Heinrich Reuß von Plauen, oder: die Belagerung von Marienburg

Sparte/Genre:
Trauerspiel
Personen:
Autor:
August Friedrich Ferdinand Kotzebue
Komponist:
Bernhard Anselm Weber

Liste der Aufführungen

Aufführungsdatum: 10.05.1805
Rezensionen
Ort der Aufführung::
NT S1
Nationaltheater von A-Z:
Heinrich Reuß von Plauen, oder: die Belagerung von Marienburg, ein Trauerspiel in 5 Akten; die zur Handlung gehörige Musik ist vom Herrn Kapellmeister Weber
Quelle:
HSZ 1805, Nr. 56
weitere Informationen:
Zum Erstenmal
Rollenfeld:
Heinrich von Reuß - Iffland; Jawinne/Helene - Mad. Fleck; Gedemin - Herr Mattausch; Withold - Herr Reinhardt, Uladislaus Jagello - Herr Schwadke; Werner von Tettingen - Hr. Bessel d. j.; Marquard von Salzbach - Hr. Böheim; deutsche Herren - Herr Lemke, Herr Kaselitz, Herr Lemm; tatarischer Anführer - Herr Berger
Rezension:
Zeitung:
Haude- und Spenersche Zeitung
Aufführungsdatum:
1804-05-14
Nummer:
58
Autor:
gez. : - n -

Den 10ten Mai gab man zum erstenmal: Heinrich Reuß von Plauen, oder die Belagerung von Marienburg. Trauerspiel in fünf Akten.   Reuß hat bei einem Kriege des deutschen Ordens mit den Litthauern, die gefangene Nichte des Großherzogs aus den Händen roher Söldner gerettet, sie väterlich versorgt und getauft. In ihrer Heimath glaubt man sie ermordet, und Gedewin, des Großherzogs Witthold Sohn, der sie liebte, schwört, ihr zum Todtenopfer einen der edleren Christen umzubringen. In dem bald wieder erneuten Kriege, wo Withold sich mit Jagello, König von Polen, wider den Orden verbündet hat, und bei Tanneberg den bekannten großen Sieg erficht, schleicht Gedemin verkleidet nach Marienburg, um den edlen Heinrich, der ihm würdig für seine Absicht erscheint, zum Zweikampf zu zwingen. Hier findet er die todtgewähnte Jawinne, jetzt Helene genannt, die ihn mit der süßen Ueberredung der Liebe zum Christen wirbt, ja ihm selbst vor einem Marienbilde, an welchen sie mit schwärmerischer Andacht hängt, das Sacrament der Weihe reicht. Withold zu einer Unterredung mit dem Comthur Heinrich (der nach des Großmeisters im letzten Treffen erfolgten Tode befehligt,) beschieden, kommt auch nach Marienburg, findet seinen Sohn und seine Nichte. Der Sohn verleugnet zum Entzücken Helenens, nicht was geschehen ist, und Withold, dem Glauben seiner Väter treu, wird so vom Zorn hingerissen, daß er das Schwerdt zückt, den Sohn, der den gebotenen Rücktritt verweigert, zu ermorden, Helene wirft sich dazwischen, und empfängt den Todesstoß. Sterbend sucht sie Frieden zwischen Vater und Sohn zu vermitteln. Der Alte stürzt verzweifelnd fort, verbündet sich nun mit dem Rittern, und verläßt die Polen, die jetzt leicht besiegt werden. Heinrich Reuß wird Hochmeister und schlägt zuletzt am Sarge Helenens den litthauischen Prinzen zum deutschen Herrn. Das ist das Hauptsächlichste der Handlung. Der Verfasser ist nicht auf dem Zettel genannt, doch verräth er sich beim ersten Auftritt. Es scheint er habe, bei der seit einiger Zeit waltenden Mode, das Problem lösen wollen: den Katholicismus glänzender auf den Bühne zu bringen, wie es jemals geschahe. Und wirklich, es ist hier mehr gethan, wie in Maria Stuart und der Jungfrau von Orleans, d. h. in der ganzen Haltung, und dem thetralischen Effekt, wogegen aber freilich der poetische Schwung gegen Schiller, sehr zurück bleibt. Das Stück hat große Schönheiten, hinreißend rührende neue Situationen, und (bis auf kleine Widersprüche) feste anziehende Charakterhaltung. Helenens himmelhoher Flug der Phantasie und Märtyrersinn, Gedemins liebende Hingebung, der hehre Geist der Pflicht der in Heinrich unaufhörlich ein dem Priesterstand zu warmes Herz bekämpft, sind sehr interessante Zeichnungen. Dagegen könnte man vielleicht das zu unbestimmte bei Withold tadeln, auch das mancherlei Schauderhafte im Stück, was, da es nicht zur Oeconomie desselben nothwendig war, dem Zuschauer wohl hätte erspart werden können. Ob es geschichtlich wahr sey, ändert in diesem Betracht nichts. Mit den Jamben ist der Verfasser frei umgegangen, das Wort Hochmeister steht bald – v  v   bald v—v   bald — v —; freilich ist es übel zu metrisiren, und mußte doch oft vorkommen. – Die Stelle woran der Verfasser in der ersten Scene gleich zu erkennen ist, heißt: Ja so ist der Mensch: Verzagend wenn das Unglück schleichend naht, Doch springts ihm plötzlich auf den Nacken, trägt Er’s oft mit Riesenkraft, denn minder stets Als eigne Phantasie, quält ihn das Schicksal. Nach dem rührenden Requiem in der Kirche, und Gedemins (als Christ Heinrich nun genannt) Aufnahme in den Orden gieng der Vorhang nieder.

