1750Caroline Luise Karsch wird am 21. Juni in Fraustadt (Wszowa) in Polen als Tochter des Schneiders Daniel Karsch und der Dichterin Anna Louisa geb. Dürbach geschiedene Hiersekorn (1722-1791) geboren.
1755Nach der Trennung von ihrem Mann siedelt Anna Louise Karsch mit ihrer Tochter, die den Abschied vom Vater später als traumatisches Erlebnis erinnert, sowie deren Stiefbruder aus erster Ehe, Johann Christian Hiersekorn (1748-1797), nach Groß-Glogau über (Denkmal kindlicher Liebe, 32). Zwei weitere Söhne aus erster Ehe der Karschin mit Michael Hiersekorn leben seit der Scheidung nicht mehr bei der Mutter, ein weiteres Geschwister aus erster Ehe und zwei Schwestern aus der Ehe mit Karsch waren gestorben.
1758Durch ihre Mutter erfährt Caroline Karsch eine elementare Bildung, die der Achtjährigen erste Lektüren erlaubt.
1761Anna Louisa Karsch kommt in Begleitung ihres Gönners, des Baron Rudolf Gotthard von Kottwitz, im Januar mit ihrer Tochter und deren Bruder Christian nach Berlin, wo sie ideelle und materielle Unterstützung, u.a. durch Ramler, erfährt. Die Familie findet zunächst im Haus des Wiener Gesandten Graf von Gotter Unterkunft (Denkmal kindlicher Liebe, 43).
Angeregt durch den mit ihrer Mutter befreundeten Johann Georg Sulzer wird Caroline Luise Karsch im Pensionat der Heckerschen Realschule untergebracht. Die Finanzierung ihrer Ausbildung, die u.a. den Unterricht in Geschichte, Geographie und Französisch umfasst, übernimmt der Berliner Arzt Johann Georg Stahl. Maßgeblichen Anteil an ihrer weiteren musischen Entwicklung hat die Komponistin und Schwester Friedrichs des Großen, Prinzessin Amalia von Preußen.
1767Caroline Luise Karsch zieht zu ihrer Mutter, die seit 1762 eine Wohnung mit ihrem Stiefbruder Ernst Wilhelm Hempel (*1732) teilt, und führt deren Haushalt.
1770Hempel schwängert die 16jährige Nichte, die auf Drängen der Mutter am 1. April den Onkel heiratet. Am 2. Juli wird der erste Sohn, Heinrich Wilhelm geboren (gest. ca. 1850).
Caroline Luise Hempel unternimmt erste literarische Versuche; in ihrem 1770 begonnenen und bis 1772 fortgeführten Tagebuch hält sie fest: „Welch Vergnügen finde ich doch im Schreiben; seitdem mein Wilhelm gebohren ist scheint mein Hang zum Schreiben mit ihm gebohren zu seyn, und auch das Vermögen dazu (…)“ (Denkmal kindlicher Liebe, 90).
1776 Es entstehen Dramen, unter diesen das mehrfach in Berlin aufgeführte Schauspiel 'Der ehrliche Schweitzer'. Am 28. März wird der zweite Sohn, Carl, geboren.
1777Ebenfalls anonym erscheint der dramatische Text 'Die Grazien. Ein Vorspiel.'
1778Die erste Tochter Ferdinande wird am 7. Februar geboren. Nach wenigen Lebensmonaten stirbt sie am 11. September.
1780Am 14. Juni stirbt der zweitgeborene Sohn Carl im Alter von vier Jahren. Caroline Luise Hempel bringt am 7. November ihren dritten Sohn, Ferdinand, zur Welt.
1781Der jüngste Sohn Ferdinand stirbt am 25. Juli, wenige Monate später wird am 27. November die unglückliche Ehe mit Hempel geschieden.
1782Im März heiratet der junge Offizier Friedrich Carl von Klencke (1760-1826), gegen den Willen der Familie, die zehn Jahre ältere Caroline Luise Hempel.
