Karl Adolf Brühl

Lebensdaten

Nachname:
Brühl
Vorname:
Karl Adolf
Adelsprädikat:
von
Geburtsdatum:
04.04.1742
Geburtsort:
Dresden
Geschlecht:
männlich
Todesdatum:
04.07.1802
Sterbeort:
Berlin
Beruf(e):
  • Militär
  • Prinzenerzieher

Genealogie

Genealogie:
Vater: Heinrich von Brühl (1700-1763) Mutter: Franzisca Maria Anna von Kolowrat-Krakowsky (1717-1762) Geschwister: 1. Maria Amalia (1736-1772); 2. Friedrich Aloys (1738-1793); 3. Heinrich (1743-1792); 4. Hans Moritz (1746-1811) Ehefrau: Sophie geb. Gromm (1762-1837) Kinder: 1. Marie Sophie (1779-1836); 2. Friedrich August Karl Heinrich (1781-1781); 3. Franzisca Charlotte (1783-1804); 4. Louise Friederike (1788-1789); 5. Friedrich Wilhelm Karl (1791-1859)

Biographie

Lebenslauf:

1742

Karl Adolf von Brühl wird am 4. April als Sohn des Diplomaten und ehemaligen Königlich Polnischen und Kursächsischen Kabinettsministers Heinrich Reichsgraf von Brühl (1700-1763), der unter August III. eine bedeutende politische Karriere durchlief, auch zahlreiche Gemäldeankäufe für die Dresdner Galerie veranlasste, durch den Siebenjährigen Krieg und die entschiedene Gegnerschaft Friedrichs II. jedoch sein ansehnliches Vermögen und nach der Rückkehr des sächsischen Hofes nach Dresden auch sein politisches Ansehen verlor, in Dresden geboren. Die Mutter Karl Adolf von Brühls ist Franziska Maria Gräfin von Kollowrath (1717-1762).

 

1746

Geburt des Bruders Hans Moritz von Brühl.

 

1747

Karl Adolf von Brühl wird am 21. April bei der kursächsischen Kavallerie Kornet im Regiment Brühl.

 

1750

Am 12. März erfolgt die Ernennung zum Rittmeister.

 

1758

Beförderung zum Oberstleutnant am 1. Oktober.

 

1760

Am 7. Oktober Ernennung zum Obristen.

 

1762

Karl Adolf von Brühl wird am 18. Februar zum Generalmajor ernannt.

Am 11. Mai stirbt von Brühls Mutter.

 

1763

Am 28. Oktober Tod des Vaters. Karl Adolf von Brühl wird das Karabinierregiment in Pegau bei Leipzig unterstellt.

 

1767

Am 6. Mai erfolgt die Ernennung zum Generalleutnant.

 

1778

Am 17. August erfolgt in Dresden die Eheschließung mit Sophie Lady Gomm. Carl Adolf von Brühl hatte die Tochter des englischen Kaufmanns und Konsuls William Gromm in St. Petersburg kennengelernt. Ludwig von Madlitz berichtet in seiner Lebensbeschreibung: "Sie war vierundzwanzig oder fünfundzwanzig Jahre jünger als er und ihr Vater sehr reich. Allein kurz vor der Hochzeit hatte er mit einem Male Bankerott gemacht, welches aber die Heirat nicht verhinderte, so daß Brühl statt einer sehr reichen, nun eine blutarme, aber eine schöne und geistreiche Frau hatte, die vornehm erzogen war" (zitiert nach Meusel 1, S. 175).

 

1779

Am 3. Juni Geburt der ersten Tochter Marie Sophie.

 

1780

Carl Adolf von Brühl übersiedelt mit der Familie nach Sachsen und lebt abwechselnd im Sommer in Pegau, der Garnison seines Karabinierregiments, und im Winter in Dresden.

Der Bruder Heinrich von Brühl (1743-1792) heiratet die Gräfin Laura von Minucci (1759-1824).

 

1781

Am 26. September Geburt des Sohnes Friedrich August Karl Heinrich, der nach vier Wochen stirbt.

 

1782

Die Familie reist wie in den folgenden beiden Jahren zu einem Kuraufenthalt nach Karlsbad.

 

1783

Am 23. März Geburt der Tochter Franzisca Charlotte in Dresden.

