Anna Charlotte Dorothea Kurland

Lebensdaten

Nachname:
Kurland
Vorname:
Anna Charlotte Dorothea
Adelstitel:
Herzogin
Adelsprädikat:
von
Geburtsdatum:
03.02.1761
Geburtsort:
Mesothen
Geburtsland:
Kurland
Geschlecht:
weiblich
Todesdatum:
21.08.1821
Sterbeort:
Löbichau
Sterbeland:
Sachsen-Altenburg

Namensformen

Geburtsname:
Medem
GebPrädikat:
von

Genealogie

Genealogie:
Vater: Johann Friedrich von Medem (1722-1785) Mutter: Luise Charlotte Freiin von Manteuffel-Szöge (1732-1763) Stiefschwester: Charlotte Elisabeth Konstantiina von der Recke Ehemann: Peter Biron, Herzog von Kurland Töchter: xxx

Biographie

Lebenslauf:
1761
Geboren als die Tochter des  Reichsgrafen von Medem in Mesothen, Kurland.


‚Herzogin Dorothea von Kurland’, Kupferstich, nach Anton Graff, von I.F. Bause, 1793


Man ließ ihr, der Halbschwester der Literatin Elisa von der Recke, eine standesgemäße Bildung angedeihen und verheiratete sie im zarten Alter von 17 Jahren an keinen geringeren als den Landesherren: Peter Biron, Herzog von Kurland. Der 55jährige stellte seinerseits bestimmte Erwartungen an seine schöne junge Frau: eine Erbe sollte her, ein Erbe, der die Kontinuität des herzoglichen Hauses sichert. Die Kinder stellten sich ein, aber bis auf einen zum großen Leidwesen des Paares früh verstorbenen Sohn, waren alle weiblich und noch dazu schön. Und das Herzogtum geriet in  politische Turbulenzen, in das Spannungsfeld der großen Mächte: Russland, Österreich, Preußen. Der Herzog, ein Finanzgenie, aber zu politischer Diplomatie kaum fähig, schickte seine junge schöne Frau ins Feld und so trat Anna Dorothea 1790 in die Gesellschaft der Großen Europas ein, verhandelte in Warschau, in Berlin, emanzipierte sich von ihrem Ehemann, glänzte in den Salons und machte neue amouröse Bekanntschaften.

Eine eigene Residenz musste her. Die Wahl fiel auf Löbichau.

Der Herzog stirbt und hinterlässt ein fürstliches Vermögen. Zu den Aufgaben der Mutter gehört es, die Töchter standesgemäß zu verheiraten. Glückliche Ehen entstehen nicht, aber die Hochzeit der jüngsten Tochter mit Edmond de Talleyrand-Périgord, einem Neffen des französischen Außenministers bringt der Herzogin Anna Dorothea die ersehnte Verbindung in die Welthauptstadt: Paris und die Bekanntschaft eines der einflussreichsten und umtriebigsten Politikers der Zeit - Charles Maurice de Talleyrand.


Die Herzogin (1761-1821) wurde als Anna Charlotte Dorothea von Medem in Mesothen in Kurland geboren, wo sie gemeinsam mit ihrer Stiefschwester Elisa von der Recke aufwuchs. Als Herzogin erhielt Anna Dorothea dann Zugang zu den höchsten gesellschaftlichen Kreisen, besonders zu den königlichen Höfen in Berlin und Paris. In Petersburg und Warschau war sie bemüht, den Streit zwischen ihrem Herzogtum und Russland diplomatisch beizulegen.

 

Im Kurländischen Palais unter den Linden in Berlin (die heutige russische Botschaft) führte sie einen bekannten aristokratischen Salon, in dem sich die Berliner Gesellschaft, Künstler und Gelehrte, wie Wilhelm von Humboldt oder Gottfried Schadow trafen.

Ihre kosmopolitische Weltsicht schlug sich nieder in einem unsteten Reiseleben, welches nach dem Tod des Herzogs Peter (1800) begann und sie zeitlebens durch ganz Europa führte mit längeren Aufenthalten in Rom, Wien, Petersburg, Berlin, Paris, Valençay, Karlsbad, Dresden, Weimar und Löbichau.