Aufführungsdatum: 12.05.1805
Rezensionen
Ort der Aufführung::
NT S1
Nationaltheater von A-Z:
Heinrich Reuß von Plauen, oder: die Belagerung von Marienburg
Quelle:
HSZ 1805, Nr. 57
Rollenfeld:
Heinrich von Reuß - Iffland; Jawinne/Helene - Mad. Fleck; Gedemin - Herr Mattausch; Withold - Herr Reinhardt, Uladislaus Jagello - Herr Schwadke; Werner von Tettingen - Hr. Bessel d. j.; Marquard von Salzbach - Hr. Böheim; deutsche Herren - Herr Lemke, Herr Kaselitz, Herr Lemm; tatarischer Anführer - Herr Berger
Rezension:
Zeitung:
Haude- und Spenersche Zeitung
Aufführungsdatum:
1805-05-14
Nummer:
58
Autor:
ungez.: - n -

Den 12ten zum erstenmal wiederholt: Heinrich Reuß von Plauen. Das sehr heilige Trauerspiel wird mit großem Kunst- und Prachtaufwand gegeben. Die Decoration besonders, die das Innre der Marienkirche zu M. vorstellt, täuscht mit Hülfe des Weihrauchs in einem seltnen Grade. – Die Besetzung ist folgende: Heinrich, Herr Iffland. Es sey für das nächstemal vorbehalten, sein meisterhaftes Spiel näher zu entwickeln, so auch den rührenden Zauber, den die hohe tragische Künstlerin Mdme Fleck in Helenens Rolle legt, denn der Raum ist beschränkt. Herr Mattausch giebt den Gedemin gewiß sehr wahr und treffend. In Withold, den Herr Reinhardt spielt, wird der etwas rauhe Edelmuth, und die stolze männliche Kraft sehr gut ausgedrückt. Uladislaus Jagello, Herr Schwadke, sehr brav. Eben so Werner von Tettingen und Marquard von Salzbach, die Hrn. Bessel d. j. und Hrn. Böheim zufielen. Herr Lemke, Kaselitz, Lemm, (deutsche Herren), Herr Berger, ein Tatarischer Anführer, leisten das Geforderte zweckmäßig. Mit einem Wort die Vorstellung ist sehr lobenswerth. Die Musik Hrn. C. Webers enthält gar vortrefliche Sachen – ob bei dem allen das Stück in Berlin großen Zuspruch haben werde (Applaudissement fand es allerdings) steht dahin, denn man empfindet auch seinen Fehler. Im südlichen Deutschland thut es wahrscheinlich mehr. – n –

Aufführungsdatum: 01.06.1805
Rezensionen
Ort der Aufführung::
NT S1
Nationaltheater von A-Z:
Heinrich Reuß von Plauen
Quelle:
HSZ 1805, Nr. 66
Rollenfeld:
Heinrich von Reuß - Iffland; Jawinne/Helene - Mad. Fleck; Gedemin - Herr Mattausch; Withold - Herr Reinhardt, Uladislaus Jagello - Herr Schwadke; Werner von Tettingen - Hr. Bessel d. j.; Marquard von Salzbach - Hr. Böheim; deutsche Herren - Herr Lemke, Herr Kaselitz, Herr Lemm; tatarischer Anführer - Herr Berger
Rezension:
Zeitung:
Haude- und Spenersche Zeitung
Aufführungsdatum:
1805-06-04
Nummer:
67
Autor:
ungez.

Der Vorabend eines Fest- oder Sonntags ist in Berlin dem Besuch ungünstig, und es gehört mit zu dem üblen Schicksale dieses Stücks, schon an einem solchen gegeben zu seyn. Es ist überhaupt unglücklich. Seine Schönheiten hat man wenig anerkannt, und den Tadel dagegen in einer Art ausgesprochen, daß, verführe man so selbst mit dem beßten Werk, es einen großen Theil seines Rufs verlieren würde. Hauptsächlich ist man unzufrieden, daß die Poesie nicht lyrisch genug ist. Lyrische Poesie aber, besonders in der episodischen Form, wie sie uns zeither verschiedentlich gegeben ward, gehört, so hinreißend sie an sich seyn mag, immer nicht zu den Regelmäßigkeiten eines Trauerspiels. Wie werden uns auch fortan – wohl meistens ohne sie behelfen müssen, daher sollte man ein Produkt wie Heinrich Reuß mehr ehren. – Mad. Fleck gab die Javinne vortreflich.

Nationaltheater: Heinrich Reuß von Plauen, oder: die Belagerung von Marienburg (bearbeitet von Klaus Gerlach), Berliner Klassik, hrsg. v. der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, 2003-2013. URL: https://berlinerklassik.bbaw.de/nationaltheater/theaterstueck/596.

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