 

1786

Am 27. November scheidet Karl Adolf von Brühl aus kursächsischen Diensten und tritt, auf Empfehlung Bischoffwerders zum militärischen Erzieher des Kronprinzen Friedrich Wilhelm nach Berlin berufen, am 31. Dezember in preußische Dienste. Wie Bischoffswerder gehört Brühl dem Orden der Rosenkreuzer an. Wenngleich Friedrich Wilhelm II. auf die Bedenken des katholischen von Brühl erwidert: „Was Eure Religion betrifft, so ist man hier aufgeklärt genug, als daß dies Erregung hervorrufen sollte“ (Bleich/Schuster, S. 141), so zieht die Berufung des Sohnes des ehemaligen Widersachers Friedrich II., Heinrich von Brühl, in Berlin Kritik nach sich. „Dieser zum Gouverneur bestimmte Graf Brühl“, so Hermann von Boyen rückblickend, „hatte wirklich viel Bildung und einen achtenswerten Charakter, aber nichtdestoweniger war doch seine Anstellung als preußischer Prinzenerzieher ein unerhörter Mißgriff, ein wahrer, von Bischoffswerder ausgeübter Nationalspott. Ein Ausländer kann einem Prinzen wohl wissenschaftliche Kenntnisse, einige kosmopolitische Maximen beibringen, aber unmöglich aus eigener Brust das vaterländische Gefühl, den Nationalstolz schöpfen, mit dem er seinen Zögling zu ähnlichen Gesinnungen beleben soll. Und doch ist die erste Stütze einer jeden Prinzenerziehung Achtung und Liebe für sein Volk; wird diese nicht frühzeitig geweckt und unerschütterlich begründet, so ist alles wissenschaftliche und  manierliche Treiben rein unnütz. Wie konnte ein Brühl von den Helden des Siebenjährigen Krieges mit Begeisterung sprechen? Es ist immer für ein Nationalunglück anzusehen, wenn die Stelle eines Ministers, Kabinettsrates oder Prinzenerziehers einem Ausländer anvertraut wird. Diese Männer sollen keine geschmeidigen, süß lächelnden Weltbürger sein, nein, sie sollen die ersten Patrioten ihres Landes sein und an ihm mit Liebe und Begeisterung hängen. Alles, was nicht innere Kraft hat, und wenn es auch die Liebenswürdigkeit in der dritten Potenz wäre, taugt nichts in der Nähe der Throne“ (Boyen 1990, S.113).

 

1787

Friedrich Wilhelm II. ernennt von Brühl, dessen in Sachsen angehäuften Schulden von der preußischen Seehandlung beglichen wurden, zum Generalleutnant der Kavallerie und überträgt ihm die Erziehung des Kronprinzen sowie dessen Brüdern. Von Brühl wird Nachfolger des unter Friedrich II. für diese Aufgabe gewählten Oberst Karl August von Backhoff, der sein Amt als Oberhofmeister der Prinzen Friedrich Wilhelm und Ludwig 1781 übernommen hatte. Zum Amtsantritt schreibt ihm der König: „Aus der Wichtigkeit dieser Functionen werdet Ihr die Größe Meines auf Euch gesetzten Vertrauens und Meine Achtung für Eure Verdienste und Gesinnungen ermessen“ (zitiert nach Kurt Priesdorff, Soldatisches Führertum Bd. 2, 1937, S. 575). Brühl erhält ein jährliches „Traktament“ von 6000 Talern und wohnt mit seiner Familie bis 1793 in der oberen Etage des Kronprinzenpalais: "Die Gräfin Brühl hielt dort Haus, empfieng alle Abend, und da die Prinzen oft bei ihr waren, so war sie einigermaßen wie des nachherigen Königs Haus- und Pflegemutter. Sie hatte beinahe den höchsten Rang in Berlin, durch die Anciennität ihres Mannes, galt für ein Muster strenger, edler und vornehmer Zucht und Sitte und gab bald hierin den Ton in Berlin an. Wen sie tadelte, der behielt etwas auf sich sitzen, wen sie passieren ließ oder gar lobte, der wurde für etwas Besonderes angesehen, und in der Tat konnte man ihr darin trauen, wenn nicht Egoismus ins Spiel kam. Nichts war ihr mehr zuwider, als auch nur die leiseste Spur von Gemeinheit, schlechtem Ton oder Unsitte, wenn sie sichtbar wurde. Daher wurde sie auch sehr gefürchtet. Sie war stolz auf ihren Rang, auf die Familie ihres Mannes und sogar auf den Adel. Wenn nun auch bisweilen hinter ihrem Rücken gemunkelt wurde, daß dies höchst lächerlich sei, da sie selbst nicht von Adel wäre, ja nicht einmal als Kaufmannstochter am Hofe würde erscheinen können, wenn sie nicht einmal aus Sachsen erschienen und im Palais installiert gewesen wäre, so wagte es doch niemand, dies lautbar werden zu lassen" (Ludwig von der Marwitz, zitiert nach Meusel 1, S. 176).

