1738
Am 26. Februar wird Carl Abraham Gerhard als Pfarrerssohn in
Lerchenbrunn bei Liegnitz/ Schlesien geboren.
Nach der Schulzeit Medizinstudium an der Universität in Frankfurt (Oder).
Nebenbei betreibt er physikalische und mineralogische Studien.
1760
Promotion mit der Abhandlung "De Granatis Silesiae et Bohemiae".
Bis
1763 folgen weitere Abhandlungen auf dem medizinischem Gebiet: "Triga
dissertationum physico-medicarum", "Materia medica" und
"Die Bärentraube,
chemisch und medizinisch betrachtet".
1761
Erste Ehe mit Sophia Louisa (1733-1785), Tochter von David Friedrich
Walter, des Superintendenten in Drossen.
1768
Aufenthalt in Berlin. Gerhard wird nach einer Prüfung Mitglied der
Akademie der Wissenschaften. Als Commissarius der Bergbau- und
Hüttenadministration arbeitet er in dem neu gegründeten Berg- und
Hüttendepartement an der Belebung des Schlesischen Bergbaus.
1770
Gerhard bereist im Auftrag des Ministeriums Schlesien, um vorhandene
Mineralschätze zu untersuchen. Er findet bei Querbach Kobalterz, das eine wichtige
Voraussetzung für das später dort erbaute Blaufarbenwerk ist. Auf
Anweisung des Ministers Ludwig Philipp Freiherr von Hagen (1724-1771)
entwickelt er Pläne zur Gründung einer "vollständigen Bergschule"
nach dem
Freiberger Vorbild und schafft dadurch die Voraussetzungen für die Gründung
der Bergakademie in Berlin. Als ausgezeichneter Kenner des Bergbaus wird er
Leiter der von ihm mitbegründeten Bergakademie, an der er bis 1789
Mineralogie und Bergbauwissenschaften lehrt. Gerhard wird Mitglied der
Leopoldina/ Halle.
1771
Gerhard arbeitet ein Projekt der Ruhrschifffahrt zum Abbau und Transport
der westfälischen Steinkohle aus und übernimmt die Oberleitung über die
märkischen Eisenhütten.
1773
Der 1. Band seiner Schrift "Beiträge zur Chemie und Geschichte der
Mineralogie" - die erste moderne und mit einer neuen Systematik versehene
Darstellung der Mineralogie - erscheint.
1775
Unter Gerhards Leitung wird in Vietz die erste eiserne Kanone "über
die
Querstange" gegossen.
1776
Erscheinen des 2. Bandes der "Beiträge zur Chemie und
Mineralogie", in
dem er ein neues Mineralsystem aufstellt und technisch wichtige
Erläuterungen u. a. zum Bergbau gibt.
1778-1789
Direktor der Berliner Berg- und Hüttenadministration.
1779
Ernennung zum Geheimen Bergrat. Seine Abhandlung "Beobachtungen und
Mutmaßungen über den Granit und Gneis" erscheint. In den folgenden Jahren
wird er Mitglied der ökonomischen Gesellschaft in St. Petersburg, der
Gesellschaft naturforschender Freunde in Berlin, Frankfurt und Halle.
1780
Ernennung zum Vortragenden Rat mit dem Titel eines Oberbergrats.
1781-1782
Gerhard publiziert das zweibändige Werk "Versuch einer Geschichte des
Mineralreichs".
1783
Mitglied der Bayrischen Akademie der Wissenschaften.
1786
Beförderung zum Oberfinanz-, Kriegs- und Domänenrat. Gerhard
veröffentlicht seine Schrift "Grundriß der Mineralogie", die zur
Benutzung
bei Vorlesungen dienen soll. Er leistet damit für die wissenschaftliche
Förderung des Bergbaus einen wertvollen Beitrag.
1786-1796
Im Auftrag des Ministers Friedrich Anton von Heinitz (1725-1802) übernimmt
Gerhard das Salzdepartement. In dieser Funktion leitet er die
Verstaatlichung der Salinen von Schönebeck und Halle, wodurch erhebliche
technische Verbesserungen beim Salzabbau realisiert werden können.
1788
Die Abhandlung "Über die Verwandlung und den Übergang einer Stein- und
Erdart in die andere" erscheint. Daneben publiziert Gerhard in den
Schriften
der Berliner Akademie der Wissenschaften, in der Berliner Gesellschaft
naturforschender Freunde, in den "Chemischen Annalen" (1784-1804) von
Lorenz
v. Crell und in Albrecht Höpfners "Magazin für die Naturkunde
Helvetiens"
(1787-1789).
1796
Zweite Ehe mit Margarethe Catharina Eleonora (1749-1804), Witwe des
Anton Friedrich Büsching (1724-1793), Lutherischer Theologe und Geograph.
1802
Beförderung zum Geheimen Oberfinanzrat.
1803
Gerhard publiziert eine "Sammlung vermischter Schriften".
1810
Am 13. März erfolgt die Pensionierung.
1814/15
Gerhard veröffentlicht seine letzte Schrift "Beobachtungen über die in
Krystallen und Krystallmassen eingeschlossenen festen Körper".
1818
Gerhard feiert sein 50jähriges Dienstjubiläum. Verleihung der
Auszeichnung "Ritter des rothen Adlerordens".
1821
Im Alter von 83 Jahren stirbt Gerhard am 9. März in Berlin.
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Gerhard entstammte einer schlesischen Pfarrersfamilie. Er studierte an der
Universität Frankfurt/Oder Medizin (Promotion 1760). Nach dem Studium
praktizierte er einige Zeit als Arzt und arbeitete als Naturforscher.
Mit seiner Berufung an die Bergwerks- und Hüttenadministration in Berlin,
begann für Gerhard eine beachtliche Karriere. 1768 wurde er
ordentliches Mitglied der Berliner Akademie. An der Gründung der
Bergakademie hatte er maßgeblichen Anteil und lehrte dort von 1770 bis 1789
Mineralogie und Bergbauwissenschaften. In Berlin wurde Gerhard vor allem
durch Johann Theodor Eller gefördert, dessen chemische Schriften er auch
herausgab. Gerhards frühe Veröffentlichungen behandeln medizinische Themen.
Mit den "Beiträgen zur Chymie und Geschichte des Mineralreichs"
begannen
seine wichtigen Werke zur Systematik der Mineralien, in denen er deren
chemischen Aufbau zur Basis der Klassifizierung nahm. Solange Gerhard die
Auffassung vertrat, daß die "Erden" ineinander umwandelbar seien,
kann er zu
den Vertretern der Phlogistonchemie gezählt werden.
Person: Carl Abraham Gerhard, Berliner Klassik, hrsg. v. der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, 2003-2013. URL: https://berlinerklassik.bbaw.de/personen/473.
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