Lebenslauf:
1744
Karl Leopold wird als Sproß der Junkerfamilie von Köckeritz am 16. Juni in Zielenzig in der Neumark geboren.
1762
Eintritt in die preußische Armee mit 18 Jahren.
1770
Ernennung zum Leutnant.
1797
Ernennung zum Generaladjutanten des neuen Königs Friedrich Wilhelm III.
Köckeritz verdankt seine Karriere zu weiten Teilen der Gunst des
Königs.
1801
Ernennung zum Chef des reitenden Feldjägerkorps.
1803
Ernennung zum Generalmajor.
1806
Köckeritz nimmt an der Schlacht bei Auerstedt teil. Anschließend begleitet er den König auf der Flucht nach Königsberg.
1821
Köckeritz stirbt im Alter von 77 Jahren in Berlin.
Karl Leopold von Köckeritz war keine schillernde Gestalt der
preußischen Geschichte, eher ein Mitläufer. Sein Ruf als Spieler,
Verschwender und arbeitsscheuer und politisch wie militärisch unfähiger
Günstling des Königs beruht auf einigen Anekdoten über ihn, die in der
Berliner Gesellschaft kursierten. Sie stammen aus der Feder
Christian von Massenbachs, der einen Artikel über Köckeritz der "Gallerie preußischer
Charaktere" beisteuerte, einer 1808 anonym erschienenen Satire auf die
Beteiligten der Niederlage von 1806. Dort heißt es u.a. über ihn:
"Der General von Köckeritz ist von mittlerer Statur, ungemein
saftreich und fleischig, beständig so knapp angezogen, daß man sich
nicht in seiner Nähe befinden kann, ohne irgendein Platzen zu
befürchten, und, bei einer nicht schlechten militärischen Leistung, von
einer so einfältigen Miene, daß man dem Herzoge von Braunschweig-Oels
nicht unrecht geben kann, der seinen Kopf "einen ausgeschnittenen
Kürbiskopf ohne Licht im Innern" nannte" (Gallerie preußischer
Charaktere, S. 8).
"Gesprächig wird dieser Edelmann nicht eher, als bis er sich, bei einer
Pfeife Taback und einem Glaß Kottbusser, mit einem Vertrauten am runden
Tische oder auch am Whisttische befindet, dann plaudert er aber auch
alles aus, was man von ihm zu erfahren irgendein Interesse hat"
(Gallerie preußischer Charaktere, S. 5).
"Kaum war er vom Schlachtfelde bei Auerstedt an der Seite des Königs in
Magdeburg eingetroffen, als Diejenigen, die ihn zu sprechen wünschten,
um die wahre Lage der Sache kennen zu lernen, ihn bei einem Puterbraten
von enormer Größe fanden, ganz vertieft in den so lange entbehrten
Genuß. Außerdem erzählte man sich noch, daß er, während der König auf
seiner Flucht nach Königsberg einen Landgeistlichen, bei dem er
abgetreten war, einen Begriff von der Streitkraft der Franzosen zu
machen suchte, dem erstauneten Schwarzrock von hinten kam, und, mit
Wasser im Munde, fragte: haben Sie denn nicht ein Stück Wurst, das Sie
mir vorsetzen können?" (Gallerie preußischer Charaktere, S. 10).
Massenbachs Urteil über den dicken Generalmajor mag teilweise
stimmen, allerdings trat der Autor des Artikels selbst bei der Schlacht
auch nicht gerade rühmlich in Erscheinung. Friedrich von Meerheimb urteilt in der Allgemeinen
deutschen Biographie relativierend über den gescholtenen Köckeritz: "Der
gutmüthige, beschränkte, indolente und ehrliche Mann, der sich durch
tadellose, sehr straffe Toilette auszeichnete, und nie einen
Widerspruch wagte, weil er keine eigene Meinung hatte, stand in der
Gunst bei Friedrich Wilhelm III., wohl auch, weil der immer
hülfsbereite Mann gern die Gesuche anderer unterstützte. Man hat ihm zu
Unrecht eine Mitschuld an dem Schicksale Preußens zuschreiben wollen,
der sehr korpulente und phlegmatische Mann war viel zu unbedeutend, um
einen Einfluß in politischen oder militärischen Dingen auszuüben.
(...). Er ist nie mehr als ein enger Paradesoldat gewesen, der seit
1794 dem praktischen Dienste ferne stand, und dessen Interesse sich auf
Whistspielen, gute Küche, Taback und Hofklatschereien beschränkte. Die
scharfe Beurteilung, die Köckeritz in der "Gallerie preußischer
Charaktere" erfahren, wurde Massenbach besonders übel genommen" (ADB, S.
416-417).
Verwendete Literatur:
Anonym: Gallerie preußischer Charaktere. Germanien 1808
Friedrich v. Meerheimb: Karl Leopold von Köckeritz. In: Allgemeine deutsche Biographie. Band 16. Leipzig: Duncker & Humblot 1881.
SH