Heinrich Anton Melchior

Lebensdaten

Nachname:
Melchior
Vorname:
Heinrich Anton
Geburtsdatum:
22.09.1771
Geburtsort:
Höchst
Geschlecht:
männlich
Todesdatum:
1796
Sterbeort:
Berlin
Beruf(e):
  • Historienmaler

Genealogie

Genealogie:
Vater: Johann Peter Melchior (1742-1825), Bildhauer, Modelleur u. Kunstschriftsteller Mutter: Maria Barbara Patz (gest. 1787) Bruder: Georg Wilhelm Melchior (21.03.1780-30.12.1828), Maler Bruder: Peter Anton Melchior (08.-31.10.1775) Bruder: Johann Wolfgang Melchior (11./12.1776-06.03.1777) Schwester: Maria Franziska Melchior (01.-21.06.1773) Schwester: Maria Eva Katharina Melchior (12.1773-20.03.1806) Schwester: Anna Maria Josepha Melchior (01.1778-1797)

Biographie

Lebenslauf:
1771
Am 22. September wird Heinrich Anton Melchior als Sohn des Hofbildhauers Johann Peter Melchior und seiner Frau Maria Barbara Melchior geboren. Die Taufe findet am 24. September statt. (Hofmann: 151)

Unterricht durch den Vater: "Er [= Johann Peter Melchior] hat einen Sohn, der im Jahr 1787 [...] noch keine volle sechzehn Jahre alt war, und damals schon Arbeiten machte, die von einsichtsvollen Männern geschätzt wurden. Von niedrigem Eigennutz weit entfernt, dachte er nie an Vortheile, die er durch ihn ziehen wollte. Seine einzige Absicht und Sorge ging dahin, ihn nach seinem Vermögen zu einem vollkommenen Künstler, und zugleich zu einem edeln und glücklichen Menschen zu bilden. Da ihm die Natur grosse Anlagen verlieh; so gelang es dem Vater, ihn so weit zu bringen, dass er mit Leichtigkeit eigene originale Erfindungen liefert, die in den Stellungen, in der Anordnung, Gruppirung, Idee, Ausdruck und Bekleidung der Figuren viel Natur und Geist zeigen, und zwar mehr, als man von seinen Jahren fordern konnte. Er [= Heinrich Anton Melchior] [...] beschäftigte sich immerfort mit Zeichnen, bisweilen auch mit Modelliren, und hatte auch damals schon angefangen, im Mahlen Versuche zu machen." (Meusel: 161f.)

1788-94
Unterricht an der Zeichenschule Mannheim bis Ende 1793. In Mannheim freundschaftliche Beziehungen zu verschiedenen Schauspielern des dortigen Theaters, u.a. Bekanntschaft mit August Wilhelm Iffland. (Walter: I,423ff.; Knudsen: 248)
Der enge Bezug zum Theater verdeutlicht sich auch durch die erhaltenen Arbeiten aus diesem Zeitraum: 1.) Portrait des Schauspielers Heinrich Beck, Kupferstich, 1787 (c.f. Badenhausen, Rolf (Hrsg.): Die Bildbestände der Theatersammlung Louis Schneider im Museum der Preußischen Staatstheater Berlin. Systematischer Katalog [= Schriften der Gesellschaft für Theatergeschichte, Bd. 50], Berlin: 1938: 8; der Verbleib des hier unter der Signatur E/Sch 2d genannten Kupferstiches ist unbekannt; Abb. in Knudsen: 250); 2.) 6 zeichnerische Entwürfe zu Szenen aus Ifflands "Das Bewußtsein", gestochen von Gottlieb Leberecht Crusius in: Theaterkalender auf das Jahr 1788, Gotha: Ettinger, 1788; abgebildet in: Knudsen, Hans: Heinrich Beck, ein Schauspieler aus der Blütezeit des Mannheimer Theaters im 18. Jahrhundert [= Theatergeschichtliche Forschungen, Bd. 24], Leipzig u.a.: Leopold Voß, 1912: Taf. 1 u. 2); eine weitere Arbeit am 16. April 1790 in einem Brief Ifflands an seine Schwester erwähnt: "eine niedliche Zeichnung des Frantz Moor" (Geiger, Ludwig (Hrsg.): A. W. Ifflands Briefe meist an seine Schwester nebst andern Aktenstücken und einem ungedruckten Drama [= Schriften der Gesellschaft für Theatergeschichte, Bd. 6], Berlin: Selbstverlag der Gesellschaft für Theatergeschichte, 1905: 202; Knudsen: 249)

