Lebenslauf:
1773
Tobias Christoph Feilner wird am 19. Mai in Weiden (Oberpfalz) geboren.
Er erlernt das Töpferhandwerk.
1793
Umzug nach Berlin; Feilner tritt als Geselle in die Werkstatt J.
G. Höhlers ein, wo er bald leitender Werkmeister wird. Er besucht technische Vorträge, wird "persönlich bekannt mit den in Kunst
und Gewerbe führenden Männern jener Zeit. " (NDB)
Dem Werkstoff Ton erschließt er neue Verarbeitungsmöglichkeiten und Anwendungsgebiete.
1798 bis 1824
Feilner ist mehrfach mit seinen Erzeugnissen auf den
Akademie-Ausstellungen vertreten; u.a. zeigt er 1798 den "Triumph der Venus"
(Ton), 1814 Statuen eines Ritters und der Clio (gebr. Ton, Modelle von
Schadow), sowie Teile eines Ofens nach einer Zeichnung von Schinkel, 1816
eine Badewanne mit antiken, mythologischen Darstellungen in enkaustischer
Malerei, 1824 zwei Kandelaber (nach Schinkels Zeichnung).
1804
Feilner tritt mit der sog. "enkaustischen Malerei", der
Unterglasurmalerei auf gebranntem Ton, an die Öffentlichkeit und erhält
dafür vom preußischen Staat für 10 Jahre das Privileg. Er verwendet sie
zunächst besonders für den ornamentalen Schmuck von Ton- und
Porzellanfabrikaten.
Mit dem auch technisch verbesserten sog. "Berliner
Kachelofen" wird Feilner weit über Berlin hinaus bekannt.
1811
Ein frühes Beispiel seiner Hinwendung zu figürlichen Arbeiten mit seiner
neuen Technik stellt das Relief Schadows mit der Apotheose der Königin
Luise von 1811 dar (Paretz, Dorfkirche).
Beginn einer dauerhaften Zusammenarbeit u.a. mit Schadow und Schinkel sowie
mit Dyk und Ludwig Wichmann, der viele plastische Entwürfe für Feilner liefert.
1812
Höhler stirbt, Feilner übernimmt die Werkstatt. In
diesem Jahr beschäftigt er ca. 120 Arbeiter.
ab 1814
Feilner wird in den Katalogen der Akademieausstellungen als
"akademischer Künstler" geführt.
1820
Feilner wohnt spätestens seit diesem Jahr in der Hasenhegerstraße 4, ab
1825 als Eigentümer.
1825
Mit Schinkels Hinwendung zum Backstein als Baumaterial beginnt eine wichtige Phase für Feilner, der mit der praktischen
Ausführung der Ideen Schinkels beauftragt wird.
Als grundlegend gelten Feilners inzwischen erwirkte
Dauerhaftigkeit und Farbe des gebrannten Tons sowie die gediegene, beinahe künstlerische Handwerklichkeit der Ausführung des
ornamentalen Schmuckes, der Reliefs und der Skulpturen.
Für
den in diesem Jahr begonnenen Bau der Werderschen Kirche liefert
Feilner liefert den gesamten ornamentalen Schmuck und die
Portalskulpturen (Michaelskampf u. Engel, nach einem Modell von
Wichmann). Es folgen Aufträge für eine Vielzahl öffentlicher Gebäude in
Berlin.
1829
Feilner läßt sich in der Hasenhegerstraße (jetzt Feilnerstraße) nach einem Entwurf von Schinkel ein
Haus bauen. Dieser lieferte darüber hinaus Skizzen zu Tonreliefs, welche die Tür- und Fensterlaibungen, sowie die Innenräume
schmücken sollten. Im Garten werden figürliche Tonplastiken aufgestellt.
1832
Bau der Berliner Bauakademie; Feilner liefert Backsteine, Terrakotten und Formsteine.
1834/ 1835
Terrakottanachbildung des Heilsbronner Portals, dem Zugang zum Marlygarten an der Friedenskirche in Potsdam.
1839
Tobias Christoph Feilner stirbt am 7. April in Berlin.
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In Weiden in der Oberpfalz geboren, war Feilner von 1793 an in Berlin als Töpfer und
Keramiker tätig. Einen Namen als Tonwaren- und Ofenfabrikant machte er
sich
in erster Linie durch die Produktion von Kachelöfen und
Terrakottaplastiken. Schinkel fand in ihm den geeigneten Meister für
die aufwendig gearbeiteten Terrakotten seiner Bauten.
