Lebenslauf:
Christian v. Massenbach stammte aus einem schwäbischen Adelsgeschlecht und
erhielt seine militärische Ausbildung auf der Militärakademie in Stuttgart.
1882 trat er in die preußische Armee ein. Durch mathematische Schriften
bekannt, gab er dem Sohn Friedrich-Wilhelms II. Mathematikunterricht. Bis
1806 verfaßte M. viele militärtheoretische Arbeiten, analysierte den aus
preußischer Sicht unglücklichen Kriegsverlauf der Koalitionskriege und
setzte sich für militärische Reformen ein. Er arbeitete auch als Redakteur
bei der "Militärischen Monatsschrift". Massenbach war Mitglied der 1802 von
Scharnhorst gegründeten "Militärischen Gesellschaft zu Berlin", der auch
Gneisenau, Boyen und Clausewitz angehörten. Doch anders als die späteren
Reformer zog er eine konservative, systematische, sich an Stellungen und
Märschen orientierende Kriegsstrategie der Idee des Volksheeres vor. Zudem
betätigte er sich in Schlesien als Geograph und Landvermesser. Politisch sah
Massenbach in der Habsburger-Monarchie und in Rußland die Hauptgegner
Preußens und plädierte für eine Koalition mit Frankreich und eine
Erschaffung eines norddeutschen Förderativstaates, mit einem preußischen
Erbkaisertum an der Spitze. Bei der Schlacht von Jena/Auerstedt 1806, an der
er als Generalquartiermeister Hohenlohes teilnahm, versagten seine
theoretischen Konzepte der Kriegsführung und man warf ihm eine Teilschuld an
der Niederlage vor. Bei der schmachvollen Kapitulation Hohenlohes bei
Prenzlau trug er dann die alleinige Verantwortung. Eine vom König
eingesetzte Immediat-Untersuchungskommission führte aber nicht zur
Verurteilung Massenbachs. In Preußen desavoutiert, betätigte er sich nach
1815 als oppositioneller Ständepolitiker in Württemberg und stellte moderne
Forderungen, wie der Schaffung eines geeinten Deutschlands, einer gewählten
Volksvertretung und der Verantwortung der Minister vor dem Parlament.
Massenbach überwarf sich jedoch mit diesen Forderungen mit König Friedrich
und mußte auch Württemberg wieder verlassen. 1817 begang er seinen wohl
größten Fehler. Um seine marode finanzielle Situation aufzubessern drohte er
dem preußischen Monarchen mit der Veröffentlichung seiner, den Staat und Hof
bloßstellenden Memoiren und versuchte so Friedrich-Wilhelm III. zu
erpressen. Daraufhin wurde er in Frankfurt verhaftet, nach Küstrin
überstellt und zu einer 14 jährigen Festungsstrafe verurteilt. 1826
begnadigte ihn der König und Massenbach starb ein Jahr später auf seinem Gut
in Posen.
Gemeinsam mit dem Publizisten Friedrich Ferdinand Buchholz versuchte
Massenbach auf seine Art in den Reformprozeß einzugreifen, machte sich
allerdings mit seiner rechtfertigenden Publizistik kaum Freunde. In den
Augen Friedrich Gentz' war Massenbach und sein Kollege Buchholz üble
Burschen. In einem Brief an Rühle v. Lilienstein diffamiert er Massenbach im
Zusammenhang mit einer Publikation drastisch: "An Verstand fehlt es er
Bestie nicht; denn seine Aufsätze gegen Müssling in den Lichtstrahlen sind,
außer ihrem Bericht, ohne allen Zweifel das geist- und lehrreichste, was
über den Feldzug von 1806 noch geschrieben ward. Aber ein Abgrund von
Bosheit, wie er in diesem Gemühte wohnt, ist selbst in unseren Zeiten selten
und mit Ausnahme der Matadors der Revolution, Robespierre, Couthon, Collot
d' Herbois, nie zum Vorschein gekommen. - Die historische Wahrheit geht
freilich über alles; doch bitte und ich beschwöre Sie - wenn diese
Aufforderung nicht schon zu spät kommt - in ihrer neuen Auflage alles zu
vermeiden, was Ihnen nur irgend das Ansehen geben könnte, mit einem so
engefleischten Teufel gemeinschaftliche Sache zu machen. (...). Massenbach
und Buchholz umspannen den ganzen Kreis menschlicher Verruchtheit". (Gentz
1838, S. 323)
Verwendete Literatur
Gentz, Friedrich von: Briefe und vertraute Blätter. Bd. 1. Hrsg.
von Gustav Schlesier.
Mannheim 1838