Um 1793

Aufenthalt in München. (Hofmann: 152). Melchior fertigt vermutlich hier die Gouache "Die Mannheimer Bürger huldigen der Kurfürstin im Schloßhof" an (der pfälzische Kurfürst Carl Phillip Theodor hatte 1778, nachdem er zusätlich den Titel des Kurfürsten von Bayern erhalten hatte, seine Residenz von Mannheim nach München verlegt). (Abb. in Walter, Friedrich: Mannheim in Vergangenheit und Gegenwart, 3 Bde., Mannheim: Verlag der Stadtgemeinde, 1907: I,791; das Original nach Knudsen: 249 im Bayerischen Nationalmuseum München) Eine weitere Historiendarstellung aus dieser Zeit trägt den Titel: "Friedrich der Siegreiche, Kurfürst zu Pfalz, giebt nach der Schlacht bey Seckenheim den gefangenen Fürsten und Edelleuten auf seinem Schloße zu Heidelberg ein Mahl", gestochen von Carl Ernst Christoph Heß. (ehemals im Besit des Mannheimer Altertumsverein, aktueller Verbleib unbekannt; Knudsen: 250)

1794
Aufenthalt in Berlin. (Hofmann: 152; Knudsen: S. 248ff.)
Melchior erhält hier Zugang zu dem Geheimen Kämmerer Johann Friedrich Ritz und bereitet dadurch den Weg für Ifflands Umsiedelung nach Berlin. (Brief an Iffland, 07.03.1794; in: Walter I,423f.)
Distanziertes bis kritisches Verhältnis gegenüber der Berliner Akademie: "Der Allgemeine Ton ist angenehm und munter, Kanaillien giebts überall und die Mahler Zunft unter uns gesagt, ist nichts nutz, die Akademie ist ein Sujet für die Abderiten von Wieland. Hoher Unsin und stinkende Pedanterie herscht von oben bis unten [...]". (Brief an Iffland, 04.04.1794; in: Walter I,425)
Dennoch beteiligt sich Melchior bei dem anläßlich des Basler Friedens ausgeschriebenen Wettbewerbs der Berliner Akademie "auf die beste allegorische Darstellung des Friedens im allgemeinen veranlaßt", dessen Aufgabe darin bestand, eine allegorische Darstellung des Friedens zu entwerfen. Melchior reicht dabei folgendes Gemälde ein: "Mars und Bellona auf dem Wagen von wilden Rossen gezogen, nehmen ihren Weg über Trümmer, unter welchen zerschlagene Kunstwerke liegen. Im Hintergrunde steht eine Stadt in Flammen. Den Wagen der dahinstürmenden Kriegsgottheiten hält der König an, indem er mit der Rechten in die Zügel greift. Die Linke reicht seinem Volke (in einer weiblichen Figur mit der Mauerkrone dargestellt) den Oelzweig des Friedens. Der mit Wein gekränzte Gott des Rheins ist ein theilnehmender Zeuge dieser Scene. - In Oel." (Börsch-Supan, 1. Bd. 1795: 224)
Neben Genelli, Tieck und einem Zeichner namens Schubert aus Meissen erhält Melchior für dieses Gemälde eine Preißmedaille sowie ein Preißgeld in Höhe von 100 rl. durch die Berliner Akademie der Künste (GStA PK, I. HA Rep. 76 III. Nr. 41; HSZ, Nr. 139, 19.11.1795; Lipowsky: II,203; bei Hofmann u. ThB irrtümlich mit dem Jahr 1796 angegeben)

Nach Lipowsky (ohne Quellenangabe) wird Melchior Zeichenlehrer der späteren Königin Luise. Über die Dauer des Engagements ist nichts bekannt. (Lipowsky: II,203)

