Johann Christoph Wöllner

Lebensdaten

Nachname:
Wöllner
Vorname:
Johann Christoph
Adelsprädikat:
von
Geburtsdatum:
19.05.1732
Geburtsort:
Döberitz (Mark Brandenburg)
Geschlecht:
männlich
Todesdatum:
10.09.1800
Sterbeort:
Groß-Rietz bei Beskow/ Mark
Beruf(e):
  • Minister

Genealogie

Genealogie:
Vater: evangelischer Prediger

Biographie

Lebenslauf:

1732
Am 19. Mai wird Johann Christoph Wöllner als Sohn eines Pfarrers in Doberitz in der Mark geboren.

1730er/40er
Wöllner erhält Schulunterricht in Spandau.

1750
Aufnahme des Theologie-Studiums in Halle.

1753
Tätigkeit als Hauslehrer bei der Familie des Generals von Itzenplitz zu Groß-Behnitz in der Mark.

1755
Berufung zum Patronatspfarrer in Groß-Behnitz.

1759
Nach dem Tod des Generals scheidet Wöllner - angeblich aus gesundheitlichen Gründen - aus dieser Stelle aus. Nach dem Austritt aus dem Pfarramt erwirbt Wöllner Kenntnisse auf den Gebieten der Landwirtschaft und Nationalökonomie.

1762
Wöllner wird Pächter in Groß-Behnitz.

1766
Heirat mit der einzigen Tochter des Generals Itzenplitz gegen den lebhaften Einspruch ihrer Verwandten.

1768
Wöllner, der ein Kanonikat in Halberstadt erhalten hat, richtet an den König das Gesuch um Nobilitierung. Die Umstände von Wöllners Heirat veranlassen den König, dieses Ansinnen mit der Bemerkung, Wöllner sei ein "intriganter Pfaffe" zurückzuweisen.

1770
Der Bruder Friedrichs II., Prinz Heinrich von Preußen, stellt Wöllner als Kammerrat bei seiner Domänenverwaltung ein. Fortan wohnt Wöllner in Berlin.

1765 bis 1780

Wöllner widmet seine Energie dem Freimaurerorden und tritt der Loge "Zu den drei Weltkugeln" bei. Zu dieser Zeit publiziert er viele Rezensionen über landwirtschaftliche Schriften in Friedrich Nicolais "Allgemeine deutsche Bibliothek". Er kommt in Kontakt mit den Rosenkreuzern und wird in den Orden aufgenommen. Wöllner zieht sich aus den Kreisen der Freimaurer und Aufklärer zurück und gründet in Berlin eine Rosenkreuzerloge. Unter dem Pseudonym Chrysophiron (oder auch Heliconus) leitet er die Loge.

1781
Eintritt des Kronprinzen Friedrich Wilhelm in die Loge (8. August). Wöllner gewinnt Einfluß auf den zukünftigen Monarchen und wird später zu seinem Orakel in Regierungsangelegenheiten.

1784ff.
Wöllner hält dem Kronprinzen Vorlesungen über verschiedene Bereiche der Kunst des Regierens. In dieser Zeit verfaßt Wöllner Verträge, die nach dem Regierungsantritt Friedrich Wilhelms II. weitgehend umgesetzt werden. Bis zum Tode Friedrich Wilhelms II. bleibt der Einfluß Wöllners auf die preußische Innenpolitik groß.

1786
Erhebung in den Adelsstand, Ernennung zum Geheimen Oberfinanzrat und Chef des Baudepartements. Wöllner erhält auch die Aufsicht über die königliche Dispositionskasse. Wöllners Anliegen, Finanzminister zu werden, ist nicht von Erfolg gekrönt.

1788
Wöllner gelingt die Verdrängung des Ministers Zedlitz aus der Zuständigkeit für das Geistliche Departement. Als Zedlitz die Aufsicht über das Schulwesen in Schlesien und über die von ihm eingesetzte Generalschulkommission entzogen wird, ersucht dieser um seine Entlassung. Am 3. Juli wird Wöllner zum wirklichen Geheimen Staats- und dirigierenden Minister ernannt, ihm wird das geistliche Departement übertragen. Wenige Tage später folgt der Erlaß des Religionsedikts, das zwar auch von Carmer und Dörnberg unterzeichnet und vom König befürwortet worden ist, jedoch der Feder Wöllners entstammt. Die von den Mitgliedern der Oberkirchenbehörde in Berlin und den fünf Oberkonsistorialräten erhobenen Einwände werden von der vom König ernannten, aus den Ministern Carmer, Dörnberg und Wöllner bestehenden Kommission scharf zurückgewiesen (24. November).

1791
Gründung der Immediats-Examinationskommission zur Prüfung der Geistlichen auf ihre Rechtgläubigkeit. Die Kommission übernimmt die Aufgabe der seit 1788 geübten Zensur, der unter anderem Kant (1794) zum Opfer fällt.

1794
Wöllner muß dem König eine mangelhafte Erfolgsbilanz der Immediats-Kommission melden, was eine Verstimmung Friedrich Wilhelms II. ihm gegenüber zur Folge hat. Dies führt allerdings nicht zum gänzlichen Abbruch des Einflusses Wöllners.

1798
Nach dem Regierungsantritt Friedrich Wilhelms III. (Dezember 1797) unternimmt Wöllner ohne königliche Anweisung den Versuch, die aufgehobenen, formal jedoch nicht zurückgenommenen Bestimmungen "seines" Religionsedikts wieder in Kraft treten zu lassen. Er erhält zunächst (12. Januar) eine schroffe Kabinettsorder und am 11. März seine Entlassung ohne Pension. Er zieht sich zurück auf sein Gut Großriez bei Beeskow. Bitten um die Rückgabe seiner dem früheren Kronprinzen Friedrich Wilhelm übergebenen Vorlagen sowie Ersuche um ein Gnadengehalt werden von Friedrich Wilhelm III. nicht berücksichtigt.

1800
Am 10. September stirbt Wöllner 68 jährig auf seinem Gut Großriez.

Meldung in der Haude- und Spenerschen Zeitung, Nr. 111, Dienstag, den 16. September 1800:
"Am 11ten dieses starb auf seinem Gute Groß-Ritz(!) ohnweit Beeskow, der ehemalige Königlich Preußische Justiz-Minister und Chef des geistlichen Departements, Herr Johann Christoph von Wöllner, Probst des Adelichen Fräuleinstifts zum Heiligen Grabe in der Priegnitz, Mitglied der Königl. Academie der Wissenschaften von der physicalischen Classe, auch Mitglied der Königl. Academie der schönen Künste und der Gesellschaft naturforschender Freunde zu Berlin, im 68sten Lebensjahre an einer Entkräftung."

 



Werke/Literatur

Berlinaufenthalte

  • 1786ff. hinter dem Observatorium (eigenes Haus)
  • ab 1788 Haus des Gastwirts Töpfer
  • von 1790 bis 1798 Wegelysches Haus Unter den Linden

Register

Fachregister:
  • Politik
Institutionsregister:
  • Akademie der Wissenschaften
Gruppen/Vereinigungen-Register:
  • Gesellschaft naturforschender Freunde
  • Montagsclub

Person: Johann Christoph Wöllner, Berliner Klassik, hrsg. v. der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, 2003-2013. URL: https://berlinerklassik.bbaw.de/personen/690.

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