Er war Begründer der Berliner Schule für Ofenfabrikation und Lehrer von Ernst March.
Darüber hinaus war Feilner Kurator der Weber-Broughamschen Stiftung.
In seinem Haus verkehrten zahlreiche bedeutende Berliner Künstler wie Ch. D. Rauch und K. Begas.
"Wer F. kannte und es weiß, daß Alles bei ihm mehr innerlich, als Wort und
äußeres Werk war, und das alles Prunkende seiner Gemüthsart entgegenstand,
der wird es auch voraussetzen, daß es in Rücksicht seiner Religiosität also
gewesen sey." (NND, 1840)
"Mit leichtem, schnellen und sichern Blicke faßte er die Gegenstände ins
Auge, drang tief in dieselben ein, beleuchtete sie von allen Seiten, prüfte
ruhig und gründlich alles, was sein Nachdenken in Anspruch genommen hatte,
entschied mit Besonnenheit und sprach dann ein gediegenes Urtheil aus. War
seine Aufmerksamkeit gleich zunächst und vorzüglich auf den Gebietstheil des
menschlichen Wissens gerichtet, der seinem Berufskreise am nächsten lag, so
war doch sein Forschungsgeist darauf nicht beschränkt, sondern er hatte Sinn
für alles, was wahr, edel und schön ist, was Bezug hat auf die höhern
Angelegenheiten des Menschen. " (NND, 1840)
"Daß dabei das zarte weiche, wohlwollende Gemüth, das sonst wohl weniger
bei Menschen von stärkerer Willenskraft vorhanden zu seyn pflegt, in ihm auf
keine Weise zurückgetreten war, noch an ihm vermißt wurde, daß ihn alles
Edle und Schöne leicht ansprach, daß er auch kräftig und tief fühlte, das
bewies seine rege Theilnahme an allen allgemein wichtigen Angelegenheiten
der Menschheit; das bewies seine innige Zärtlichkeit gegen die Seinen, seine
herzliche treue Freundesliebe, sein Mitleiden und Erbarmen gegen
Nothleidende, sein tiefes Gerührtwerden bei dem Anblicke jedes
Unglücklichen." (NND, 1840)
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Literatur:
- Brinckmann: Katalog d. Hamburger Museums f. Kunst u. Gewerbe, 1894
(Zierschlüssel mit enkaustischer Malerei, bez. T. C. Feilner u. Comp. Berlin
1835)
- Feldhaus, F. u. Masch, Pioniere d. dt. Keramik, in: Keram. Zs. 2, 1950,
Nr. 2, S. 59 f.
- Freiberg, in: Verh. d. Ver. z. Beförd. d. Gewerbefleißes 10, 1831, S. 176
(p)
- Beuth, ebd. 19, 1840, S. 64
- Kataloge d. Akademie-Ausstellungen Berlin 1798, S. 67; 1804, S. 83; 1810,
S. 42; 1814, S. 52; 1816, S. 69; 1814, S. 63.
- Kullnick, Heinz: Berliner und Wahlberliner. 1960 (429)
- Kunst u. Künstler VII, S. 3 ff. (P S. 9) (Mackowsky, H.)
- Neuer Nekrolog der Deutschen. Jg. 1840 (1842)
- Schmidt, R.: Das Glas. 1912.
- Thieme/Becker (Hrsg.): Allgemeines Lexikon der bildendenen Künstler, Bd.
11. 1915 (346)
- Wagner, H.: T. Ch. F. , in: Heimatbll. f. d. ob. Naabgau 9, 1931, S.
30-32
- Wichmann, H.: Ein bayr. Handwerker, der Kunsttöpfer T. C. Feilner
(Allgem. Ztg. , Beil., München 1883, No. 28)
- ders.: Ges. Aufsätze I, 1884, S. 229-42
- ders.: Frohes u. Ernstes aus m. Leben, 1898
Porträts:
Büste v. L. Wichmann (Berlin, Nat. Galerie)
Selbstportrait auf Tonkachel in Unterglasur, 1829 (Weiden, Städt.
Sammlung)
Quellen:
DBA (M) I, 311, 156-158; u. II, (Neue Folge), 357, 403 - 406
NDB, S. 59 (Gromodka, Oskar)
Adreßverzeichnisse Berlin v. 1812, 1820, 1825 (M), Staatsbibliothek
Berlin
Allgemeiner Strassen- und Wohnungs- Anzeiger für die Residenzstadt Berlin,
mit einem Grundriß von Berlin, hrsg. von Salomo Sachs,Berlin (Hitzig) 1812