Lebenslauf:
Genaue Geburtsdaten, Herkunft (Breslau?) und Ausbildung konnten bisher nicht ermittelt werden.
1780
Reise nach Italien. Genauere Daten jedoch ungewiß. Das Kupferstichkabinett Berlin bewahrt eine Zeichnung unter dem Titel "Brücke bei Terni mit einem Turm links am Ufer" auf, die rechts unten mit "Terni 1780 Ponte Romano" bezeichnet ist - möglicherweise aber nicht von Graetsch selbst (Friedländer, 1921, Bd. 1. S. 176).
1788
Im April 1788 bittet der Kurator der Akademie der Künste von Heinitz den Vertreter der Akademie in Rom, Friedrich Rehberg, er möge sich nach einem "gewißen Grätsch aus Breslau" erkundigen.
Am 21. Mai antwortet Rehberg: "Von dem Herren Grätsch muß ich Hochdenenselben melden, daß derselbe
schon seit einem halben Jahre von hier abgereist ist, in der Absicht sich
einige Zeit in Venedig aufzuhalten. Da er aber in Rom an niemanden geschrieben,
habe ich keine weitere Nachricht von ihm einziehen können, und man wird wohl
nicht anders als in Breslau den Ort seines jetzigen Aufenthalts erfahren
können. Von seinem Fleiß und Talenten hat mit der Herr Trippel viel Gutes
gesagt." (GStA PK I.HA Rep. 76 alt III Nr. 19, S. 40v)
Im Senat der Akademie der Künste wird am 13. Dezember beschlossen, daß Graetsch, nachdem er Bilder gezeigt hatte, eine Stelle als Zeichenlehrer erhalten solle, sobald eine frei werde. Er soll unabhängig davon finanzielle Unterstützung erhalten. (GStA PK I. HA Rep. 76 alt III Nr. 10, fol. 7)
1789
Im Januar reicht Graetsch ein Probestück bei der Akademie ein, das für gut befunden wird.
Im Juni wird Graetsch durch Heinitz damit beauftragt, die Aufsicht über die Klasse, in der nach Gipsen gezeichnet wird, zu übernehmen. Er entlastet damit Meil, der die Klasse bis dahin geleitet hatte. (GStA PK I. HA Rep. 76 alt III Nr. 10, fol. 28)
Auf der Akademieausstellung zeigt Graetsch: "Alexander übergiebt dem Apelles die Campaspe", "Hektor auf dem Paradebette" (Börsch-Supan, 1789:103,104)
1790
Am 13. Februar wird Graetsch gleichzeitig mit Meno Haas zum Außerordentlichen Mitglied der Akademie ernannt. (GStA PK I. HA Rep. 76 alt III Nr. 41, S. 23)
In der Haude und Spenerschen Zeitung Nr. 33, vom Donnerstag, den 18. März
1790 wird angekündigt: "Es sind nunmehro, nach dem Inhalte des 22sten Abschnittes
des, von des Königs Majestät Allerhöchstselbst vollzogenen neuen akademischen
Reglements, die Zeichenklassen auf der Akademie zweckmäßig eingerichtet, auch
ist der von Rom zurückgekommene Mahler Grätsch, wegen seiner Geschicklichkeit
im Zeichnen, als Professor bei der ersten Zeichenklasse angestellt worden, von
welchem, und den bisherigen übrigen Lehrern a date an, der Unterricht
wöchentlich des Mittwochs und Sonnabends Vormittags von 9 bis 12 Uhr, und
Nachmittags von 2 bis 4 Uhr ertheilet wird, welches daher zu jedermanns
Wissenschaft hierdurch bekannt gemacht wird."
Im September des Jahres erhalten 7 Schüler aus Grätschs Zeichenklasse kleine Preisgelder. (GStA PK I.HA Rep. 76 alt III Nr. 41, S. 86)
Graetsch ist beteiligt an der Ausstattung des von Peter Ludwig Lütke ausgemalten Landschaftszimmers im Marmorpalais. Er malt als Supraporten Allegorien des Frühlings und Sommers, Herbst und Winters (vgl. Kat. Friedrich Wilhelm II. und die Künste, SPSG 1997, IV.51,52, S. 390)
1791
Auf der Akademieausstellung zeigt Graetsch das Gemälde "Der Sieg der Horazier über die Kurazier", im Katalog der Ausstellung findet sich eine ausführliche Beschreibung durch Karl Philipp Moritz. (Börsch-Supan, 1791:47)
1792
Graetsch leitet weiterhin eine der Zeichenklassen an der Akademie. Im Senat werden Unregelmäßigkeiten im Unterricht bemängelt, dies betrifft auch die Kollegen Graetschs, Collmann und Eckert. (GStA PK I. HA Rep. 76 alt III Nr. 41, S. 277)
1793
Auf der Akademieausstellung zeigt Graetsch zwei Ölgemälde "Psyche wird von der Venus zum Vulkan geschickt, ihr die Büchse zu holen, worin die Schönheitsreize der Venus verwahrt waren. Psyche hob aus Neugierde den Deckel der Büchse ab, aus welcher ihr ein tödtender Dampf entgegen stieg" und "Amor ruhend auf einen Stamm gelehnt", außerdem zwei Zeichnungen "Brutus vom Richtplatze in den Schoos seiner gebeugten Familie zurückkehrend" und "Friedrich II. an dem Tage vor seinem Tode den 16. AUgust 1786".