1783Das Paar trennt sich bereits vor der Geburt der gemeinsamen Tochter Wilhelmine (Helmina) Christiane (gest. 1856) wieder, die am 26. Januar zur Welt kommt. Im Juli 1783 erfolgt die Scheidung. Friedrich Carl von Klencke tritt in dänische Militärdienste und lebt nach seiner Rückkehr nach Deutschland 1800 zuletzt in Hamburg.
Caroline Luise von Klencke erzieht nach der Auflösung der zweiten Ehe ihre beiden Kinder im Haus ihrer Mutter, zu der sie in einer konfliktreichen Beziehung steht.
1788Caroline Luise von Klenckes erste, von ihr selbst besorgte Gedichtsammlung erscheint. In einem Brief an Gleim, dem sie ein Exemplar sendet, heißt es: „Nun sinds doch Kinder eines Weibes, die werden ja alle mit Schwachheiten gebohren, u. das muß ja so sein, das will der Schöpfer aller Dinge“ (zitiert nach Pott 1992 S. 105).
Kleinere Romane und Erzählungen entstehen.
1791Eine jährliche Unterstützung durch den mit Anna Louisa Karsch und ihrer Tochter befreundeten Christian Friedrich Graf zu Stolberg-Wernigerode, geht nach dem Tod der Karschin, die am 12. Oktober 69jährig stirbt, auf Caroline von Klencke über, die seit 1789 gemeinsam mit Mutter und Tochter in der Kommandantenstrasse wohnt.
1792Ein Jahr nach dem Tod der Mutter erscheint deren biographische Würdigung durch die Tochter, die ebenso die Gedichte der Mutter besorgt: Vorberichtenden Lebenslauf der Dichterin Anna Louisa Karschin, geb. Dürbach, in: Gedichte von Anna Louisa Karschin, geb. Dürbach. Nach der Dichterin Tode nebst ihrem Lebenslauff, die fünf Jahre später eine zweite Auflage erfährt.
1796In den 1790er Jahren behandelt die Schriftstellerin Mode- und Erziehungsthemen. Die Beiträge erscheinen im „Berlinischen Archiv der Zeit und ihres Geschmacks“.
1799Im August heiratet Helmina, die Tochter Caroline von Klenckes, auf Wunsch der Mutter den Offizier Gustav von Hastfer. Das Haus der Karschin wird dem Schwiegersohn überschrieben, Caroline von Klencke zieht in die Gipsstrasse 12 um.
1800Am 3. Juni lernen Caroline Luise von Klencke und ihre Tochter Helmina von Hastfer Jean Paul kennen, der mehrere Wochen in Berlin verbringt. Eingeführt wird der Schriftsteller durch den mit ihm befreundeten Hans Georg von Ahlefeldt (vgl. die einleitende Erläuterung zu IV 3.1, Nr 198). Während der Berliner Aufenthalte des Dichters kommt es 1800 und 1801 zu mehreren Begegnungen mit Caroline Luise von Klencke.
1801Nach der Scheidung ihrer Tochter von Gustav von Hastfer erfolgt deren Übersiedelung nach Paris; der Plan, die Mutter ebenfalls nach Paris zu holen, kommt nicht zur Ausführung (Aurikeln, 93). Caroline von Klencke, in Berlin weitgehend mittellos und vereinsamt, leidet unter zunehmender Kränklichkeit. Ihre beklagenswerte Situation ist ein zentrales Thema in den Briefen Klenckes an ihre Tochter.
1802Caroline Luise von Klencke erhält im Sommer auf Vermittlung des mit ihr befreundeten Berliner Präsidenten Johann Wilhelm von Knebel ein „Huldgeschenk des Königs“ (Aurikeln, 125). Nach zunehmender Verschlechterung ihrer Krankheit stirbt die Schriftstellerin 52jährig am 21. September in Berlin.