 

1788

Karl Adolf von Brühl, dessen Erziehungsauftrag mit der Tatsache endet, dass der Kronprinz "für großjährig erklärt" wird, erhält eine neue Position als Oberhofmeister des neuen Hofstaates des Prinzen. Von Brühl kalkuliert die Finanzierung sowie die Organisation und Leitung der Hofhaltung. Bei der Organisation des kronprinzlichen Hofstaates wird von Brühl durch den Unterhofmeister Hauptmann Otto Friedrich Ludwig von Schack (1763-1815) unterstützt. Die Professoren, die den Unterricht des Kronprinzen übernehmen, werden von Brühl ausgewählt, neben Hertzberg, Carmer und Kircheisen auch Ramler und Engel: Im Stundenplan, den von Brühl für den Kronprinzen entwarf, nehmen die „Bildung des guten Geschmacks“, „schöne Wissenschaften“ und „Rhetorik“ ein wichtige Position ein (Bleich/Schuster, S.147).

Im Juni begleitet Karl Adolf von Brühl Friedrich Wilhelm II. sowie den Kronprinzen auf einer Reise nach Holland. Ende Oktober erleidet er durch einen Unfall, "durch die unvorsichtige Sprengung einer Mine in den Rüdersdorfer Kalkbergen" eine Fußverletzung, die, in der Folge unsachgemäß behandelt, die weitere Gesundheit beeinträchtigte.

Am 1. Dezember Geburt der Tochter Louise Friederike, am folgenden Tag stirbt die Tochter Marie Pauline.

 

1789

Im Frühjahr zieht die Familie nach Charlottenburg in die Berliner Straße.
Im Juli stirbt die Tochter Louise Friederike im Alter von acht Monaten.
Ein Kuraufenthalt in Bad Freienwalde unterstützt die Genesung Karl Adolf von Brühls.


1790

Karl Adolf von Brühl begleitet Friedrich Wilhelm II. sowie den Kronprinzen im Juni zum Abschluss des Reichenbacher Vertrags nach Schlesien.

 

1791

Schwer erkrankt, reist Karl Adolf von Brühl zu einem Kuraufenthalt nach Karlsbad. Während seiner Abwesenheit wird am 16. Juni der jüngste Sohn, Friedrich Wilhelm Karl von Brühl in Berlin geboren.

 

1792

Im Gefolge Friedrich Wilhelm II. reist von Brühl nach Pillnitz, wo der preußische König und Kaiser Joseph II. zusammentreffen.

Im Herbst nimmt von Brühl zunächst am Feldzug in der Champagne teil, muß jedoch, gesundheitlich geschwächt, frühzeitig nach Berlin zurückkehren. Sein Bruder Heinrich von Brühl stirbt.

 

1793

Während eines Besuches in Berlin stirbt am 31. Januar der älteste Bruder Karl Adolf von Brühls, Friedrich Aloys von Brühl (?1739).

Im Mai reist die Familie nach Pförten in der Niederlausitz, dem Majorat Friedrich Aloys von Brühls, nach einem kurzen Aufenthalt in Berlin  Ende Juni folgt eine Bäderreise nach Karlsbad und Teplitz.

Die Familie zieht in "das große Haus in der Friedrichstraße an der Weidendammer Brücke, worin jetzt die Chirurgische Militär-Akademie [Pepiniere] ist; der Garten begriff alle jetzt dort befindlichen Holzplätze in sich" (Meusel 1, S. 189-190). Im Brühlschen Palais an der Weidendammer Brücke etabliert sich ein stilvoller Salon, der zum geselligen Mittelpunkt wird. Unter den Gästen sind der Bruder des Königs, Prinz Wilhelm von Preußen, die Grafen Dohna, von Roeder, von Gneisenau, von Scharnhorst, von der Marwitz, Carl von Clausewitz, die Hofdame der Königin, Charlotte Gräfin Moltke, die Oberhofmeisterin Caroline Friederike von Berg und Marie von Kleist.

 

1794

Von Brühl reist im Gefolge Friedrich Wilhelm II. nach Südpreußen und Schlesien.

 

1795

Karl Adolf von Brühl begleitet Friedrich Wilhelm II. auf dessen Reise nach Warschau.

 

1796

Im Dezember reist Karl Adolf von Brühl im Auftrag des Königs nach St. Petersburg, überbringt die Beileidsbezeugung des preußischen Hofes und dessen Teilnahme am Tod Katharinas II. Zugleich überbringt er Kaiser Paul I. Glückwunsche zur Thronbesteigung.