(Börsch-Supan, 1793:96-99)
1794
In diesem Jahr zeigt Graetsch das Ölgemälde "Archimedes Tod" mit ausführlicher Beschreibung im Katalog. (Börsch-Supan, 1794:103)
1795
Grätsch zeigt - die gemalte Fassung? - der 1793 ausgestellten Zeichnung "Brutus kehrt vom Richtplatz zurück". (Börsch-Supan, 1795:92).
1797
Auf der Akademieausstellung sind drei Werke Grätschs zu sehen: "Apelles malt die Geliebte Alexanders", "Maximus auf der Flucht vor Sylla blickt auf Karthago", "Regulus trennt sich von seiner Familie in Rom, um nach Carthago zurückzukehren". (Börsch-Supan, 1797:57-59)
1798
Auf der Akademieausstellung zeigt Graetsch: "Der Knabe Alcibiades". (Börsch-Supan, 1797:57-59)
1800
Auf der Akademieausstellung wird eine "Gallerie vaterländisch-historischer Darstellungen" gezeigt, die im Auftrag Friedrich Wilhelms III. entstand. Von Graetsch stammt das Gemälde "Albrecht Achilles in Gräffenberg", das im Katalog beschrieben wird (Börsch-Supan, 1800:13). Er zeigt außerdem "Epaminodos, Feldherr von Theben, Sieger bei Mantinea von einem Wurfpfeil tödlich verwundet". (Börsch-Supan, 1800:57)
1802
Graetsch stellt in diesem Jahr drei getuschte Zeichnungen aus: "Thetys, die den jungen Achill in den Styx taucht", "Ein Concert von Frauenzimmern", "Eine Aussicht bei Mondenschein aus einem Fenster von 2 Stock hoch, nach dem Operngebäude und den großen Thürmen zu". Zudem ein Ölgemälde: "Mutius Scävola" (Börsch-Supan, 1802:49-52)
1803
Graetsch unterrichtet die Klasse der fortgeschrittenen Zeichenschüler in der Akademie.
1804
Auf der Akademieausstellung zeigt Graetsch "Chiron unterrichtet Achill im Bogenschießen", "Die von Achill bei der Totenfeier des Patroklus ausgerichteten Kampfspiele", "Achill in weiblicher Verkleidung wird von Ulysses und Diomedes entdeckt". Außerdem sind von Graetsch getuschte italienische Landschaften und ein Kopf nach Raffael ausgestellt. (Börsch-Supan, 1804:549-554)
1805
In der Haude- und Spenerschen Zeitung Nr. 13 vom Dienstag, den 29. Januar 1805 wird vermeldet: "Der Professor Herr Grätsch von
der Akademie der bildenden Künste ist den 21sten Januar auf der Straße
vom Schlage gerührt worden und in der Nacht darauf gestorben; welches
seinen Verwandten und Freunden durch seinen Hauswirth hiermit bekannt
gemacht wird."
Am 28. Jan. 1805 tritt der Senat in einer außerordentlichen Sitzung wegen des "plötzlichen Ablebens" des Prof. Graetsch zusammen.
Graetsch verdiente zuletzt 275 Rthlr. (GStA PK I. HA Rep. 76 alt III Nr. 44, Fol. 47r). Seine Stelle wird mit Carl Ludwig Kuhbeil besetzt.
Im Kupferstichkabinett SMB eine weitere Zeichnungen von Graetsch (vgl. ansonsten obigen Eintrag unter 1780): "Die beiden nach Kannaan entsandten Boten kommen zurück und bringen Moses, der rechts steht, eine riesige Traube" jedoch ohne Datierung (Friedländer, 1921, Bd 1. S. 176).
Claudia Sedlarz, 2010