Zephir, oder die Wiederkehr des Frühlings

Sparte/Genre:
Ballett
Personen:
Komponist:
Louis Antoine Duport

Liste der Aufführungen

Aufführungsdatum: 17.08.1812
Rezensionen
Zettel
Ort der Aufführung::
Opernhaus
Nationaltheater von A-Z:
Zephir, oder die Wiederkehr des Frühlings. Pantomimisches Ballet in Einem Akt, komponirt von Herrn Duport
Quelle:
ThZ SBBPK
weitere Informationen:
Herr Duport, Kaiserlicher Balletmeister und erster Tänzer der großen Oper zu Paris, und Demoiselle Neumann, Solotänzerin des Theaters zu Wien, und Schülerin des Herrn Duport, werden in diesem Ballet zum Erstenmale tanzen
[davor: Die Braut von Messina, oder: Die feindlichen Brüder]
Rollenfeld:
Hr. Duport
Mlle. Neumann
Mad. Gasperini
Mad. Riebe
Mlle. Lamperi
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Dateiname: SBB_IIIA_yp_4824_2100_18120817_218.jpg
Rezension:
Zeitung:
Haude- und Spenersche Zeitung
Aufführungsdatum:
1812-08-20
Nummer:
100
Autor:
ungez.

Am 17ten dieses erschien der Kaiserliche Balletmeister und Erste Tänzer der großen Oper zu Paris, Herr Düport, in dem von ihm componirten Ballet: „Zephir, oder die Wiederkehr des Frühlings“, auf der Bühne des großen Opernhauses, hier zum ersten Mahle. Das Publikum war von seinem Tanz entzückt und zwar mit vollem Recht. Herr Düport ist durch seine Gestalt, von der Natur selbst zum Tänzer berufen. Er erscheint auf der Bühne als ein 20jähriger Jüngling von mittlerer Größe von schönem Ebenmaaß der Glieder und von einem Körperbau, der zwischen dürftiger Schlankheit und musculöser Fülle genau in der Mitte steht. Durch eine solche Figur ist der ersten Bedingung, welche zu einem vorzüglichen Tänzer erfordert wird, Genüge geleistet, aber auch von allen übrigen Forderungen, welche an einen Künstler dieser Art gemacht werden können, läßt Düport nicht Eine unbefriedigt, denn er vereinigt im höchsten Grade was so schwer zu vereinigen und daher so selten ist: Leichtigkeit mit Kraft, Sicherheit mit Grazie und Präcision, mit der anmuthigsten Ungezwungenheit! Zu diesem Zeugniß lieferte er in seinem Ballet Zephir, die vollgültigsten Belege. Beim ersten Erscheinen schwebt er gleichsam in der Luft daher; jede Erhebnung in die Luft kann im Tanzen nicht anders als durch einen Sprung erfolgen, aber wie verschieden ist der Sprung, durch welchen Düport dies Schweben darstellt, von jener kampfartigen Anstrengung, die im ähnlichen Falle den Körper des Luftspringers zu einem Knäuel zusammenzieht, oder bei manchem Tänzer nichts mehr denn er starres Emporstreben des Körpers ist, als würde dieser an einem Drath in die Höhe gezogen! Düport behält Besonnenheit und Gewalt genug über seinen Körper, um demselben im Fluge eine höchst malerische u. graziöse Stellung zu geben, die an Pigalle’s schönen Merkur erinnert! Eben diese Bewandniß hat es in Vergleichung zu Anderen mit allen übrigen Bewegungen Düport. Alle bekannten Ballet-pas: der Entrechat, das brisé, das jetté, das battu, die pirouette etc. haben bei ihm einen höhern Grad von Vollendung, mehr Rundung, mehr Leichtigkeit, mehr Kraft, mehr Grazie! Zu den bekannten thut er neue, anders gestaltete hinzu und die Behendigkeit, mit welcher er das Schwierigste ausführt, entfernt jeden Gedanken an Mühe und Anstrengung, der