Wie schon ihre Mutter, war Caroline Luise von Klencke mit Johann Wilhelm Ludwig Gleim befreundet, mit dem sie seit Ende der 1760er Jahre bis zu ihrem Tod einen Briefwechsel führte und der ihr Mentor sowie Pate ihrer Tochter Helmina wurde. Gemeinsam mit Klamer Eberhard Karl Schmidt veröffentlicht Gleim postum eine Gedichtsammlung: "Die Blumen auf's Grab der Frau C. L. von Klenke, geb. Karschin. Aus ihren eigenen und ihrer Freunde Gedichten. Als Manuscript für Freunde" erscheint in Halberstadt und beinhaltet neben mehreren Gedichten von Klenckes je zwei von Gleim und Schmidt.
AM
Auwahlbibliographie WerkeLeben und Romantische Dichtungen der Tochter der Karschin. Als Denkmal kindlicher Liebe, hg. von Helmina, Frankfurt a. Main: Friedrich Wilmans 1805
Blumen auf's Grab der Frau C. L. von Klenke, geb. Karschin. Aus ihren eigenen und ihrer Freunde Gedichten. Als Manuscript für Freunde, Halberstadt 1802
Gedichte von Anna Louisa Karschin, geb. Dürbach. Nach der Dichterin Tode nebst ihrem Lebenslauf hg. von C. L. v. Klenke, geb. Karschin, 2. Aufl., Berlin: Maurer 1797
Charakteristische Beobachtungen einer Mutter über ihre Kinder, 1792
Gedichte von Anna Louisa Karschin, geb. Dürbach. Nach der Dichterin Tode nebst ihrem Lebenslauf hg. von Ihrer Tochter C. L. v. Kl. geb: Karschin, Berlin 1792
Sittliches Wahrsagebüchlein in 100 Motto's, für junge Frauenzimmer von ihrer Mutter, 1790; neue Aufl. 1792?
Gedichte von C. L. von Klenke, geb. Karschin, Berlin, 1788
An die Himmlischverklärte Mutter unsers theursten Königs Friedrich Wilhelm des Zweyten. Am Höchsten Geburtstage, im Namen Seines Volks 1786. Von L. von Klenk [d. i. Karoline Luise von Klenke,] geb. Karschin, Berlin: Maurer (1786)
Über den Tod des Königs. An den Herzog Ferdinand von Braunschweig und Lüneburg von C. v. Klenk, geb. Karschin, Berlin: Maurer 1786
Ferdinand <Braunschweig-Lüneburg, Herzog> *1721-1792
Der ehrliche Schweitzer, ein Schauspiel in zwey Handlungen (Caroline Luise von Klenke), Berlin und Leipzig 1776
LiteraturHelmina von Chézy, Aurikeln, in: Leben und Romantische Dichtungen der Tochter der Karschin. Als Denkmal kindlicher Liebe hg. von Helmina, Frankfurt a. M.: Friedrich Wilmans 1805, S. 3-200;
Unvergessenes. Denkwürdigkeiten aus dem Leben von Helmina von Chézy. Von ihr selbst erzählt, Erster Teil, Leipzig: F. A. Brockhaus 1858
Magdalene Heuser, Stationen einer Karsch-Nachfolge in der Literatur von Frauen des 18. Jahrhunderts. Caroline von Klencke, Helmina von Chézy und Therese Huber, in: Anna Louisa Karsch (1722-1791). Von schlesischer Kunst und Berliner "Natur". Ergebnisse des Symposions zum 200. Todestag der Dichterin, hg. von Anke Bennholdt-Thomsen und Anita Runge, Göttingen 1992, S. 149-161
Ernst Josef Krzywon, Tradition und Wandel. Die Karschin in Schlesien (1722-1761), in: Anna Louisa Karsch (1722-1791). Von schlesischer Kunst und Berliner "Natur". Ergebnisse des Symposions zum 200. Todestag der Dichterin, hg. von Anke Bennholdt-Thomsen und Anita Runge, Göttingen 1992, S. 12-56
Ute Pott, Briefgespräche. Über den Briefwechsel zwischen Anna Louisa Karsch und Johann Wilhelm Ludwig Gleim. Mit einem Anhang bislang ungedruckter Briefe aus der Korrespondenz zwischen Gleim und Caroline Luise von Klencke, Göttingen 1998).