Christian Massenbach

Lebensdaten

Nachname:
Massenbach
Vorname:
Christian
Adelsprädikat:
Freiherr von
Geburtsdatum:
16.04.1758
Geburtsort:
Schmalkalden
Geschlecht:
männlich
Konfession:
evangelisch
Todesdatum:
20.11.1827
Sterbeort:
Bialokosz (Prov. Posen)
Beruf(e):
  • Geograph
  • Militär

Biographie

Lebenslauf:
Christian v. Massenbach stammte aus einem schwäbischen Adelsgeschlecht und erhielt seine militärische Ausbildung auf der Militärakademie in Stuttgart. 1882 trat er in die preußische Armee ein. Durch mathematische Schriften bekannt, gab er dem Sohn Friedrich-Wilhelms II. Mathematikunterricht. Bis 1806 verfaßte M. viele militärtheoretische Arbeiten, analysierte den aus preußischer Sicht unglücklichen Kriegsverlauf der Koalitionskriege und setzte sich für militärische Reformen ein. Er arbeitete auch als Redakteur bei der "Militärischen Monatsschrift". Massenbach war Mitglied der 1802 von Scharnhorst gegründeten "Militärischen Gesellschaft zu Berlin", der auch Gneisenau, Boyen und Clausewitz angehörten. Doch anders als die späteren Reformer zog er eine konservative, systematische, sich an Stellungen und Märschen orientierende Kriegsstrategie der Idee des Volksheeres vor. Zudem betätigte er sich in Schlesien als Geograph und Landvermesser. Politisch sah Massenbach in der Habsburger-Monarchie und in Rußland die Hauptgegner Preußens und plädierte für eine Koalition mit Frankreich und eine Erschaffung eines norddeutschen Förderativstaates, mit einem preußischen Erbkaisertum an der Spitze. Bei der Schlacht von Jena/Auerstedt 1806, an der er als Generalquartiermeister Hohenlohes teilnahm, versagten seine theoretischen Konzepte der Kriegsführung und man warf ihm eine Teilschuld an der Niederlage vor. Bei der schmachvollen Kapitulation Hohenlohes bei Prenzlau trug er dann die alleinige Verantwortung. Eine vom König eingesetzte Immediat-Untersuchungskommission führte aber nicht zur Verurteilung Massenbachs. In Preußen desavoutiert, betätigte er sich nach 1815 als oppositioneller Ständepolitiker in Württemberg und stellte moderne Forderungen, wie der Schaffung eines geeinten Deutschlands, einer gewählten Volksvertretung und der Verantwortung der Minister vor dem Parlament. Massenbach überwarf sich jedoch mit diesen Forderungen mit König Friedrich und mußte auch Württemberg wieder verlassen. 1817 begang er seinen wohl größten Fehler. Um seine marode finanzielle Situation aufzubessern drohte er dem preußischen Monarchen mit der Veröffentlichung seiner, den Staat und Hof bloßstellenden Memoiren und versuchte so Friedrich-Wilhelm III. zu erpressen. Daraufhin wurde er in Frankfurt verhaftet, nach Küstrin überstellt und zu einer 14 jährigen Festungsstrafe verurteilt. 1826 begnadigte ihn der König und Massenbach starb ein Jahr später auf seinem Gut in Posen.


Gemeinsam mit dem Publizisten Friedrich Ferdinand Buchholz versuchte Massenbach auf seine Art in den Reformprozeß einzugreifen, machte sich allerdings mit seiner rechtfertigenden Publizistik kaum Freunde. In den Augen Friedrich Gentz' war Massenbach und sein Kollege Buchholz üble Burschen. In einem Brief an Rühle v. Lilienstein diffamiert er Massenbach im Zusammenhang mit einer Publikation drastisch: "An Verstand fehlt es er Bestie nicht; denn seine Aufsätze gegen Müssling in den Lichtstrahlen sind, außer ihrem Bericht, ohne allen Zweifel das geist- und lehrreichste, was über den Feldzug von 1806 noch geschrieben ward. Aber ein Abgrund von Bosheit, wie er in diesem Gemühte wohnt, ist selbst in unseren Zeiten selten und mit Ausnahme der Matadors der Revolution, Robespierre, Couthon, Collot d' Herbois, nie zum Vorschein gekommen. - Die historische Wahrheit geht freilich über alles; doch bitte und ich beschwöre Sie - wenn diese Aufforderung nicht schon zu spät kommt - in ihrer neuen Auflage alles zu vermeiden, was Ihnen nur irgend das Ansehen geben könnte, mit einem so engefleischten Teufel gemeinschaftliche Sache zu machen. (...). Massenbach und Buchholz umspannen den ganzen Kreis menschlicher Verruchtheit". (Gentz 1838, S. 323)

Verwendete Literatur
Gentz, Friedrich von: Briefe und vertraute Blätter. Bd. 1. Hrsg. von Gustav Schlesier.
 Mannheim 1838






Werke/Literatur

Auswahlbibliographie Primärliteratur:

Person: Christian Massenbach, Berliner Klassik, hrsg. v. der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, 2003-2013. URL: https://berlinerklassik.bbaw.de/personen/730.

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