"Herr Kaplunger, ein Böhme von Geburt, ist Herzoglicher Bildhauer. Ich glaube, daß sich nicht viel mehr von ihm sagen läßt." (Nachlese [...]: 14)
1746
Im Frühjahr wird Rudolf Caplunger in Bechyn? (ehemals Bechin) als Sohn eines Bildhauers geboren. Die Taufe findet am 2. April statt. Als Vater wird im Kirchenbuch Andreas Kapellunger angegeben (bei dem u.a. in ThB: 19,543 genannten Potsdamer Bildhauer Johann Caplunger d. Ält. handelt es sich daher nicht, wie dort vermutet, um den Vater sondern um einen älteren Bruder oder Onkel, c.f. Dettmann: 150).
Er erhält Unterricht durch den Vater. Studiert in Wien, Paris und "andern Orten". (Nicolai: 147; bei den von Nicolai nicht genannten Orten handelt es sich um Prag, Metz, Dresden u. Potsdam. (ThB; Dettmann: 150)
1770er
Tätigkeit in Potsdam. Caplunger "verfertigte [...] [hier] viele große Figuren und Gruppen". (Nicolai: 147; für welche Gebäude diese Figuren gefertigt wurden, weist Heinrich Ludewig Manger nach: neben den Communs (S. 332), die Kollonaden des Stadtschlosses (S. 334), das sogenannte Abtische Haus (S. 353) sowie Arbeiten an Schloß Sanssouci (S. 418); ob diese Arbeiten von Rudolf Caplunger, seinen Onkel oder Bruder ausgeführt wurden, wird hier jedoch nicht deutlich). Dettman weist darauf hin, dass im Kontext der Arbeiten an den Communs des Neuen Palais nur Johann Caplunger d. Ält. genannt wird, stilistisch jedoch eine Mitarbeit Rudolf Caplungers mehr als wahrscheinlich sei: "so daß die Möglichkeit besteht, daß dieser in einer der anderen Werkstätten, vielleicht der Heymüller oder Wohler, gearbeitet hat, so daß sich das Fehlen seines Namens in den Rechnungen für das Neue Palais erklären ließe". (Dettmann: 150)
1773
Caplunger fertigt ein hölzernes Modell für die 12 Fuß hohe Kuppelfigur des Königlich Potsdamischen Militärwaisenhauses an. (Manger: 359, 367f, 386, 422; Geschichte [...]: 111)
1775
Erste Aufträge durch Herzog Friedrich von Mecklenburg-Schwerin. (Dettmann: 150f.)
1776
Verschiede Vasen sowie 42 Statuen v.a. mit mythologischem und allegorischem Programm für Schloß Ludwigslust. (Dettmann: 152)
1779
Umsiedlung Caplungers nach Schwerin. (Dettmann: 151; contra: ThB, dort 1775 angegeben; beide verweisen ohne nähere Quellenangabe auf Nicolai). Tritt dort die Nachfolge Johannes Ecksteins an, vermutlich auf dessen Empfehlung hin. (Dettmann: 151)
1780
Im März Ernennung zum Hofbildhauer. (Dettmann: 151; contra: ThB, dort das Jahr 1782 angegeben)
1781
Im Oktober Heirat mit der Schwester des späteren Rostocker Universitätsprofessors F. C. L. Karsten. (ThB; Dettmann: 151)
1782
Kaskade mit verschiedenen Sandsteingruppen (Flussgötter und Putti) für den Park von Schloß Ludwigslust. (Dettmann: 153)
1783
Anfertigung eines Selbstportraits im Relief, das sich offenbar im Nachlass der Tochter Johanna Caplunger befand und das Ende des 19. Jahrhunderts in den Besitz des Vereins für Mecklenburgische Geschichte gelangte. (Lisch: 102)
1786
Im "Grosherzoglich Mecklenburg Schwerinischen Staatskalender" wird Caplunger erstmals unter den "Hofkünstlern" als "Hofbildhauer" genannt, von da an durchgehend bis 1796. (Lisch:101)
Am 14. Mai wird Caplunger als Ehrenmitglied an der Berliner Akademie aufgenommen. (GStA PK, I. HA Rep. 76 alt III, Nr. 9, Fol. 35r, 38v, 41r, 43v, c.f. GStA PK, I. HA Rep. 76 alt III, Nr. 169, Fol. 80, 82)
1796 bzw. 1798 wird er hingegen unter den "Auswärtige[n] ordentliche[n] Mitglieder[n]" genannt. (Handbuch über den Königlich Preussischen Hof und Staat für das Jahr 1796, Berlin: Decker, 1796: 309; Adreß-Kalender, der Königlich Preußischen Haupt- und Residenz-Städte Berlin und Potsdam [...] auf das Jahr 1798, Berlin: Unger, 1798: 75)
1787
Beteiligung an der Berliner Akademieausstellung:
"Ein
allegorische Hauptrelief, den Krieg vorstellend", "Mars, von der
Zwietracht herbey geführt, folgt der wütheder [sic!] Bellona, und läßt
sich weder von dem Tod, der ihn bedrohet, noch von dem Beherrscher des
Winters, dem Boreas, abschrecken. Vor ihm sieht man die geängstete Erle;
hinter ihm liegen Künste und Wissenschaften unter Ruinen. Die Wollust
sucht ihn vergebens zurück zu halten. Er verläßt die Trostlose
mütterliche Liebe und nur die Traurigkeit folgt ihm nach. Der erste
Schritt den er thut, ist mörderisch. In der Ferne sieht man Familien,
die er unglücklich gemacht hat. Oberwärts schweben zwey Genien, welche
von der Sonne, das Sinnbild der Wahrheit, einen Vorhang ziehen, damit
man die wahren Ursachen des Krieges nicht entdecken soll" (Börsch-Supan,
Kataloge, 1. Bd. 1787:368.369).
