1732
Am 19. Mai wird
Johann Christoph Wöllner als Sohn eines Pfarrers in Doberitz in der Mark
geboren.
1730er/40er
Wöllner erhält Schulunterricht in Spandau.
1750
Aufnahme des Theologie-Studiums in Halle.
1753
Tätigkeit als Hauslehrer bei der Familie des Generals von Itzenplitz zu
Groß-Behnitz in der Mark.
1755
Berufung zum Patronatspfarrer in Groß-Behnitz.
1759
Nach dem Tod des Generals scheidet Wöllner - angeblich aus gesundheitlichen
Gründen - aus dieser Stelle aus. Nach dem Austritt aus dem Pfarramt erwirbt
Wöllner Kenntnisse auf den Gebieten der Landwirtschaft und Nationalökonomie.
1762
Wöllner wird Pächter in Groß-Behnitz.
1766
Heirat mit der einzigen Tochter des Generals Itzenplitz gegen den lebhaften
Einspruch ihrer Verwandten.
1768
Wöllner, der ein Kanonikat in Halberstadt erhalten hat, richtet an den
König das Gesuch um Nobilitierung. Die Umstände von Wöllners Heirat veranlassen
den König, dieses Ansinnen mit der Bemerkung, Wöllner sei ein "intriganter
Pfaffe" zurückzuweisen.
1770
Der Bruder Friedrichs II., Prinz Heinrich von Preußen, stellt Wöllner als
Kammerrat bei seiner Domänenverwaltung ein. Fortan wohnt Wöllner in Berlin.
1765 bis 1780
Wöllner widmet seine Energie dem Freimaurerorden und tritt der Loge "Zu
den drei Weltkugeln" bei. Zu dieser Zeit publiziert er viele Rezensionen
über landwirtschaftliche Schriften in Friedrich Nicolais "Allgemeine
deutsche Bibliothek". Er kommt in Kontakt mit den Rosenkreuzern und wird
in den Orden aufgenommen. Wöllner zieht sich aus den Kreisen der Freimaurer und
Aufklärer zurück und gründet in Berlin eine Rosenkreuzerloge. Unter dem
Pseudonym Chrysophiron (oder auch Heliconus) leitet er die Loge.
1781
Eintritt des Kronprinzen Friedrich Wilhelm in die Loge (8. August). Wöllner
gewinnt Einfluß auf den zukünftigen Monarchen und wird später zu seinem Orakel
in Regierungsangelegenheiten.
1784ff.
Wöllner hält dem Kronprinzen Vorlesungen über verschiedene Bereiche der Kunst
des Regierens. In dieser Zeit verfaßt Wöllner Verträge, die nach dem
Regierungsantritt Friedrich Wilhelms II. weitgehend umgesetzt werden. Bis zum
Tode Friedrich Wilhelms II. bleibt der Einfluß Wöllners auf die preußische
Innenpolitik groß.
1786
Erhebung in den Adelsstand, Ernennung zum Geheimen Oberfinanzrat und Chef
des Baudepartements. Wöllner erhält auch die Aufsicht über die königliche
Dispositionskasse. Wöllners Anliegen, Finanzminister zu werden, ist nicht von
Erfolg gekrönt.
1788
Wöllner gelingt die Verdrängung des Ministers Zedlitz aus der Zuständigkeit
für das Geistliche Departement. Als Zedlitz die Aufsicht über das Schulwesen in
Schlesien und über die von ihm eingesetzte Generalschulkommission entzogen
wird, ersucht dieser um seine Entlassung. Am 3. Juli wird Wöllner zum
wirklichen Geheimen Staats- und dirigierenden Minister ernannt, ihm wird das
geistliche Departement übertragen. Wenige Tage später folgt der Erlaß des
Religionsedikts, das zwar auch von Carmer und Dörnberg unterzeichnet und vom
König befürwortet worden ist, jedoch der Feder Wöllners entstammt. Die von den
Mitgliedern der Oberkirchenbehörde in Berlin und den fünf Oberkonsistorialräten
erhobenen Einwände werden von der vom König ernannten, aus den Ministern
Carmer, Dörnberg und Wöllner bestehenden Kommission scharf zurückgewiesen (24.
November).
1791
Gründung der Immediats-Examinationskommission zur Prüfung der Geistlichen
auf ihre Rechtgläubigkeit. Die Kommission übernimmt die Aufgabe der seit 1788
geübten Zensur, der unter anderem Kant (1794) zum Opfer fällt.
1794
Wöllner muß dem König eine mangelhafte Erfolgsbilanz der
Immediats-Kommission melden, was eine Verstimmung Friedrich Wilhelms II. ihm
gegenüber zur Folge hat. Dies führt allerdings nicht zum gänzlichen Abbruch des
Einflusses Wöllners.
1798
Nach dem Regierungsantritt Friedrich Wilhelms III. (Dezember 1797)
unternimmt Wöllner ohne königliche Anweisung den Versuch, die aufgehobenen,
formal jedoch nicht zurückgenommenen Bestimmungen "seines"
Religionsedikts wieder in Kraft treten zu lassen. Er erhält zunächst (12.
Januar) eine schroffe Kabinettsorder und am 11. März seine Entlassung ohne
Pension. Er zieht sich zurück auf sein Gut Großriez bei Beeskow. Bitten um die
Rückgabe seiner dem früheren Kronprinzen Friedrich Wilhelm übergebenen Vorlagen
sowie Ersuche um ein Gnadengehalt werden von Friedrich Wilhelm III. nicht
berücksichtigt.
1800
Am 10. September stirbt Wöllner 68 jährig auf seinem Gut Großriez.
Person: Johann Christoph Wöllner, Berliner Klassik, hrsg. v. der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, 2003-2013. URL: https://berlinerklassik.bbaw.de/personen/690.
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