das Vergnügen stöhren würde. Was man von einer zu ihrer Zeit berühmten Operntänzerin in Paris, der Demoiselle Guimard, sagte: „elle danse des mains“ trifft bei Düport in hohem Grade zu, ohne wie bei ihr, deren Fuß im Tanze weniger leistete, zum Vorwurf zu werden. Die Bewegung seiner Arme ist so graziös, so moelleun, daß von dem Eckigen der Gelenke durchaus nichts zum Vorschein kommt; Seine Stellungen sind wirklich akademische Studien, edel und lieblich, ohne gesucht, manierirt oder überladen zu seyn. Sein Verweilen auf der Bühne ist eine geschmackvoll geordnete Mischung von Stellungen, von Sprüngen und von tanzender Bewegung, wo jedes an der rechten Stelle, und in richtigem Verhältniß von dem einen zum andern, von keinem zu viel geschieht. Mit einem Wort, Düport ist schon durch die einzige Rolle des Zephir für einen vollendeten Tänzer zu erklären. Wie schwer es auch jedem Mittanzendem seyn muß, in der Nachbarschaft eines solchen Meisters zu erscheinen, so gereicht doch der Demoiselle Neumann schon das allein: „von ihm zur Schülerin erkohren zu seyn, und hier als seine Tanz-Gefährtin aufgeführt zu werden“, zu großem Lobe. Die Anordnung des Ballets ist sinnvoll, und der Character sehr gut aufgefaßt. Zephir – der wechselweise bald um diese, bald um jene Blume der Flur gaukelt, sie wechselsweise liebkoset, sich mit ihnen um die Wette bewegt, durch seine Unbeständigkeit ihren Neid und ihr Schmollen erregt, zuletzt aber von dem Schmetterlings-ähnlichen Umherflattern zurück, und durch einen kleinen Amor auf eine sehr naive Art in den reuigen Akt des Fußfalles gebracht wird, - Zephir erscheint im ganzen Laufe dieser Handlung, ätherisch, überirdisch. Vielleicht möchte indeß ein strenger Aesthetiker in einer oder der andern Episode die Gränze, welche das Gebiet des Naiven vom Komischen trennet, noch schärfer beobachtet wünschen, aber freilich es ist äußerst schwierig, die olympische Natur des Gottes dergestalt zu nuanciren, daß sie in der pastoralen Handlung überall durchblicke. Herrn Düports Virtuosität erregte den lebhaftesten Enthusiasmus der zahlreichen Versammlung, und sicherlich ist er in dieser Art nie vollgültiger verdient worden, als an diesem genußreichen Abend.

Aufführungsdatum: 20.08.1812
Zettel
Ort der Aufführung::
Opernhaus
Nationaltheater von A-Z:
Zephir, oder die Wiederkehr des Frühlings. Pantomimisches Ballet in Einem Akt, komponirt vom Herrn Duport
Quelle:
ThZ SBBPK
weitere Informationen:
[davor: Aline, Königin von Golkonda]
Auf vieles Begehren wiederholt
Herr Duport, Kaiserlicher Balletmeister und erster Tänzer der großen Oper zu Paris, und Demoiselle Neumann, Solotänzerin des Theaters zu Wien, und Schülerin des Herrn Duport, werden in diesem Ballet zum zweitenmale tanzen
Rollenfeld:
Hr. Duport
Mlle. Neumann
Mad. Gasperini
Mad. Riebe
Mlle. Lamperi
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Dateiname: SBB_IIIA_yp_4824_2100_18120820_219.jpg

Nationaltheater: Zephir, oder die Wiederkehr des Frühlings (bearbeitet von Klaus Gerlach), Berliner Klassik, hrsg. v. der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, 2003-2013. URL: https://berlinerklassik.bbaw.de/nationaltheater/theaterstueck/650.

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