Lebenslauf:
Der früh vaterlos gewordene M. wuchs, betreut von seiner Mutter, im Hause seines Großvaters Christoph Horch auf, der als Leibarzt und Mitglied der obersten preußischen Gesundheitsbehörden eine geachtete Stellung einnahm. Schon frühzeitig regte er ihn zur Beschäftigung mit Kunst und Wissenschaft und zum Studium der Medizin an. M. begann das Studium am Berliner Collegium medico-chirurgicum bei Augustin Buddeus und Samuel Schaarschmidt und ging 1739 an die Univ. Halle, um dort vor allem Friedrich Hoffmann und Johann Heinrich Schulze zu hören. 1740 wechselte er an die Univ. Jena und beendete das Studium in Berlin. 1742 erledigt er in Halle die Promotionsformalitäten und verteidigte unter J. H. Schulze die Dissertation "De passionis iliacae causis et curatione". Nach der Promotion ließ sich M. in Berlin nieder, wo er bald durch erfolgreiche Behandlungen, aber wohl mehr noch durch sein gütiges, vorsorgliches und einfühlsames Wesen eine einträgliche Praxis führte. Er war ein Gegner aller "heroischen" Arzneimittel, betonte hingegen den Wert gesunder Lebensführung und stand der Naturheilkunde nahe. Anfangs unterstützte ihn Horch bei der Existenzgründung und trat M. die von ihm bis dahin eingenommene Stellung des Arztes am Joachimsthalschen Gymnasium ab und erreichte auch, daß M. 1747 zum Mitglied des Obercollegium medicum, der obersten Gesundheitsbehörde in Preußen, ernannt wurde. 1763 wurde M. in das Obercollegium Sanitatis berufen, erhielt 1766 die Stelle des Arztes am Königl. Kadettencorps und an der Ritterakademie. 1777 wurde er als Adjunkt des Kreisphysikus des Kreises Teltow, des Geheimrats Cothenius, angestellt, nach dessen Tode 1789 ihm die Stelle endgültig übertragen wurde. 1778 wurde er zum Leibarzt Friedrich II. ernannt. Bereits 1745 war er zum Mitglied der Leopoldina gewählt worden, später erhielt er die Mitgliedschaft der Medizinischen Gesellschaft zu Paris und wurde 1787 in die Königl. Akademie der Wissenschaften in Berlin aufgenommen. Die wissenschaftlichen Arbeiten M.'s betrafen nur in geringem Maße die Medizin. Von ihnen ist die Abhandlung über die Pockeninoculation ein wertvoller Beitrag zur Epidemiologie der Pocken und zur Geschichte der Pockenimpfung. Weitere Aufsätze behandeln medizinische und gesundheitspolitische Spezialfragen. Mit der Bearbeitung und Herausgabe von Samuel Schaarschmidts Vorlesungen "Therapia generalis" (1749-50) - angereichert mit zahlreichen historischen Bemerkungen - bewies M. seinem Lehrer Dankbarkeit und publizierte zugleich ein beachtetetes Lehrbuch. Sein Hauptarbeitsgebiet erstreckte sich jedoch auf die Geschichte der Medizin sowie auf verschiedene Bereiche der Kunst- und Literaturwissenschaft und der Numismatik. Basis seiner Arbeiten war eine umfangreiche, seit seiner Jugend systematisch zusammengetragene Bibliothek, die er nach fast vollständiger Vernichtung durch einen Brand erneut aufbaute, bis sie am Ende seines Lebens etwa 15000 Bände umfaßte, ergänzt durch Sammlungen von Karten, Handschriften, Gemälden, Stichen, Münzen und Medaillen. Gegen Ende seines Lebens überließ er einen Teil der Sammlungen der Akademie gegen eine jährliche Leibrente. Mit finanzieller Beteiligung des Königs erwarb die Königliche Bibliothek in Berlin aus dem Nachlaß 6500 Bücher und über 800 Landkarten sowie Medailen und Kupferstiche mit Bezug zu Brandenburg-Preußen. Die verbliebenen Teile der Sammlungen M.'s - u.a. noch ca. 3500 Bücher - wurde zugunsten seines Neffen und Erben Christoph Horch versteigert. M.'s wissenschaftliches Werk besteht zum großen Teil aus der Katalogisierung und Beschreibung der von ihm gesammelten Münzen und Medaillen und stellt damit eine bemerkenswerten Beitrag zur Numismatik dar. Spezialisiert auf die Geschichte der Medizin und des Gesundheitswesens hat er darüberhinaus damit und mit der Verzeichnung und Beschreibung der übrigen zahlreichen Porträts wesentlich die Ikonographie bereichert. Als einer der ersten Wissenschaftshistoriker stützte er sich bei seinen Forschungen auf umfangreiches Quellenmaterial, so daß seine Schriften bis in die Gegenwart einen hohen Rang behalten haben. Besonders verdienstvoll bleiben unter ihnen die Geschichte der Wissenschaften in der Mark Brandenburg und die erste umfangreiche Biographie Leonhard Thurneissers. Mit ihnen ist M. der Wegbereiter der berlinisch-brandenburgischen Medizingeschichte geworden. Einige kleinere wissenschaftsgeschichtliche Beiträge, darunter der Nachruf auf Cothenius, erschienen in den Abhandlungen der Berliner Akademie.