Georg Christian Unger

Lebensdaten

Nachname:
Unger
Vorname:
Georg Christian
Geburtsdatum:
25.05.1743
Geburtsort:
Bayreuth
Geschlecht:
männlich
Todesdatum:
20.02.1799
Sterbeort:
Berlin
Beruf(e):
  • Architekt

Biographie

Lebenslauf:
1743
Georg Christian Unger wird am 25. Mai in Bayreuth geboren. Seine Eltern, Johann Michael Unger und Anna Margarethe geb. Hollrung sind beide am ansbach-bayreuthschen Hofe tätig. Durch den Einfluss der Markgräfin Wilhelmine von Ansbach-Bayreuth („Lieblings-Schwester“ des Königs Friedrich II. von Preußen), die selbst malt und 1754/55 eine Italienreise unternimmt, wächst Georg Christian Unger in einer sehr kunstsinnigen und aufgeschlossenen Umgebung auf.

1756
Wilhelmine von Ansbach-Bayreuth eröffnet am 10. Mai die „Akademie der freyen Künste und Wissenschaften zu Bayreuth“.
Unger wurde Schüler und Absolvent der Akademie. Er wird in den Fächern Malerei und Zeichnen, Mathematik, Baukunst und Perspektive, Bildhauerei, Französisch und Kunstgeschichte unterrichtet. Am meisten prägt ihn sein Lehrer, der Architekt Carl Philipp Christian von Gontard, der Unger in den Umgang mit antiken Vorbildern einführt. Mit ihm wird er sein Leben lang in engem Kontakt bleiben.

1763
Nach Schließung der Bayreuther Akademie (infolge des Todes ihrer Gründerin) ziehen mehrere Künstler nach Berlin, wo sie von Friedrich II. neue Aufträge erhalten.
Im November geht auch Unger nach Preußen. Dort profitiert er vom guten Ruf der Bayreuther Künstler und wird in Potsdam im Königlichen Baukontor als Gehilfe des Baudirektors Johann Gottfried Büring angestellt.

1764
Ungers „alter“ Lehrer Gontard kommt nach Potsdam und wird der Nachfolger Bürings. Beide arbeiten sehr eng zusammen. Zwar wird Gontard vom König geschätzt, allerdings möchte dieser zu Besprechungen lieber Unger empfangen (Wendland 2002, S. 16).

1769
Im Januar bewirbt sich Unger für den Posten des Landbaumeisters in Magdeburg. Ein Aktenvermerk des Königs auf der Bewerbung Ungers (eines der wenigen erhaltenen Schriftstücke Ungers) lässt allerdings darauf schließen, dass Friedrich II. den geplanten Stadtwechsel missbilligt. Der Amtswechsel wurde daraufhin abgelehnt.
Im gleichen Jahr stellt Unger seinen ersten eigenständig entworfenen großen Bau für den König fertig: die „Hiller-Brandt'schen Häuser“ in der Breiten Straße 26 (heute 12) in Potsdam.
Laut Friedrich Nicolai ist Unger für die meisten Fassadenentwürfe von Potsdamer Wohnhäusern seit 1768 zuständig (Nicolai 1786/1980, Anhang III, S. 53 ).
Unger wohnt mit seiner Frau im Holländischen Viertel in Potsdam, innerhalb dessen sie mehrmals umziehen. Als seine Frau gegen Ende der siebziger Jahre stirbt, zieht Unger mit zwei Gehilfen in die Nähe des Nauener Tors.

1769 - 86
Als Bauinspektor errichtet Unger (teilweise sind nur die Pläne bekannt) in diesen Jahren allein um die 250 Bürgerpalais in Potsdam. Dazu kommen Aufträge des Königs, aber auch Gebäude für das Militär.
Im Jahre 1770 beginnt Unger auch in Berlin neue Wohnhäuser zu bauen. Nach seinem Umzug 1781 nach Berlin hat er einige Jahre laufende Arbeiten in beiden Städten, bevor er ab 1786 nur noch in Berlin wirkt.

1770 - 72
Auf Wunsch Friedrich II. wird das Belvedere auf dem Klausberg in Sanssouci nach der Rekonstruktion des Marcellum de Nero auf dem Palatin von Francesco Bianchini entworfen und gebaut.

1771 - 76
In diesen fünf Jahren lässt der König in der Prachtstraße Unter den Linden „44 Häuser abtragen, und meistens vier Geschoß hoch, auf seine Kosten wieder aufbauen.“ ( Nicolai 1786/1980, S. 174) Unger zeichnete dafür die Pläne und leitete die Bauarbeiten (darunter auch der Bau des Hotels „Stadt Rom“).

1771/1774
Unger baut ein Gästehaus für den König, das sich westlich des Weinbergs in Sanssouci befindet (auch „Neue Kammern“ und „Kavaliershaus“ genannt wird).

