Erbtheil des Vaters, Das

Sparte/Genre:
Schauspiel
Personen:
Autor:
August Wilhelm Iffland

Liste der Aufführungen

Aufführungsdatum: 01.12.1800
Rezensionen
Ort der Aufführung::
NT
Nationaltheater von A-Z:
Das Erbtheil des Vaters. Sch. in 4. A. v. Iffland (Fortsetzung des Essighändlers)
Quelle:
SBBPK Ms. boruss., Quart 180
weitere Informationen:
Zum erstenmal und zum Besten des Verfassers
Rezension:
Zeitung:
Allgemeine Theaterzeitung
Aufführungsdatum:
1800-12-01
Nummer:
48
Seite:
354-360
Autor:
ungez. [J. G. Rhode?]

Das Erbtheil des Vaters von Iffland, ist eine Fortsetzung des Essighändlers, in welcher Rolle Iffland wie bekannt eine so vollendete Darstellung giebt. Man trifft in diesem Stück alle Personen wieder, welche man dort kennen lernte, und noch einige dazu – hier ist kurz der Inhalt:     Zur Zeit der Schreckensregierung in Frankreich, hat der alte Dominique Hrn. Delomer und seine Kinder bewogen, zu emigriren, und nach Deutschland zu flüchten. Sie haben sich an dem Ufer der Ostsee angekauft, und daselbst schon sechs Jahre gelebt. Der jungeDominique, der seine Frau noch eben so zärtlich liebt und eben so zärtlich von ihr geliebt wird, hat einen Sohn mit ihr von sechs Jahren, und eben – bei der Eröfnung des Schauspiels, soll sein Geburtstag gefeiert werden.     Dem alten Delomer hat indeß sein Ehrgeitz, den er schon im Essighändler bei dem Bankrot verräth – in manche Thorheit verwickelt. Bei der Ankunft der Familie in Deutschland nimmt man sie für adlich, und der alte Delomer findet seinen Ehrgeitz dadurch so geschmeichelt, daß er diesen Wahn zu unterhalten sucht. Er ist sehr reich, und hat insgeheim einem benachbarten Grafen eine Herrschaft abgekauft, und seinem Sohn, damit er sie antreten könne – unter der Hand ein Adelsdiplom verschaft; und beides, Herschaft und Diplom macht er ihm an seinem Geburtstage zum Geschenk.     Der junge Dominique ist über alles dies mit seinem Schwiegervater gar nicht  einverstanden, er hält dies alles für eine unerlaubte Thorheit, und denkt unaufhörlich an seinen alten biedern Vater - dessen Andenken er in seinem Garten und eignen Tempel erbaut hat.     In Frankreich ist indeß die Schreckenszeit vorüber, und der alte Dominique erhält die Erlaubniß seine Kinder im Auslande zu besuchen. Heimlich macht er sich auf die Reise um sie zu überraschen, und kommt an eben dem Geburtstage auf ihrem Gute an. Er will sich erst nach seinen Kindern erkundigen ehe er sich zeigt, kommt in den Garten und findet den Tempel den sein Sohn ihm selbst errichtet hat. Da er die Familie sich nahen sieht, verbirgt er sich in den Tempel. – Sein kleiner Enkel hat indes eine Rede auswendig gelernt, die er vor dem Eingange des Tempels herab seinem Vater zu seinem Geburtstage hält – er erwähnt darin des fernen Großvaters – und nun kann dieser sich nicht länger halten, er erscheint hinter dem Altare im Tempel – diese Scene ist von der höchsten theatralischen Wirkung.     Jetzt folgen indeß unangenehme Scenen. Ein französischer Marquis wollte in der Schreckenszeit emigriren und schickte heimlich sein ganzes großes Vermögen an Delomer. Er ward darauf gefangen, zur Guillotine verdammt, derselben aber fast durch ein Wunder entrissen. Man hielt ihn indeß allgemein todt – und Delomer betrachtete das Geld desselben als sein Eigenthum. Von diesem Gelde hat er seinen Aufwand bestritten, die gräfliche Herrschaft gekauft – und seinen Kindern aus der Art, wie er zu diesem Gelde gekommen sei, ein Geheimniß gemacht. Der gerettete Marquis kommt indeß mit dem alten Dominique zugleich auf dem Guthe an, und fordert sein Vermögen zurück. Delomer geräth darüber in die äußerste Verlegenheit, und fängt an zwischen seiner Pflicht und seinen ehrgeitzigen Planen zu wanken; wozu noch eine schon heimlich geschloßne Heirathsverbindung zwischen seinem Enkel und einer Gräfin viel beiträgt. Der biedere Sinn des alten Dominique und seines Sohnes, tragen indeß den Sieg davon; die projectirte Heirath wird aufgegeben, dem Marquis zur Bezahlung seines Vermögens, die eben erkaufte Herrschaft abgetreten, und die ganze Familie entschließt sich endlich nach Paris zurückzukehren.     