Während seines Aufenthaltes in Berlin fertigt Melchior ein Portrait Friedrich Wilhelm II. an, das er 27 mal kopieren mußte. (Lipowsky: II,203) C.f. dazu einen Brief an den Johann Friedrich Ritz:
"Berlin den 5ten Märtz 1796
Hochwohlgebohrner besonders
Hochverehrender Herr!
Die 2te Copia des Portaits Seiner Majestät des Königs ist vor einigen Tagen bis zum Retougieren fertig geworden ich fragte nun bey dem Herrn General von Bischoffwerder Exellenz wann ich, seines Vorschlags gemäß den er mir durch Euer Hochwohlgebohren sagen lies mein Bild nach Seinem Gemählde zu vollenden, hinkommen solte ich bekam mehrmahls unbestimmte Antworten, heute aber verlange ich dringend zu wissen woran ich wäre, so ließ er mir durch seinen Kammerdiener Sagen, die Sache ginge Ihn nichts an das Bild wäre nach Potsdam geschikt ich könnte es nicht sehen wär es Bestelt hätte könnte es fertig machen lassen, - ob dies nun die Antwort des Generals, oder des Bedientens ist will ich dahingestelt sein lassen. Euer Hochwohlgebohren weitere Befehle, mir däucht als Künstler zu Sprechen das dies Portrait keiner Verbesserung nach einem andern Bedarf und wenn ich Seine Majestät auf ein par Augenblike bey einer Gelegenheit sehen kann so wäre dies besser als alle andere Gemählde Ich habe die Ehre mit der Großen Hochachtung so lange ich lebe zu verharren Euer Hochwohlgebohren unterthäniger Diener
Melchior
" (GStA PK BPH Rep. 192 Nachlaß Ritz A Korrespondenz; Transkription zit. nach Knudsen: 252) Aus einem späteren Brief an Ritz geht zudem hervor, dass Melchior auch dessen Gemahlin, die Gräfin Lichtenau porträtiert hat. Ein weiteres Schriftstück dokumentiert, dass Melchior auch ein Porträt der Gräfin von der Mark, der gemeinsamen Tochter der Gräfin Lichtenau und des preußischen Königs Friedrich Wilhelm II.,  angefertigt hat. (Knudsen: 252)

1796
Heinrich Anton Melchior stirbt im Dezember (?) in Berlin. (Hofmann: 152 weist darauf hin, dass kein Eintrag in den römisch-katholischen Kirchenbüchern Berlins zu finden ist, was darauf schließen lässt, dass Melchior nicht in Berlin gestorben ist).

Christopher Drum (2013)

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Quellenmaterial
  • Geheimes Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz
GStA PK, BPH Rep. 192 Nachlaß Ritz A Korrespondenz.
GStA PK, I. HA Rep. 76 III. Nr. 41.
  • HSZ: Berlinische Nachrichten von Staats- und gelehrten Sachen, Berlin: Haude & Spener, 1740-1872.



Bibliographie

  • Hofmann, Friedrich H.: Johann Peter Melchior. 1724-1825, München u.a.: Verlag für praktische Kunstwissenschaft, 1921. 186 S.
  • Knudsen, Hans: Der Mannheimer Maler Heinrich Anton Melchior; in: Mannheimer Geschichtsblätter, 14. Jhrg., Nr. 12, 1913: 248-253.
  • Lipowsky, Felix Joseph: Baierisches Künstler-Lexikon, 2 Bde., München: Fleischmann, 1810
  • Meusel, Johann Georg (Hrsg.): Neues Museum für Künstler und Kunstliebhaber, Leipzig: Voß, 1794f.
  • Walter, Friedrich (Hrsg.): Archiv und Bibliothek des Gross. Hof- und Nationaltheaters in Mannheim. 1779-1839, 2 Bde., [s.l.]: 1899.

Person: Heinrich Anton Melchior, Berliner Klassik, hrsg. v. der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, 2003-2013. URL: https://berlinerklassik.bbaw.de/personen/7577.

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