1749
Andreas Riem wird
in Frankenthal als Sohn des Rektors Philipp Riem geboren.
Studium der Theologie in Heidelberg.
Seit 1776
Prediger in Friedrichswalde bei Templin/Uckermark. Im gleichen Jahr
Veröffentlichung seiner ersten religions- und kulturgeschichtlichen Abhandlung
über den "Einfluß der Religion auf das Staatssystem der Völker".
1782
Ernennung zum nichtresidierenden Mitglied des Domkapitels des evangelischen
Stifts St. Johannis im westfälischen, zu Preußen gehörenden Herford. Riem
verfügt nunmehr über beachtliche Einkünfte. Im gleichen Jahr wird er zum
Prediger an der Kirche des Friedrichspitals und Waisenhauses in Berlin ernannt.
Dort betont er die Notwendigkeit aufgeklärter Religionskritik.
1785
Veröffentlichung der anonymen Schrift "Philosophische und kritische
Untersuchungen über das Alte Testament und dessen Göttlichkeit, besonders über
die mosaische Religion".
1786
Unter dem Pseudonym Christian Anton Schmidt publiziert Riem die
bibelkritische Schrift "Übrige, noch ungedruckte Werke aus dem Nachlaß von
Gotthold Ephraim Lessing". Mit der Veröffentlichung der Fragmente aus
Lessings Nachlaß tritt Riem das geistige Erbe des größten deutschen Aufklärers
an.
1787
Ernennung zum Ehrenmitglied der Akademie der Künste.
Seit 1789
Sekretär der Akademie der Künste und mechanischen Wissenschaften in Berlin. Im
gleichen Jahr ist Riem gezwungen, sein Predigeramt aufzugeben: Er hatte eine Aufsehen
erregende, anonyme Flugschrift ("Über Aufklärung. Ob sie dem Staate, der
Religion oder überhaupt gefährlich werden könne?") verfaßt und sich damit
gegen das Religionsedikt des Kultusministers Johann Christoph Wöllner, der die
Aufklärung als "Irrlehre" bezeichnete, gewandt.
Seit 1791
Kanonikus in Herford.
1793
Aufgrund seiner Ablehnung der preußischen Außenpolitik gegenüber Frankreich
wird Riem aus Preußen ausgewiesen. Er bereist ganz Europa. Nach seiner Rückkehr
nach Berlin sucht er in einer von ihm herausgegebenen Zeitschrift "Europa
in seinen politischen- und Finanz-Verhältnissen" nachzuweisen, daß Preußen
und Frankreich die gleichen politischen Interessen hätten und daher ein Bündnis
eingehen sollten. Diese Vorschläge widersprechen der preußischen Politik.
Friedrich Wilhelm II. läßt die Zeitschrift verbieten und Riem auszuweisen.
Riems Frau bleibt mit drei Kindern unversorgt in Berlin zurück, ihren Mann
sieht sie nie wieder.
1795
Umzug nach Paris, Riem knüpft Kontakte zum Außenministerium und wird zum
politischen Agenten beim diplomatischen Komitee der unter französischen Einfluß
stehenden Batavischen Republik ernannt. Er lebt mehrere Monate in den
Niederlanden und wird dann nach England entsandt.
1796 bis 1801
Publikation seines achtbändigen Werkes "Reisen durch Deutschland,
Frankreich, England und Holland in verschiedener, besonders politischer
Hinsicht". Hier vergleicht Riem kritisch die gesellschaftlichen und
staatlichen Zustände dieser Länder. Seine Enttäuschung darüber, daß Preußen
keine Allianz mit Frankreich geschlossen hat, macht ihn zum erbitterten Gegner
der preußischen Regierung.
1799/1800
Ausweisung aus Frankreich aufgrund nicht näher bekannter Umstände.
1801
Erneuter Aufenthalt in Paris.
1801/02
Aufenthalt in der Pfalz, Geburt eines unehelichen Sohnes Anfang 1802.
1811
Riem, mittlerweile verarmt, schwerhörig und fast blind muß ins Speyerer
Bürgerhospital aufgenommen werden.
1814
Tod Riems ebendort. Für die Zeitgenossen gilt Riem bereits zehn Jahre
vorher als verschollen oder um 1807 in Herford bzw. Paris gestorben. Die
irrtümliche Angabe des Sterbejahres hat sich bis heute im Schrifttum tradiert.
BS und SH
Person: Johann Andreas Riem, Berliner Klassik, hrsg. v. der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, 2003-2013. URL: https://berlinerklassik.bbaw.de/personen/567.
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