 

Bekanntschaften pflegte sie mit Geistesgrößen wie Goethe, Schiller und Herder; an den europäischen Höfen und in den Fürstenhäusern von Rang war die Herzogin von Kurland gern gesehener Gast.

Die wichtigsten Politiker der damaligen Zeit, unter ihnen solche bedeutenden Männer wie Zar Alexander I. von Russland, Friedrich Wilhelm III., Napoleon, Talleyrand oder Metternich, kannte sie persönlich. Eine besondere Beziehung entwickelte Anna Dorothea zu Paris, Napoleon und dem berühmten Talleyrand. Seit 1809 lebte sie regelmäßig in Frankreich. Ihre Affäre mit dem mehrmaligen Außenminister Charles Maurice de Talleyrand-Périgord (1754-1838) ist im Austausch von Billetts und Briefen der Nachwelt überliefert. 

Ihre anfängliche Begeisterung für Napoleon entwickelte sich allerdings zunehmend und vor allem unter dem Einfluss Talleyrands zu einer entschiedenen Gegnerschaft. Nach dem 31. März 1814, der Kapitulation von Paris und dem Einzug der Alliierten, gab es verschiedene Verhandlungen zur politischen Lage im Hause Talleyrand. Letztlich fand in Wien der berühmte Kongress zur Neuordnung Europas statt. Die Herzogin und ihre Töchter konnten all diese Konferenzen aus nächster Nähe verfolgen.


1794
Erwirbt Reichsgraf Johann Friedrich von Medem für seine Schwester Anna Dorothea das Rittergut Löbichau. Es wurde umgebaut (durch xx)


In den folgenden Jahren reiste die Herzogin Dorothea wieder quer durch Europa. Wien, Karlsbad, Löbichau, Valençay und Paris waren nur einige ihrer Stationen. In Schloss Löbichau führte sie in den Sommermonaten einen bekannten Salon. Die Gutsherrschaft Löbichau erwarb Reichsgraf Johann Friedrich von Medem im Jahr 1794 für seine Schwester Anna Dorothea. Man ließ das alte Rittergut umbauen, ein neues Schloss errichten und einen englischen Park anlegen. Gleiches galt für das zum Anwesen gehörende Tannenfeld.

 

Berühmtester Gast in Löbichau war zweifellos Zar Alexander I. von Russland (1777-1825), welcher der Herzogin 1808 einen Besuch abstattete. Der französische Außenminister Talleyrand suchte seinerzeit eine gute Partie für seinen Neffen Edmond de Périgord (1787-1872). In Frankreich konnte er nichts erreichen, weil Napoleon alle standesgemäßen französischen Erbinnen dem eigenen, ihm ergebenen Adel vorbehalten hatte und Talleyrand 1807 nach seinem Rücktritt als Außenminister nicht mehr in der Gunst des Kaisers stand. Anlässlich des Erfurter Fürstentages 1808 trat er deshalb mit der Bitte um Vermittlung einer Ehe seines Neffen Edmond mit Dorothée von Kurland an den russischen Zaren Alexander I. heran, der ihm aus Dankbarkeit für diplomatische Dienste auch behilflich war. Die Herzogin wiederum kannte den Zaren seit ihrem Besuch in St. Petersburg im Jahre 1806. Ihre Zustimmung zur geplanten Ehe galt als sicher, da die Zahlung ihrer jährlichen Apanage vom Wohlverhalten gegenüber Russland abhängig war. Außerdem fühlte sie sich Talleyrand freundschaftlich verbunden. 

 

Werke/Literatur

Auswahlbibliographie Sekundärliteratur:

Berlinaufenthalte

  • von 1803 bis 1809 Kurländisches Palais Unter den Linden 7 Berlin-Dorotheenstadt Unter den Linden Berlin-Mitte

Person: Anna Charlotte Dorothea Kurland, Berliner Klassik, hrsg. v. der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, 2003-2013. URL: https://berlinerklassik.bbaw.de/personen/600.

Link zu den API-Daten: https://berlinerklassik.bbaw.de/api/personen/600