Hans Rudolf Bischoffwerder

Lebensdaten

Nachname:
Bischoffwerder
Vorname:
Hans Rudolf
Adelsprädikat:
von
Geburtsdatum:
13.11.1741
Geburtsort:
Ostramondra/ Kreis Eckartsberga
Geschlecht:
männlich
Konfession:
evangelisch-lutherisch
Todesdatum:
31.10.1803
Sterbeort:
Potsdam oder Marquardt (Osthavelland)
Beruf(e):
  • General
  • Politiker

Genealogie

Genealogie:
Vater: Hans Rudolf von Bischoffwerder, Kursächsischen Rittmeisters (1707-1754) Mutter: Henriette Wilhelmine von Bünau (? - 1762), Tochter des Hauptmanns Heinrich von Bünau Sohn: Wilhelm Hans Rudolf Ferdinand von Bischoffwerder

Biographie

Lebenslauf:
1741
Hans Rudolf Bischoffwerder wird am 13. November in Ostramondra im thüringischen Amtsbezirk Eckartsberga als Sohn des kursächsischen Rittmeisters Hans Rudolf von Bischoffwerder und dessen Ehefrau Henriette Wilhelmine von Bünau geboren.

1754
Tod des Vaters.

1756
Beginn des Studiums der Rechte an der Universität Halle.

1760
Aus Abneigung gegen das Fach bricht Bischoffwerder sein Studium ab um als Soldat in das preußische Kürassier-Regiment Nr. 11 einzutreten, in dem er bis 1763 am Siebenjährigen Krieg teilnimmt.

1761
Beförderung zum Kornett.

1762
Tod der Mutter.

1763
Nach dem Frieden von Hubertusburg beendet Bischoffwerder im Juli  seine militärische Laufbahn und zieht sich vorerst auf seine Erbgüter zurück. Im selben Jahr nimmt er eine Stelle als Kammerherr in Dresden an.

1764
Am 1. März Hochzeit mit Luise Christiane von Wilcke, Tochter eines sächsischen Kammerhern. Bischoffwerder tritt den Dienst als Stallmeister des Herzogs Karl von Kurland an, der am kursächsischen Hof lebt.

1766
Erwerb zweier Rittergüter in Sachsen.

1772
Mit dem Eintritt des Herzogs von Kurland in den Freimaurerorden nimmt vermutlich auch Bischoffwerder erste Kontakte zu dem Orden auf und gehört bald darauf zu den führenden Persönlichkeiten des im selben Jahr im Schloß des Grafen Brühl zu Kohlo gegründeten Konvents.

1774
Bischoffwerder ist Zeuge bei einem aufsehenerregenden Prozeß um den Selbstmord des Leipziger Kaffeehauswirts und Freimaurers Johann Georg Schrepfer. Es wird ihm seitdem unterstellt, den "Apparat", mit dem Schrepfer seine Geisterbeschwörungen veranstaltete, geerbt und später in Berlin zum Betrug des Königs eingesetzt zu haben.

1776
Bischoffwerder lernt auf dem Konvent in Wiesbaden die Lehren des Barons von Gugomos (als Rosenkreuzer Theophilus genannt) kennen.

1778
Bischoffwerder stellt sich wieder in preußische Dienste, wird Adjutant des Prinzen Heinrich von Preußen und übernimmt für ihn im Rahmen der preußischen Mobilisierung für den bayerischen Erbfolgekrieg das Kommando über ein sächsisches Jägercorps. Für die Anstellung bezieht der Major ein Jahresgehalt von 572 Talenr. Während des Erbfolgekrieges lernt Bischoffwerder den Thronfolger Friedrich Wilhelm II. kennen.

1779
Am 24. April Einritt in den Rosenkreuzer-Zirkel in Berlin.

1780
Nach dem Teschener Frieden, der das Ende des bayerischen Erbfolgekrieg bedeutet, läßt sich Bischoffwerder in Potsdam nieder und wählt, getrennt von seiner in Dresden lebenden Frau und seinen beiden Töchtern, seinen neuen Wohnsitz in der Nähe des Schlosses. Friedrich II. ernennt ihn zum persönlichen Adjutanten seines Thronfolgers. Bischoffwerder gewinnt zunehmend Einfluß auf den Kronprinzen und späteren König Friedrich Wilhelm II.

1781
Bischoffwerder gelingt es den Kronprinzen zum Eintritt in den Rosenkreuzerorden zu bewegen.

Ab 1786
Bischoffwerder ist der engste Vertraute und Berater Friedrich Wilhelms II und setzt seine militärische Karriere fort. Der neue König ernennt ihn zum Oberstleutnant und bewilligt ein höheres Gehalt von 2000 Talern.

1787
Am 13. Mai erfolgt die Beförderung zum Oberst, was eine abermalige Erhöhung des Jahreseinkommens nach sich zieht.

1789
Am 17. Juni Ernennung zum Generaladjutant. Spätestens zu diesem Zeitpunkt leitet Bischoffwerder im Hintergrund die preußische Außenpolitik. Seine militärische Verfügungsgewalt bezieht sich allerdings nur auf das von ihm kommandierte berittene Jägerkorps.