Dies ist der eigentliche Inhalt des Stücks, dem aber noch verschiedene Episoden eingewebt sind. Z. B. der Besuch des Grafen und der Gräfin, von welchen die Herrschaft erkauft ist, und durch deren ungeheuern Ahnenstolz, und den schlichten Sinn des alten Dominique – welcher von ihnen für einen Baron genommen wird – einige sehr interessante Scenen veranlasst werden; ferner die Huldigung der Bauern u. s. w.     Aus dem hier gesagten, ergiebt sich der Charakter des Stücks im Ganzen. Es gehört zu den Familien-Gemälden, in welchen mehrere Handlungen mit einander verbunden werden, um uns durch eine Darstellung der Schicksale uns  interessirender Personen zu rühren. Es wäre also unrecht, die Regeln des eigentlichen Schauspiels darauf anwenden zu wollen, und Einheit der Handlung, eine künstliche Verwickelung, und vorbereitete Auflösung davon fordern zu wollen. Stücke dieser Art stellen uns eine Reihe interessanter Scenen in einer Familie dar, mit deren Mitgliedern wir sympathisiren, und deren Schicksale uns nicht gleichgültig sind. Sie sind Idyllen auf der Bühne – sie haben ihren Zweck erreicht, wenn sie uns in einer Reihe von Gemälden voll Wahrheit und Natur, eine Begebenheit darstellen, die – sie mag durch noch so verschiedene Ursachen bewirkt werden, aus noch so verschiedenen Bestandtheilen zusammengesetzt sein – ein Ganzes ausmacht, und uns beruhigt entlässt. Wir lernen in den gegenwärtigen Gemälden die Schicksale einer – uns längst bekannten – Familie durch einen Zeitraum von sechs Jahren kennen, während welchem sie durch äußere Umstände getrennt, und durch Verschiedenheit der Charaktere in ihrer Einigkeit unter sich gestört wurde. Wir sehen durch das Zusammentreffen verschiedener Dinge jene Ursachen und ihre nachtheiligen Wirkungen verschwinden, und die Familie vereinigt in ihre vorige ruhige Lage zurückkehren.     Dieser Gesichtspunkt ist nöthig, wenn der Kritiker über Stücke der Art richtig urtheilen will. Sie verhalten sich zu dem eigentlichen Schauspiel, wie  in der bildenden Kunst, die Darstellung einer wirklichen Naturscene zu einem idealischen Gemälde; doch – ich breche von dem Stück ab, um noch etwas über die Darstellung zu sagen.     Ein vollkommneres Ganze wird man nicht leicht auf einer Bühne sehen. Iffland zeigte uns den Vater Dominiques in der veränderten Situation mit (e)iner bewundernswürdigen Kunst: So und nicht anders mußte sich der biedre Essighändler nehmen, wenn ihn ein Graf: Herr Baron nennt, und ihn frägt: welches Ordens Ritter er sei? so und nicht anders mußte er aufbrausen, wenn man ihn glauben machen will: es sei ein Glück für seinen sechsjährigen Enkel, wenn man ihn schon jetzt an ein zehn Jahr älteres Mädchen verknüpfte, weil – es eine Gräfin sei u. s. w. Mdm. Fleck als Julie und Hr. Mattausch als Dominique Sohn, verdienen wegen ihres wahren Spiels vorzügliches Lob. Hr. Herdt als Delomer, Hr. Unzelmann als Graf und Mslle Döblin als Gräfin trafen den Ton ihrer Rollen glücklich und führten ihn gut durch.     Das Stück wurde mit großem Beifall aufgenommen, und den folgenden Tag wiederholt.

Aufführungsdatum: 02.12.1800
Ort der Aufführung::
NT
Nationaltheater von A-Z:
Das Erbtheil des Vaters
Quelle:
SBBPK Ms. boruss., Quart 180
Aufführungsdatum: 07.12.1800
Ort der Aufführung::
NT
Nationaltheater von A-Z:
Das Erbtheil des Vaters
Quelle:
SBBPK Ms. boruss., Quart 180
Aufführungsdatum: 16.12.1800
Ort der Aufführung::
NT
Nationaltheater von A-Z:
Das Erbtheil des Vaters
Quelle:
SBBPK Ms. boruss., Quart 180

Nationaltheater: Erbtheil des Vaters, Das (bearbeitet von Klaus Gerlach), Berliner Klassik, hrsg. v. der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, 2003-2013. URL: https://berlinerklassik.bbaw.de/nationaltheater/theaterstueck/729.

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