1790
Denkmal des Herzogs Friedrich von Mecklenburg-Schwerin aus Sandstein. (Dettmann: 185; c.f. dazu Vorschlag zu einer Statue des verstorbenen Herzogs von Meklenburg
[...] Ludwigslust, den 24. Novemb. 1785 Johann Joachim Busch, Rudolph
Kaplunger. Universitätsbibliothek Rostock: MK-71.18.)
Ende 1795
Aufentahlt in Pirna, um dort Steinbrucharbeiten zu beaufsichitgen. Stirbt während dieser Arbeiten im benachbarten Dresden. (Dettmann: 151f. weist daraufhin, dass Caplungers Tod nicht im Kirchenbuch der evangelisch-lutherische Stadtkirche Ludwigslust festgehalten wurde; Lisch: 102 führt dies jedoch auf die katholische Konfession Caplungers zurück)
Andere Schreibweisen: Kaplunger, Kappellunger, Caplunghe u. Kaplunge.
Christopher Drum (2/2013)---------------------------------------------------------------------------------------------------------------
Quellematerial
- Geheimes Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz:
- GStA PK, I. HA Rep. 76 alt III, Nr. 9.
- GStA PK, I. HA Rep. 76 alt III, Nr. 169.
- 2.12-1/26 Hofstaatssachen – Hofpersonal: Bildhauer, Kaplunger, Rudolf, 1780-1795 (Karton 6,7).
- 2.26-1 Kabinett I, Nr. 10167 Kaplunger, Rudolf, 1782-1786.
- 2.26-1 Kabinett I – Personalakten, Nr. 3861 Witwe Kaplunger, 1796-1797 u. Nr. 3862 Kinder Kaplunger, 1803-1829.
- 2.26-2 Hofmarschallamt, Nr. 5416 Verleihung des Hoftitels an Bildhauer u. a. Personalangelegenheiten von Bildhauern, 1767-1859 (enthält u. a. Kaplunger), Nr. 6080 Nachlassangelegenheiten der Witwe Kaplungers, 1803-1842 u. Nr. 6094 Vormundschaft über die Kinder Kaplungers, 1796-1801.
Literatur
- Dettmann, G.: Rudolph Kaplunger, der mecklenburgische Hofbildhauer; in:
Belvedere. Monatszeitschrift für Sammler und Kunstfreunde, Bd. 8, 1929:
150-54 u. 185-87.
- Nicolai, Friedrich: Beschreibung der Königl. Residenstädte Berlin und
Potsdam, Anhang; oder Nachrichten von den Baumeistern, Bildhauern,
Kupferstechern, Malern, Stukkaturern und andern Künstlern [...], Berlin
u.a: [s.l.], 1786: 147.
- Geschicht des Königlichen Potsdamschen
Militärwaisenhauses von seiner Entstehung bis auf die jetzige Zeit.
Herausgegeben zur hundertjährigen Stiftungsfeier der Anstalt im November
1824, Berlin u.a.: Ernst Siegfried Mittler, 1824.
- Lisch, G. C. F.: Der Bildhauer Rudolph Kaplunger und sein Bild; in: Jahrbücher des
Vereins für Mecklenburgische Geschichte und Altertumskunde, Bd. 41,
1876. 100-103.
- Nachlese einiger artistischen Nachrichten aus
Niedersachsen, nebst kritischen Bemerkungen, besonders über das
Grothesche Verzeichniß der Herzoglich Schwerinischen Gemähldesammlung;
in: Neue Bibliothek der schönen Wissenschaften und freyen Künste, 52.
Bd., 1. Stück, 1794: 14
- ThB: Thieme-Becker: Allgemeines Lexikon der Bildenden Künste von der Antike bis zur Gegenwart, Leipzig 1907-1947: Bd. 19, 543f.