1790
Als Chef des berittenen Feldjägerkorps spricht sich Bischoffwerder gegen die Mißhandlung von Soldaten aus. Bei der Reichenbacher Konvention, die ein Bündnisverhältnis zwischen Preußen und Österreich im Falle eines Krieges gegen Rußland festlegen soll, fungiert er als preußischer Unterhändler.

1791
Bischoffwerder ist Preußischer Unterhändler bei der Pillnitzer Deklaration, die eine unverbindliche Erörterung der Lage des verhafteten französischen Königs zwischen den östereichischen und preußischen Monarchen zum Gegenstand hat.

1791
Beförderung zum Generalmajor.

1792
Der Minister Ewald Friedrich Graf v. Herzberg wird entlassen. Inwieweit die Entlassung auf das Betreiben Bischoffwerders zurückgeht, läßt sich nicht eindeutig beurteilen. Verleihung des Roten adlerordens an Bischoffwerder.

1794
Bischoffwerders erste Ehe wird in Dresden geschieden.

1795
Am 22. Februar heiratet Bischoffwerder in Frankfurt a. M. zum zweiten mal. Die verwitwete Wilhelmine Catharine Gräfin Pinto (1759-1833), Tochter des Geheimen Finanzrates Friedrich Wilhelm von Tarrach wird seine Braut. 
Der König schenkt Bischoffwerder 30 000 Taler und ermöglicht ihm dadurch das Gut Marquardt zu erwerben. Mit der für die Zeit nicht unüblichen Geldschenkung möchte der König "einen Beweis Meines Wohlwollens geben" und Bischoffwerder zeigen "daß ihr die Freundschaft so Ich für Euch hege, mehr und mehr erkennet und Euch stets des Wohlwollens erinnert Eures Wohl Affectionierten Königs". (Neumann  1997, S. 116).
Geburt seines Sohnes Wilhelm Hans Rudolf Ferdinand. König Friedrich Wilhelm II. ist Pate.

1796
Beförderung zum Generalleutnant am 1. Januar. Im Rahmen der dritten Teilung Polens erhält Bischoffwerder drei königliche Güter in Südpreußen.

1797
Bischoffwerder überbringt dem Kronprinzen die Nachricht vom Tod Friedrich Wilhelms II.  am 16. November. Von Friedrich Wilhelm III. pensioniert, zieht er sich nach Marquardt zurück und widmet sich fortan ausschließlich der Bewirtschaftung seines Gutes. Vor der Entlassung erhält er den Schwarzen Adler Orden.

1803
Bischoffwerder stirbt am 30. Oktober im Alter von 62 Jahren in seiner Potsdamer Wohnung. Am 4. November findet die Beisetzung in der seinerzeit von ihm angelegeten Rundgruft zwischen Schloß und Schlänitzsee in Marquardt statt.