 

1797

In Moskau nimmt er an den Feierlichkeiten anlässlich der Kaiserkrönung am 5. April teil.

Am 21. Juli kehrt er nach Berlin zurück.

Am 16. November stirbt Friedrich Wilhelm II. Gemeinsam mit dem Hofmarschall Valentin von Massow ist Karl Adolf von Brühl mit der Ausstattung des Kronprinzenpalais beschäftigt. Sophie von Brühl wird Oberhofmeisterin der Prinzessin Marianne von Preußen.

 

1798

Am 21. Mai wird Karl Adolf von Brühl zum General der Kavallerie ernannt. Im Sommer Aufenthalt in Karlsbad.

 

1799

Sophie von Brühl berichtet ihrem Mann von der Geburtstagsfeier der Königin Luise am 10. März: „Ich begreife nicht, wie dieser liebe König seiner koketten Frau erlauben kann, sich so anzuziehen, wie sie es tut. Das ist nicht mehr der elegante Anzug eines eleganten Hofes, sondern der einer niedlichen Schauspielerin, dekolletiert nach der Möglichkeit und coiffiert in einer Weise, wie sie nur einer so hübschen Person stehen kann, wie diese allerliebste Königin ist“ (zitiert nach Taack 1978, S. 285).

In Begleitung seines Sohne Friedrich Wilhelm erneuter Sommeraufenthalt in Karlsbad.

 

1800

Gemeinsam mit der Familie im Sommer Aufenthalt in Karlsbad und Teplitz.

 

1802

Am 4. Juli stirbt Karl Adolf von Brühl, Ritter des Roten und Weißen Adlerordens, in Berlin und wird drei Tage später beigesetzt. "Wie der Graf Brühl in unsern Dienst getreten war", bemerkt Ludwig von der Marwitz, "war ihm sein Gehalt auf Lebenszeit und ebenso seiner Witwe nach seinem Tode, als Pension, zugesichert worden. Jetzt suchte sie darum nach, ward aber abgewiesen und bekam nur 2000 Taler jährlich. Dies ist zwar eine hübsche Pension (...) aber 5000 oder 6000 waren versprochen, und wenn irgend einer, so mußte doch wohl der König der Witwe seines Erziehers Wort halten! Er tat es nicht. - So war der Frohsinn auf lange Zeit aus diesem Hause verscheucht" (zitiert nach Meusel 1, S. 189).

 

1837

Am 26. September stirbt Sophie von Brühl in Berlin.

 

AM

 

Literatur

Boyen 1990 = Hermann von Boyen: Erinnerungen aus dem Leben des Generalfeldmarschalls Hermann von Boyen, Bd. 1: 1771-1811, hg. von Dorothea Schmid, Berlin 1990

 

Meusel 1 = Friedrich August Ludwig von der Marwitz. Ein märkischer Edelmann im Zeitalter der Befreiungskriege, Bd 1: Lebensbeschreibung, hg. von Friedrich Meusel, Berlin. Ernst Siegfried Mittler und Sohn. 1908

 

Bleich/Schuster = Erich Bleich,/ Georg Schuster, Der Hof des Königs Friedrich Wilhelm II. und des Königs Friedrich Wilhelm III, Berlin : Voss, 1914 = Geschichte des Preussischen Hofes / hrsg. von Georg Schuster, Bd. 3, Teil 1, S. 139-157

 

Anton Balthasar König, Biographisches Lexikon aller Helden und Militärpersonen, welche sich in preußischen Diensten berühmt gemacht, Bd. 1, Berlin. 1788

 

Friedrich von Cölln, Vertraute Briefe über die innern Verhältnisse am Preußischen Hofe seit dem Tode Friedrichs II., Bd. 1, Amsterdam/Cölln 1807

 

Die Jugend des Königs Friedrich Wilhelm IV. von Preußen und des Kaisers und Königs Wilhelm I. Tagebuchblätter ihres Erziehers Friedrich Delbrück (1800-1809) T. 1, hg. von Georg Schuster, Berlin 1907 S. XXVII-XXVIII

 

Merete van Taack, Königin Luise. Eine Biographie, Tübingen 1978

Register

Fachregister:
  • Militär

Person: Karl Adolf Brühl, Berliner Klassik, hrsg. v. der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, 2003-2013. URL: https://berlinerklassik.bbaw.de/personen/5036.

Link zu den API-Daten: https://berlinerklassik.bbaw.de/api/personen/5036