Lebenslauf:
1772
Heinrich Ludwig wird am 22. Oktober in Fulneck/England, einem Brüdergemeindeort,
geboren.
1777
am 4. März Tod des Vaters in Bath/England.
Heinrich Ludwig geht mit seiner Mutter nach Deutschland, zunächst nach Barby, "wo sich damals die
Unitäts-Aeltesten-Conferenz aufhielt" (Lebenslauf). Dort lernt
er seine fünfjährige Cousine Marie von Watteville kennen, die schon im
selben Jahr stirbt.
Ab Dezember Erziehung im Knabeninstitut zu Niesky, unweit nördlich von bei Herrnhut. Die Mutter selbst begibt sich nach Herrnhut.
"Er war ein ungemein lebhaftes, munteres Kind, welches sich bey vielerlei
kindischen Unarten durch sein aufrichtiges und gerades Wesen immer wieder
ins Rechte fand und viel Liebe genoß." (Lebenslauf)
1784
am 17. Februar Tod der Mutter in Herrnhut.
Heinrich Ludwig wird von seinem Onkel,
Friedrich Baron von Wattewille, und dessen Gemahlin Elisabeth, der Schwester
seiner Mutter, aufgenommen.
1785
am 9. Januar Aufnahme in den Knabenchor und Eintritt in das
Pädagogium.
1789
zieht er mit dem Pädagogium nach Barby.
1791
April, Eintritt in das Seminarium der Brüderunität zu Niesky.
1792
Ostern, Universität zu Wittenberg.
"Nach Vollendung derselben hielt er sich einige Zeit bei seinem Onkel,
Grafen Alexander zu Dohna in Condehnen in Ostpreußen auf" (NND 1833 [1835]),
"um die Landwirthschaft practisch zu erlernen". (Lebenslauf).
Er lebt spätestens Ende 1797 in Berlin, zunächst als Referendarius
bei der Kurmärkischen Kammer, ab 1799 als Forstrat.
1800
geht er wegen oder nach seiner Heirat mit Mariane, der jüngsten Tochter des
Hausmarschalls v. Schönberg auf Schmochtitz, die nach dem frühen Tod ihrer
beiden Eltern von ihrer Großmutter, der verwitweten Gräfin v. Hoym in
Hermsdorf bei Dresden, erzogen worden war, als Verwalter von deren Gütern
dorthin.
1805
am 8. September stirbt Mariane, "wenige Tage nach der Geburt eines todten
Knaben". (NND)
1806
November, Heirat mit der Gräfin Friederike zu Stollberg-Wernigerode,
"welche von jetzt an Mitgenossin seiner Freuden und Trübsale werden durfte,
so wie des vielfachen unaussprechlichen Segens, der auf den näheren
Verbindungen dieser gottseligen Familie ruhte." (Lebenslauf)
1807
Januar, Tod der Tante Elisabeth von Watteville.
1808
Tod der Großmutter im Alter von 88 Jahren.
1811
Tod seines väterlichen Oheims und Freundes Baron von Watteville.
1809 - 1814
Amtshauptmann seiner Gegend;
wird 1813 dreimal von feindlichen Truppen gefangengenommen.
"Alle diese Erfahrungen wurden nur immer neues Band zwischen ihm und seinem
Herrn, das sich fester und fester zog und immer mehr zu einem
ununterbrochenen Freundes-Umgange sich gestaltete, aus welchem er Kraft und
Freudigkeit entnahm, die immer drückender werdenden äußeren Verhältnisse
seiner Lage zu ertragen." (Lebenslauf)
1823
Verkauf des Gutes Hermsdorf samt Zubehör an Ernst von Heynitz.
1824
im Sommer Umzug mit seiner Gemahlin nach Herrnhuth als ihrem
Hauptaufenthalt, abwechselnd mit Gnadenberg, einer Ortsgemeinde in Schlesien
bei Bundlau, heute Godnow, und Mönau (früher zuweilen auch "Manua"),
einem Gut der Brüder-Unität bei Uhyst an der Spree, unweit Hoyerswerda.
Er wird einer der Direktoren des Fletscherschen Seminars in Dresden.
Wird am 17. Oktober Ortsherr von Gnadenberg, d.h. dessen weltlicher
Gerichtsherr.
"Es erquickte sein ganzes Herz, sich wieder als Mitglied einer Gemeine zu
sehen, deren Werth er zwar nie gering, aber im Jünglings- und ersten
Mannes-Alter dennoch nicht gehörig geachtet hatte." (Lebenslauf)
1825
Ernennung zum "Advocatus fratrum in Anglia", d.h. zu einem
Ehren-Vertreter Englands in der Synode, durch die Synode der Brüderunität.
"Er beschäftigte sich vorzüglich gern mit Allem, was Bezug auf die
Ausbreitung des Reiches Gottes hatte, und seine Sehnsucht, die Zeit herbey
kommen zu sehen, wo sich alle Kinder Gottes in Einem vereinigen und ihre
verschiedenen Ansichten und Meinungen Ihm zu Füßen legen würden, war oft
sehr groß." (Lebenslauf)
1833
nehmen seine Kräfte ab; eine Reise nach Stettin zu der Gräfin Schwager und
ihrer einzig verbliebenen Schwester erbringt zwar Erheiterung und
Erquickung, aber keine Heilung.
Er schreibt: "Besonders ist mir das Glück eines wahren armen Sünderherzens
unschätzbar groß vorgekommen, und ich habe meinem besten Freunde sowol für
alle Demüthigungen, als für das reiche Maaß der Erkenntniß meines Elendes
recht von Herzen danken können. [...] wenn man auch gelobt und von Andern
für etwas gehalten würde, so kann man sich's mit gutem Gewissen nicht
anmaßen; denn ist Etwas Gutes am Leben mein, so ist es wahrlich lauter
Dein, und weiter versteigt man sich nicht." (Lebenslauf)
Die Gräfin schreibt: "Mir war er der sorgsamste und treuste Freund,
und die innigste Verbindung der Herzen, auf den Heiland gegründet und in
Seiner Liebe wachsend, machte uns das Leben zu einer seligen
Vorbereitungszeit." (Lebenslauf)
Mitte November wird er von einem heftiger wiederkehrenden "Catarrhalfieber"
befallen. Er stirbt am 9. Dezember in Herrnhuth an einem Nervenfieber.
Üblicherweise schrieben und schreiben die Mitglieder der Brüdergemeine ihre
Lebensläufe selbst, die dann im Rahmen der Begräbnisfeier verlesen werden.
Der überkommene ist von seiner Ehefrau verfaßt.
1858
am 4. Oktober stirbt Friederike Gräfin zu Dohna in Gnadenberg im 83. Jahr.
Quellen:
- DBI (M), I, 246, 145/146
- Dienerblatt des Heinrich Ludwig, Burggraf und Graf zu Dohna. In:
Unitätsarchiv Herrnhut, "Dienerblätter, Biographische Übersichten von
Personen, die im Dienst der Brüdergemeine standen", Zusammenstellung von
Richard Träger und Charlotte Träger-Große, 1954 - 1960, gedruckt 1999.
- "Lebenslauf des am 9ten December 1833 zu Herrnhut heimgegangenen Bruders
Heinrich Ludwig Burggrafen und Grafen zu Dohna, von seiner hinterlassenen
Witwe, gebornen Gräfin zu Stollberg-Wernigerode, aufgesetzt." Unitätsarchiv
Herrnhut, GN C.5, 1834.
sowie ergänzende schriftliche Mitteilungen durch Frau Barbara Reeb am
Archiv der Brüder-Unität zu Herrnhut.