BS und SH
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Zusammen mit Johann Christoph v. Woellner verkörperte Bischoffwerder in der Geschichtsschreibung lange den konservativen Geist und die religiöse Reaktion im nachfriederizianischen Preußen. Keine Frage, bei Bischoffwerder verbanden sich antiaufklärerisches Gedankengut, religiöse Vorstellungen, die von Wunderglauben und Geisterseherei geprägt waren, sowie eine pragmatische Realpolitik im Dienste des Königs zu einem uneiheitlichen Bild. Wie groß der Einfluß Bischoffwerders auf Friedrich-Wilhelm II. tatsächlich gewesen ist, läßt sich allerdings schwer rekonstruieren. Er verstand sich als außenpolitischer Berater, strebte jedoch kein Ministeramt an, sondern beriet den König im Auftrag seines Ordens, den Rosenkreuzern. Sie gewannen durch Bischoffswerder Einfluß auf die Politik Preußens; der Monarch war seit 1781 Mitglied. Der umstrittene Johann Christoph Woellner verdankte Bischoffwerder seine Berufung zum Minister und unter seiner Egide wurden der Aufklärung verbundene Minister Friedrichs II., wie Hertzberg durch Mitglieder des Rosenkreutzerordens ersetzt. Aber geschah das zum Nachteil des Landes, bzw. betrieb Bischoffswerder Amtsmißbrauch? Daß ihm der König bei der Finanzierung seines Schloßes Marquard bei Potsdam finanziell unter die Arme griff, oder die Patenschaft für seinen Sohn Wilhelm Hans Rudolf Ferdinand übernahm, verdeutlicht zwar die enge Beziehung von Monarch und Vertrautem, war im Zeitalter des Spätabsolutismus ebenso gewöhnlich, wie eine Neubesetzung des Kabinetts nach einem Thronwechsel. Natürlich wußte der enge Berater des Königs über politische Vorgänge Bescheid. Er überwachte die Besetzung der wichtigsten Ämter im Staat und am Hof und vertrat Preußen bei den Verhandlungen mit Österreich über das Verhalten zur Französischen Revolution oder den polnischen Teilungen. Nach dem Tod des Königs sank sein Einfluß sehr schnell. Friedrich- Wilhelm III. schickte ihn in Pension, teilte ihm aber mit, daß dies "nicht aus üblen Absichten geschehen" sei.
Bischoffwerder war eine schillernde, durch den Hang zu mystischen Wahnideen, abergläubischen Vorstellung und Geisterbeschwörungen auch eine romantische Figur. Das ambivalente Bild bestätigen auch überlieferte Äußerungen über ihn. Der Freiherr vom Stein schrieb: "Bischoffswerder ist schlau, beobachtend, verschlossen, phantastisch, bequem, genußliebend, weder durch Kenntnis, noch durch Beruf für Geschäfte vorbereitet". (Neumann 1997, S. 121). Der satirische Publizist Friedrich v. Coelln schilderte in seinen "Vertrauten Briefen" Bischoffwerder eher als blasse Gestalt: "Bischoffswerder war ein ganz gewöhnlicher Kopf und hatte keinen bösen Charakter, sein Gemüth war aber den äußeren Eindrücken zu sehr offen, woraus eine große Schwäche des Willens entstand. (...). Die ganze Politik Bischoffwerders bestand darin: Nichts zu scheinen und alles zu sein". (Fontane 2001, S. 288). Theodor Fontane widmete ihm in seinen "Wanderungen" ein ganzes Kapitel, und versuchte, die Ehre Bischoffwerders zu retten. Über Geisterseherei, Günstlinmgswirtschaft und außenpolitischen Einfluß schrieb er: "Was anderes tritt einem entgegen als ein lebenskluger, mit Gaben zweiten Ranges ausgerüsteter Mann, der scharf beobachtete, wenig sprach, keinerlei Ansprüche erhob, auf die glänzende Außenseite des Ruhms verzichtete und sich begnügte, in aller Stille einflußreich zu sein? Wir bekennen offen, daß uns derartig angelegte Naturen nicht gerade sonderlich sympathisch berühren und daß uns solche, die, zumal in hohen Stellungen, mehr aus dem Vollen zu arbeiten verstehen, mächtiger und wohltuender zu erfassen wissen, aber wohltuend oder nicht, was liegt hier vor, das an und für sich schon, einen besonderen Tadel herausforderte? (...)..wo sind diese bösen Dinge?". (Fontane 2001, S. 289).
Während die Geschichtsschreibung des 19. Jahrhunderts Bischoffwerder eine außerordentliche und auf persönliche Bereicherung bedachte Einflußnahme auf die Politik Preußens bescheinigt, relativieren neue Forschungen dieses Bild. Die vermeintliche Günstlingswirtschaft kann nicht in übersteigerten Maß nachgewisen werden. In der Außenpolitik entschieden mehrere Minister über Richtungsvorschläge an den König
Bei den Verhandlungen mit Österreich erwies sich der in Sachsen aufgewachsene Bischoffwerer sogar als Glücksgriff, da er keine, aus der Zeit Friedrichs II. stammenden Vorurteile gegenüber der Habsburger Monarchie hegte. Der spannende und letztlich nicht zu klärende Einfluß Bischoffwerders auf den König und damit auf die Politik Preußens liegt in der "Unabhängigkeit seiner Stellung von politischen Nützlichkeitserwägungen",  sprich in seiner Freundschaft zu einem Monarchen begründet, den die Geschichtsschreibung allgemein lange ungerecht beurteilt hat. Die von der älteren Geschichtsschreibung attestierte "Wöllner-Bischoffwerder-Clique", die in Eigenregie die Geschicke des Staates am König vorbei lenkten verweist Wilhelm Bringmann in seiner großangelegten Studie über die Zeit Friedrich Wilhelms II. in das Reich der Fabel: "Es gibt keine Anzeichen für irgendwelche politischen Absprachen zwischen den beiden. Sie lebten zudem- hier der adedlige in Sachsen geschulte Höfling, dort der streberhafte bürgerliche Parvenu- in verschiedenen Welten und waren auf ganz unterschiedlichen Politikfeldern tätig. Wöllner galt nichts in der Außenpolitik und Bischoffwerder engagierte sich nicht in innenpolitischen Fragen. Auch von finsteren Machenschaften der beiden zur Bereicherung kann nicht die Rede sein, sonst wären Wöllner und Bischoffwerder, denen niemand einen ungewöhnlich aufwendigen Lebenstil vorgeworfen hat, nicht in beengten, bzw. modesten Vermögensverhältnissen gestorben". (Bringmann 2001, S. 306).


Verwendete Literatur:

Bringmann, Wilhelm: Preußen unter Friedrich Wilhelm II. (1786-1797). Frankfurt a.M u.a.: Lang 2001

Fontane, Theodor: Wanderungen durch die mark Brandenburg. Dritter teil: Havelland. Hrsg. von Gotthard Erler und Rudolf Mingau. berlin: Aufbau 2001

Neumann, Hans-Joachim: Friedrich Wilhelm II. Preußen unter den Rosenkreuzern. berlin: edition q 1997


SH










Werke/Literatur

Register

Fachregister:
  • Militär
  • Politik

Person: Hans Rudolf Bischoffwerder, Berliner Klassik, hrsg. v. der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, 2003-2013. URL: https://berlinerklassik.bbaw.de/personen/734.

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