1775 - 80
Bau der Königlichen Bibliothek neben der Oper, nach Ungers Zeichnungen durch Michael Boumann, am „Platz am Opern Hause“ (heutiger Bebelplatz, auch „Kommode“ genannt) in Berlin.

1778
Wie auch viele seiner Kollegen schließt sich Unger den Freimaurern an. Im März wird er von der Loge „Royal York“ aufgenommen, wechselt aber wenig später zur Loge „Minerva“, in der viele Künstler, auch Gontard, Mitglied sind. In dieser Loge wird er ab 1780 als Meister 3. Grades geführt und bleibt dort bis zu seinem Tod Mitglied.

1781
Unger heiratet die Witwe des 1780 verstorbenen Hofmaurermeisters Johann Georg Leithold, Elisabeth Johanna Christine geb. Rüdiger. Zu Zeiten des Baus am Neuen Palais (im Jahre 1765, unter der Leitung Gontards) waren die beiden Männer Arbeitskollegen und Nachbarn. Unger zieht zu ihr und ihren vier Kindern und wird Eigentümer des ehemaligen Grundstücks Leitholds (in der heutigen Friedrich-Ebert Str. 82 in Potsdam).
In Potsdam ist Unger erfolgreich, wird von seinen Kollegen anerkannt und nimmt am gesellschaftlichen Leben der Stadt teil.
Am 28. Juli stürzt der im Bau befindliche Turm der Deutschen Kirche am Gendarmenmarkt in sich zusammen. Daraufhin entzieht der König dem verantwortlichen Architekten Gontard die Bauleitung und überträgt sie Unger. Friedrich II. will den Gendarmenmarkt komplett neu gestalten und beauftragt Gontard schon im Jahre 1777 mit dem Bau der prächtigen Türme der Kirchen, bei dem Unger ihm assistiert. Zusätzlich wünscht  der König Bürgerpalais, die den Platz umschließen. Unger, nun Ober-Baurat, nutzt die Gelegenheit und errichtet ein Palais in der Mitte der Nordseite des Platzes, das nicht nur der Sitz des Königlichen Baukontors werden soll, sondern gleichzeitig Ungers neuer Wohnsitz. Die Familie Unger zieht in die Französische Straße 42 in Berlin und lebt nun in einer prominenten Wohngegend: das Berliner „Bildungsbürgertum“, darunter auch die Kollegen Michael Philipp Boumann und Friedrich Becherer wohnen in den angrenzenden Straßen.

1783
Unger baut zwei Flügel mit jeweils zwei großen Sälen an das Gebäude der Königlichen Porzellanmanufaktur in der Leipziger Straße an.

1785
Entwurf eines Anbaus für die Charité in Berlin.

1786
Unger baut einen Seitenflügel mit fünf Fensterachsen und drei Etagen an sein Wohnhaus an. Im Frühjahr kommt er in Konflikt mit der Oberbaudeputation, der obersten preußischen Bauverwaltung. Er hat sich beim Bau der Berliner Akzisenmauer nicht an die Vorgaben der Ausschreibung gehalten und wird kurzzeitig in Arrest genommen.

1786 - 88
In diesen zwei Jahren ist Unger als „1. Bauinspector“ im Berliner Baukontor geführt.

1787
Durch König Friedrich Wilhelm II., der Unger sehr schätzt, wird er zum Oberhofbaurat ernannt und ist unter der Leitung von Michael Boumann, einer von insgesamt vier Oberhofbauräten.

1788
Unger wird die Aufsicht über die Immediatbaukommission übertragen, die einmal wöchentlich in seinem Haus am Gendarmenmarkt tagt.
Das Königliche Baukontor wird in „Königliches Oberhofbauamt“ umbenannt und bekommt Carl Langhans als Direktor (unter der Intendanz von Boumann).

1789/90
Das Schloss Monbijou wird nach Entwürfen von Unger gebaut.

1790
Unger wird Eigentümer des Grundstücks in der Französischen Straße, also seines Wohnhauses und Arbeitsplatzes.

1798
Unger wird nach Langhans als zweiter Direktor des Oberhofbauamtes eingetragen.

1799
David Gilly nimmt den Platz des zweiten Direktors ein. Unger rückt an die dritte Stelle.
Am 20. Februar stirbt Georg Christian Unger an „Schleim und Nerven-Fieber an der Weidendammer Brücke auf der Stein-Ablage in der Frau Geheim-Räthin Unger Hause“ (Zitat Wendland 2002, S. 21 nach Kirchenbuch der Dorotheenstädtischen Kirche) im Alter von 58 Jahren. 

Henriette Thorau, 2008
 

Werke/Literatur

Auswahlbibliographie Primärliteratur:

Register

Fachregister:
  • Architektur

Person: Georg Christian Unger, Berliner Klassik, hrsg. v. der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, 2003-2013. URL: https://berlinerklassik.bbaw.de/personen/5710.

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