Zeitung:
Haude- und Spenersche Zeitung
Aufführungsdatum:
1806-04-24
Als im Herbst des entwichenen Jahres dieses Singspiel auf die Bühne kam,
wurde hier gesagt: es würde sich erhalten, und der Ausspruch ist durch die
öftern Wiederholungen der Piece gerechtfertigt. Sujet und Musik liefern zwar
nichts außerordentliches, aber beide sind so gefällig, wie es in der Regel
die französischen Schöpfungen der Art sind, und so werden die
Schauspielfreunde fortwährend davon angezogen; auch würken die darin
Handelnden nach bestem Vermögen zu diesem Zweck. Hr. und Mad. Eunike fahren
fort, ihre Parthien (von Rosenthal und Lisette) mit raschem Leben zu geben,
und ihr Gesang lässt nichts zu wünschen übrig. Hr. Weitzmann, der bei der
ersten Vorstellung den Gärtner zu stark marquirte, und den Herrn von Solaren
vergessen ließ, ist seitdem mehr und mehr in den Geist der Rolle
eingegangen, und lieferte heute in Gesang und Spiel, was man erwarten
durfte. Vorzüglich guter Laune schien Hr. Ambrosch, (Hr. von Mirval) der
unstreitig die brillanteste Figur in diesem Gemälde erschafft. Man darf
seine Darstellung ein Kunstwerk nennen, wenn nämlich – wie das doch wirklich
der Gesichtspunkt ist – der Schauspieler durch Verläugnung seiner und
Aneignung fremder Individualität, die Höhen der Kunst erreicht. Hr. A. steht
hier, in Gang, Haltung, Aussprache und Ton, ein fremdes Wesen da. Dazu kömmt
das Charakteristische seines Tanzes, die nicht vorausgesehene komische
Gewandtheit in demselben. So gewann er auch heute, wie immer, den Beifall,
und setzte die Besucher in heitre Stimmung, was denn auch wohl die nächste
Tendenz dieser Gattung von Singspielen ist. Auch dem Orchestre gebührte
heute Lob. / - p –