Lebenslauf:
1768
Sophie Juliane wird am 17. Oktober in Baynuhnen in Ostpreußen in der Familie Dönhoff geboren.
1789
Sophie Juliane erhält eine Anstellung als Hofdame der Königin Frederike
Luise, der Ehefrau Friedrich Wilhelms II. am Hof in Potsdam. Sie
beeindruckt durch ihre Erscheinung und ihre Musikalität. Sie singt und
spielt Klavier. Am Hof lernt
sie den König kennen, der sich zur blonden Schönheit
hingezogen fühlt. Ein Zeitgenosse kommentiert ihren Aufritt bei Hof mit
den Worten: "Die Gräfin Dönhoff fesselte durch jenes Zusammenspiel von
Reizen, Liebenswürdigkeit, Kaprizen und Launen, welche die
Leidenschaften noch mehr entflammen" (zitiert nach Neumann 1997, S. 85).
1790
Am 9. April wird Sophie Juliana die Nachfolgerin von
Julie von Voß und
dem König "zur Linken" angetraut. Die morganatische Ehe, eine im
absolutistischen Zeitalter nicht unübliche Praxis zur Legitimierung von
Mätressen und Liebschaften, ermöglicht eine nicht ebenbürtige eheliche
Verbindung zweier Partner ungleichen Standes. Aus der Heirat zwischen
Friedrich Wilhelm II. und Sophie Juliana ergeben sich demnach keine
dynastischen
Konsequenzen. Die Vermählung in der Charlottenburger Schloßkapelle
leitet Johann Friedrich Zöllner, der schon
die erste morganatische Ehe des Königs getraut hat und dafür 1788 mit
der
Mitgliedschaft im lutherischen und reformierten Oberkonsortium in
Berlin belohnt wurde. Sophie Juliane wird der Titel Gräfin von
Brandenburg verliehen.
1792
Am 27. Januar geht aus der Verbindung das erste Kind, Friedrich Wilhelm
Graf von Brandenburg, der spätere Ministerpräsident Preußens, hervor.
Dennoch verläuft die Ehe wenig harmonisch. Sophie Juliane gerät mit
Madame Ritz, der Freundin und Mätresse des Königs, aneinander. Zudem
mischt sie sich in die Politik ein. Berühmt wird ihr Ausspruch über den
Feldzug gegen Frankreich im Frühjahr des Jahres: "Ich gebe Sie ganz
auf, wenn Sie sich mit solchem Leichtsinn in ein so gewichtiges und
schweres Unterfangen einlassen. Entweder müssen Sie an der Spitze von
200.000 Preußen und 250.000 Österreichern marschieren oder auf jede
Hoffnung des Sieges verzichten. Mit einer Handvoll Leuten werden Sie nur
ihr Leben aufs Spiel setzen und ihre Ehre bloßstellen. Sie werden von
den Grenzen zurückgeschlagen werden. Ihre ritterliche Laune macht sie
zu einem Don Quichotte, der ebenfalls Berg und Tal durchzog, um überall
das Recht wiederherzustellen, sich auf alles stürzte, was ihm in den
Weg kam und losschlug, ohne auf die Anzahl und Stärke seiner Gegner
Rücksicht zu nehmen" (zitiert nach Neumann 1997, S. 85-86).
Die Äußerungen kommen nicht gut an. Ebensowenig wie ihre Parteinahme
für den elsässsichen Schriftsteller und preußischen Prinzenerzieher
Franz Michale Leuchsenring, der im Verdacht steht, mit französischen
Revolutionären zu kollaborieren. Ende Mai verbannt Friedrich Wilhem II.
seine "Frau zur Linken" in die Schweiz ins preußische Neufchâtel.
1793
Sophie Juliane wird zum zweiten mal Mutter. Sie gebirt eine Tochte.
Vater ist Friedrich Wilhelm II., der aber mit ihr gebrochen hat.
Dennoch kehrt sie im November nach Potsdam zurück, überrascht den König
beim trauten Familienabend und übergibt ihm im seine Kinder. Eine
Rückkehr an den Hof erreicht sie nicht. Man gewährt ihr 8.000 Taler
Pension und schickt sie
auf ein Gut bei Angermünde. Die Erzeihung der Kinder übernimmt Madame
Ritz.
1805
Die Gräfin Sohie Juliane von Dönhoff erwirbt das Gut Beerbaum im Barnim und bewirtschaftet es bis zu ihrem Tod.
1838
Sophie Juliana stirbt im Alter von 69 Jahren auf ihrem Gut.
Friedrich von Cölln nimmt in seinen "Vertrauten Briefen" folgende
Charakteristik der Gräfin und ihres letzten Auftritts am Hofe vor: "Eine
vorübergehende Liebschaft des Königs brachte sie empor, die ihn nach
den ersten Genüssen sättigte. Sie hatte nicht Verstand genug, ihn zu
fesseln, und ließ sich, durch einige Schwärmer verführt, einfallen,
sich in Staatsgeschäfte mischen zu wollen. Schon vergessen, stahl sie
sich in den neuen Garten, wo der König einem Concert beiwohnte; wie
eine Furie mit fliehenden Haaren drängte sie sich durch, legte das mit
dem König erzeugte Kind vor seine Füße, mit den Worten: "Da haben Sie
ihr Eigenthum zurück"! und entfernte sich. Der König blieb ruhig und
sagte: "Versorgen"! worauf das Kind weggebracht, und die Mutter
verwiesen wurde" (Cölln 1807, S. 90-91).
Verwendete Literatur:
Friedrich von Cölln: Vertraute Briefe über die innern Verhältnisse am preußischen Hofe seit dem Tode Friedrich II. Erster Band. Amsterdam und Cölln: Hammer 1807
Hans-Joachim Neumann: Friedrich Wilhelm II. Preußen unter den Rosenkreuzern. Berlin: edition q 1997
SH