott der Liebe beschirmt, zu erkennen. Jene werden verjagt, und da Amor unterdeß Gelegenheit genommen, die Göttin mit einem Pfeil zu verwunden, so wird Vertumnus Liebe gekrönt. Flora erscheint, der Schwester Glück zu wünschen, die Feyer versöhnt alles, und endet mit frohem Tanz. – Dies Ballet wird sehr reizend dargestellt. Decorationen, Costüme, Requisite u. s. w., sind geschmackvoll und passend. Hr. Telle stellt den Vertumnus dar. Es ist bekanntlich ein gewandter und muskelkräftiger Tänzer; auch heute trat er mit Kunst und malerischem Anstand auf; nur scheints daß die Pantomime in der fünften Szene hätte lebhafter ausgedrückt seyn müssen. Man muß die Hauptmomente auch ohne Programm verstehn können. – Madame Telle gab die Pomona sehr artig. – Demoiselle Engel die Junonische Gestalt, veredelt ihre Attitüden immer mehr, wie strahlte sie heut als Flora, wie idealisirte sie ihre Parthien! – Madame Riebe gab die Nymphe Doris mit hoher Zartheit. Sie scheint sich das Genre des Vigano besonders zuzueignen. Daran thut sie ohne Zweifel wohl, es paßt ausnehmend für ihre regelmäßige Organisation. Vorzüglich schön fiel eine allegorische Scene aus, die sie, zur Feier des Bündnisses mit Dlle. Engel allein tanzte. Diese reizende Scene, (so wie auch das ausserordentlich schöne Pas de trois im Ballet zur Iphigenia) ist von Hrn. Riebe componirt, und ein Beweis seiner Talente. – In äußerst weichen Formen, und zephyrlich leicht, sahn wir Demoisell Hentschel als Vanilia – Amor ward durch Demoisell Weiß sehr graziös vorgestellt. – Die Herren Mosser, Duponcelle, Gasperini (Glaucus, Pan und Silvan) waren recht brav. – Herr Gürrlich hat eine sehr schöne Musik geliefert. Die Introduction ist in einem feurigen, belebenden Styl. Sehr charakteristisch auch der Uebergang von der ersten zur zweiten Szene, wo auf den gaukelnden flötebegleiteten Ton Amors, contrastirende herunterschreitende Mollaccorde mit Blasinstrumenten folgen, und den leidklagenden Vertumnus begleiten. Die zweite Scene ist besonders lobenswerth, ob es gleich den übrigen keineswegs an Gedankenfülle und Charakter mangelt. Das Finale ist reich an Harmonie und brillant. Sollt’ ich etwas tadeln, so wär es auch, daß die mimischen Momente nicht immer stark genug bezeichnet sind. Einigemal ist es aber der Fall. Man muß der Deutlichkeit und des Effekts halber lieber ein Paar Instrumente mehr hinein werfen, als zu wenig, oder durch dissonirende Accorde wirken. Bei des Componisten, vom dem hier die Rede ist, theoretischer Festigkeit, wird es ja leicht das hervorzubringen, was die moderne Regel will. Bei Balletmusiken ist übrigens noch Ruhm zu erwerben. Man zählt wenig Ausgezeichnetes darin. Die Franzosen haben sich in der letzten Zeit die Rhapsodien angewöhnt, zwar oft mit Erfolg, doch fehlt dabei immer die Einheit des Geschmacks. – n –

Aufführungsdatum: 02.11.1804
Ort der Aufführung::
NT S1
Nationaltheater von A-Z:
Die Verwandlungen aus Liebe, oder: Vertumnus und Pomona
Quelle:
HSZ 1804, Nr. 131
weitere Informationen:
[davor: Stille Wasser sind tief]

Nationaltheater: Verwandlungen aus Liebe, Die (bearbeitet von Klaus Gerlach), Berliner Klassik, hrsg. v. der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, 2003-2013. URL: https://berlinerklassik.bbaw.de/nationaltheater/theaterstueck/591.

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