Die Eindrücke, die Stobwasser bei seinem ersten Aufenthalt in Berlin seit 1799 von der dortigen Wirtschaft erhielt, beschrieb er selbst als erhebliche Erweiterung seines vom väterlichen Betrieb in Braunschweig bestimmten Horizontes: „In dem neuen, vielfach bewegten Geschäftsleben“ Berlins habe er sich „bald zu einem tüchtigen Geschäftsmann“ gebildet (Die merkwürdigsten Begebenheiten 1830, S. 59). Durch die Lektionen einer zweimonatigen Studienreise 1804 nach England, dem Musterland des Fabrikwesens, sei er dann „in den ersten Rang [s]einer industriellen Mitarbeiter“ gelangt (Heimgang 1849). Dies beinhaltete insbesondere die Aneignung der Prinzipien des frühliberalistischen Wirtschaftssystems, welches den Merkantilismus ablöste, der seines Vaters Verhältnis zur Regierung bestimmt hatte.
Zur Zeit Christian Heinrichs breitete sich der Ruf des Namens Stobwasser nach England und Frankreich aus. Eine bedeutende Erweiterung erfuhr das Sortiment durch die Aufnahme verschiedener Typen von Lampen, an deren technischer Verbesserung Stobwasser selbst erfolgreich arbeitete, was ihm den Beinamen ‚Erleuchter des Zeitalters’ einbrachte. Das Firmenprofil blieb indessen dasselbe wie zuvor; gegenüber den Produkten der Konkurrenz zeichneten sich Stobwassersche Fabrikate in der Regel durch eine höhere Güte von Material und Verarbeitung, sowie durch höhere künstlerische Vollendung aus.
Stobwasser selbst besaß künstlerisches Talent. Dieses bildete er zwar nicht systematisch aus, doch genügten seine Fertigkeiten, die Formen der Mehrzahl seiner Werksprodukte in einem zeitgemäßen Klassizismus selbst zu entwerfen. Auch stammt von seiner Hand eine eindringliche Bleistiftzeichnung seines Vaters auf dem Sterbebett (Städtisches Museum Braunschweig).
Stobwasser war Mitglied des preußischen Gewerbevereins und der Singakademie. In seinen späteren Jahren schloß er sich den Herrnhutern an und war Inhaber verschiedener kirchlicher Ehrenämter. Die Fabrik übernahm nach seinem Tod sein Sohn Gustav (1816-1898 [?]), der bereits seit 1845 Teilhaber war.
Wiederholt Studien- und Geschäftsreisen nach England und Frankreich.
Reimar F.
Lacher
Quellen: Heinrich Weber: Der vaterländische
Gewerbsfreund. Ein Leitfaden zur Kenntniß der industriellen Geschäftigkeit
im Preußischen Staate. Berlin/Leipzig 1820, 2. Heft;
Leopold Freiherr von
Zedlitz: Neuestes Conversations-Handbuch für Berlin und Potsdam. Berlin
1834;
Heimgang des Herrn Christian Heinrich Stobwasser, Secretair der
preußischen Haupt-Bibelgesellschaft. Berlin 1849
Person: Christian Heinrich Eustachius Stobwasser, Berliner Klassik, hrsg. v. der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, 2003-2013. URL: https://berlinerklassik.bbaw.de/personen/3353.
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