Peter Biron

Lebensdaten

Nachname:
Biron
Vorname:
Peter
Adelstitel:
Reichsgraf und Herzog von Kurland
Geburtsdatum:
15.02.1724
Geburtsort:
Mitau
Geschlecht:
männlich
Todesdatum:
13.01.1800
Sterbeort:
Gellenau, Grafschaft Glatz

Biographie

Lebenslauf:

Herzog Peter von Kurland (1724-1800) galt als kunstsinnig und besaß ansehnliche Sammlungen von Gemälden und Kunstwerken. Er war dreimal verheiratet, die Ehen blieben aber kinderlos. Erben erhoffte er sich von seiner letzten Ehe mit der wesentlich jüngeren Anna Charlotte Dorothea von Medem, aus altem kurländischen Adelsgeschlecht, die er 1779 heiratete. Aus der Ehe gingen sechs Kinder hervor, von denen zwei im Kindesalter starben. Von den vier Töchtern * brachten es Wilhelmine von Sagan und Dorothée von Dino zu einiger Berühmtheit.  

 

* Wilhelmine, Herzogin von Sagan (1781-1839), Pauline, Fürstin von Hohenzollern (1782-1845),  Johanna, Herzogin von Acerenza und Erbin Löbichaus (1783-1876), 

sowie Dorothée, Fürstin von Talleyrand - Périgord, spätere Herzogin von Dino (1793-1862).

 

Schon sehr bald nach Beginn der Auseinandersetzungen im eigenen Land verlegte der Herzog von Kurland seine Interessen ins Ausland und tätigte zahlreiche finanzielle Transaktionen. Dazu gehörte auch der Erwerb von Immobilien – so beispielsweise des Schlosses Friedrichsfelde bei Berlin, womit Peter in den Stand eines preußischen Großgrundbesitzers gelangte.


Er erwarb das Herzogtum Sagan, wohin er sich nach seiner Abdankung zurückzog, mit der ausdrücklichen Genehmigung der weiblichen Erbfolge im Hinblick auf seine älteste Tochter Wilhelmine,  außerdem die Güter Nachod und Ratiborschitz in Böhmen.  

 

 
 

 

 


 

 

‚Erfurter Fürstentag 1808’, zeitgen. Kupferstich, gezeichnet von Gösse, gestochen von Monin,

in der Mitte: Kaiser Napoleon und Talleyrand; rechts: Zar Alexander I.  

 

 

Dorothée von Dino-Talleyrand, die spätere Herzogin von Sagan, galt als große Schönheit und vor allem als reiche Erbin. Ihre Jugend verbrachte sie zu großen Teilen in Berlin im Kurländischen Palais, wodurch sie standesgemäße Beziehungen zum Preußischen Königshaus (Friedrich Wilhelm IV.) pflegte. Ihr Erzieher war der Italiener Piattoli, der als Sekretär des letzten Königs von Polen maßgeblich an der polnischen Verfassung mitgearbeitet hatte. Nach ihrer Vermählung, mit Edmond von Périgord im Jahr 1809 lebte Dorothée in Paris und auf Schloss Valençay. 1814/15 war sie die viel bewunderte Begleiterin Talleyrands auf dem Wiener Kongress.  

 

 

Wie im Schloss Löbichau, spielte sich auch ein Großteil des gesellschaftlichen Lebens, das Politik, Literatur, Malerei, Musik und Wissenschaft vereinte, im nahen Schloss Tannenfeld ab. Man traf sich zu Festen, Theateraufführungen, Lesungen, Vorträgen oder Dichterkrönungen. Zeitweise weilten bis zu dreihundert Gäste in Löbichau.  

 

 

 ‚Löbichau’, Lithographie von R. Weibezahl, um 1845  

 

Im Mittelpunkt des Lebens standen neben der Herzogin deren Schwester Elisa von der Recke und Christoph August Tiedge. Elisa von der Recke (1754-1833), verfasste Lyrik, Reiseliteratur, aber auch geistliche Lieder, die vom Leipziger Thomaskantor Hiller vertont wurden. Sie pflegte Beziehungen zu vielen bedeutenden Künstlern, Geisteswissenschaftlern und Politikern. So zählten Nicolai, Klopstock, Gleim, Tischbein, Kant, Goethe oder Schiller zu ihrem Bekanntenkreis. Sie verkehrte in den europäischen Fürstenhöfen und hatte Zutritt zum Hof in Berlin und Warschau. Seit 1804 lebte sie mit dem Schriftsteller Christoph August Tiedge (1752-1841) zusammen, dem Dichter der Urania, der vor allem in den ersten vier Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts bekannt war. Seit 1818 besaß Elisa von der Recke ein Haus in der Dresdner Neustadt, ihr Dresdner Salon entwickelte sich zu einem Mittelpunkt des geistigen Lebens. Das Haus der Familie Körner stand ihr offen.

Es kamen Berliner Bekannte, z.B. die Familie Parthey, der Dresdener  Kreis der Schwester Elisa von der Recke, wozu die Körners, samt ihrem begabten Sohn Theodor, und Dora Stock gehören, Kurländische Studenten aus Jena, Altenburger Künstler, wie der Organist Barthel, der benachbarte Politiker Hans Wilhelm von Thümmel  mit seiner Familie, Hardenberg, der Abbé Scipione Piattoli, der Badearzt Sulzer aus Ronneburg und natürlich berühmte und weniger berühmte Sondergäste: der Landesherr Emil Leopold August, Herzog zu Sachsen-Gotha und Altenburg, Johann Wolfgang von Goethe, Jean Paul, Friedrich Arnold Brockhaus, Paul Anselm Feuerbach, David Friedländer, Leopold Friedrich Günther von Goeckingk, August Daniel von Binzer, Johann Friedrich Schink, Alexander von Batowski  oder die  Fürsten Heinrich LXIV. von Reuß-Köstritz und Heinrich XIX. von Reuß-Greiz.

 

Das gesellschaftliche Leben in Löbichau erreichte in den Jahren 1819 bis 1821 seinen Höhepunkt, bevor es mit dem Tod der Herzogin für immer erlosch.

1821 starb Anna Dorothea von Kurland in Löbichau. Die Trauerfeier und Beerdigung fanden in Löbichau statt. Die Grabstätte befand sich im Hain. Nach dem Willen ihrer Tochter Johanna überführte man die sterblichen Überreste von Mutter und Schwester (Pauline) 1878 in die Besitzungen nach Sagan, ebenso, wie die in der Kirche von Großstechau aufbewahrte silberne Urne mit dem Herz Anna Dorotheas.

 

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Seit 1769 Herzog von Kurlan und Semgallen

1779
Hochzeit mit Anne Charlotte Dorothea von Medem. Die Ehe wurde, da sie den politischen Interessen Rußlands entgegenstand von Katharina II. zunächst nicht anerkannt.


Person: Peter Biron, Berliner Klassik, hrsg. v. der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, 2003-2013. URL: https://berlinerklassik.bbaw.de/personen/4665.

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