August Heinrich Julius Lafontaine

Lebensdaten

Nachname:
Lafontaine
Vorname:
August Heinrich Julius
Geburtsdatum:
05.10.1758
Geburtsort:
Braunschweig
Geschlecht:
männlich
Konfession:
reformiert
Todesdatum:
20.04.1831
Sterbeort:
Halle
Beruf(e):
  • Schriftsteller

Namensformen

Pseudonym:
Miltenberg, Gustav Freyer, Selchow

Genealogie

Genealogie:
Vater: Ludolf Lafontaine (1704-1774), Hofmaler in Braunschweig Mutter: Sophie Elisabeth (1724-1785), geborene Thorbrügge, eine Advokatenfamilie aus Braunschweig

Biographie

Lebenslauf:
1758
Am 5. Oktober Geburt in einer kinderreichen, ursprünglich aus Beauvais/ Nordfrankreich stammenden hugenottischen Familie. Der Vater Ludolf Lafontaine ist Hofmaler in Braunschweig, wo die Familie seit drei Generationen ansässig ist. Zudem unterhält er als Freimaurer Verbindungen mit Lessing und den Professoren Gaertner und Zacharias.
August H. Julius Lafontaines bekanntester Bruder ist der spätere Portraitmaler Carl Anton Friedrich Lafontaine (1755-1831).

1774
Tod des Vaters, Besuch des Gymnasiums "Sophineum" in Schöningen.
Früh beschäftigt sich Lafontaine mit Literatur, der Philosophie der Aufklärung und antiken Autoren. Die Lektüre der Barockromane Anton Ulrich v. Braunschweigs und Andreas Buchholtz' prägen ihn nachhaltig.

1777
Studium der Theologie in Helmstedt. Lafontaine macht keinen Abschluß.

1780
Übernahme einer Hauslehrerstelle bei dem Amtmann Brinckmann in Groß Bartensleben in Ostfalen. Der Domherr Georg v. Veltheim wird sein Gönner.

1785

Hilfslehrer am Collegium Carolinum in Braunschweig. Mitarbeit an Johann Joachim Eschenburgs "Beispielsammlung zur Theorie und Literatur der schönen Wissenschaften".
Erste literarische Versuche.

1786
Umzug nach Halle. Übernahme einer Hofmeisterstelle bei dem preußischen Oberst v.
Thadden.

1789
Anstellung als Feldprediger in v. Thaddens Regiment.

1791
Heirat mit der Pastorentochter Sophie Abel in Halle, wo sich das Ehepaar auch niederläßt.

1792
Teilnahme an der Campagne in Frankreich. Umzug nach Oppenheim.

1796
Rückkehr nach Halle. Erste Erfolge als Autor.

1800
Abschiedspredigt und Arbeit als freier Schriftsteller. Lafontaine ist beliebt und kann von seiner Arbeit als Autor leben. Die 15 bändige Romansammlung "Gemählde des menschlichen Herzens in Erzählungen" begründet seinen Ruhm. König Friedrich Wilhelm III. wird sein Förderer und verleiht ihm ein Kanonikat am Domstift Magdeburg.

1806
Verlust des Domstifts durch die preußische Niederlage gegen Napoleon.

1811
Dreimonatige Reise nach Venedig. Rückfahrt über Wien, Prag und Dresden.

1822
Tod der Gattin.

1829
Gesundheitlicher Verfall, eingeschränkte Bewegungsfreiheit und allmählicher Verlust des Gedächtnisses.

1831
Tod am 20. April mit 73 Jahren.

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Der Lieblingsautor der Königin Luise hat nie in Berlin gewohnt und die Stadt, wenn überhaupt, auch nur kurz besucht. Mit Iffland und Kotzebue gehörte er zu den populärsten Autoren um 1800. Insgesamt hat er mehr als 150 Romane verfasst. Besonders in Berlin wurden seine Romane rezipiert, besprochen und auch kritisiert. Die Werke standen in der Tradition der moralisch erziehenden Aufklärungsliteratur, sind jedoch ebenso von der Empfindsamkeit und einer frühen Realistik gekennzeichnet. Thematisch handeln sie vornehmlich von moralischen Familiengeschichten, von Liebe, von Intrigen und charakterlichen Verirrungen, die sich zum Ende nach vielen Windungen in familiärem Wohlgefallen auflösen.
1798 erschien im "Athenäum" eine beißende und bestsellerfeindliche Kritik der Literatur Lafontaines aus der Feder August Wilhelm Schlegels: "Bei so unermüdlichen Ergießungen muß man natürlich auf seltsame Hülfsmittel verfallen, um die Armut an selbstständigem Geiste zu bemänteln, und wirklich ist auch bis zur rohesten Abgeschmacktheit nichts unversucht geblieben. Wer Romane fertigen kann, ohne Gespenster zu zitieren und die Riesengestalten einer chimärischen Vorzeit aufzurufen, wer sich ohne Geheimnisse mit simplen Leidenschaften behilft, der hält schon etwas auf sich und sein Publikum. Macht er sich denn auch mit Chrakteren nicht viel zu schaffen, wenn ihm jene in einer gewissen Fülle zu Gebote stehen, so kann er gewiß sein, den mittleren Durchschnitt der Lesewelt für sich zu gewinnen, der für das grobe Abenteuerliche schon zu gesittet, für die heitern ruhigen Ansichten echter Kunst noch nicht empfänlich, starke Bedürfnisse der Sentimentalität hat.
Solch ein Schriftsteller ist Lafontaine. Wundern kann man sich also nicht über das große Glück, das er gemacht hat. Die Vorliebe für Jean Paul ist schon etwas viel Ausgezeichneteres; er bewirtet nicht mit so leichten Speisen, da sich Lafontaine hingegen mit unglaublicher Schnelligkeit und in ganzen Bänden auf einmal genießen läßt, besonders wenn man schon einiges von ihm gelesen hat und also gewisse Lieblingsschliderungen nur wie alte Bekannte im Vorbeigehen begrüßt. Auch in dem einzelnen Werke wiederholt er die Szenen so reichlich, daß er dem geübten Leser die Zeit erspart, obwohl dem verleger nichts an der Bogenzahl". (Schlegel 1 1969, S. 82).

Verwendete Literatur:
Schlegel, August Wilhelm und Schlegel, Friedrich: Athenaeum. Eine Zeitschrift. Band 1. Hrsg. von Curt Grützmacher. Hamburg: Rowohlt 1969.

Werke/Literatur

Auswahlbibliographie Primärliteratur:

Register

Fachregister:
  • Literatur

Person: August Heinrich Julius Lafontaine, Berliner Klassik, hrsg. v. der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, 2003-2013. URL: https://berlinerklassik.bbaw.de/personen/760.

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