Johann Gottfried Hempel

Lebensdaten

Nachname:
Hempel
Vorname:
Johann Gottfried
Geburtsdatum:
02.10.1752
Geburtsort:
Berlinchen/Neumark
Geschlecht:
männlich
Todesdatum:
24.05.1817
Sterbeort:
Berlin
Beruf(e):
  • Apotheker
  • Mediziner

Biographie

Lebenslauf:
1752
Johann Gottfried Hempel wird am 2. Oktober in Berlinchen in der Neumark geboren.

Studium der Medizin.

1785
Promotion (in Helmstedt).

1790
Besitzer der Apotheke "Zum Schwarzen Adler".

1794
Hempel wird Besitzer der Löwen-Apotheke. Neben einigen Aufsätzen in Crells "Chemischen Annalen" verfasst Hempel die "Abhandlungen über die Natur der Pflanzensäuren und die Modifikationen, denen sie unterworfen sind; nebst einer chemischen Untersuchung der Winter- und Sommereiche".

1802
Hempel erwirbt das leerstehende und baufällige Schloß Oranienburg für 12.000 Taler. Der bis zu diesem Zeitpunkt als Fabrikant wenig beschlagene Hempel richtet im Schloß eine Kattunweberei ein. Vertraglich verpflichtet er sich die Baumwollfabrik 15 Jahre lang mit 50 Webstühlen zu betreiben. Der Kontrakt wird 1803 rechtskräftig. Unter den Umbaumaßnahmen leiden Schloß und Garten. Große Teile der Einrichtung werden nach Berlin und Charlottenburg verkauft, die Parkanlage sowie die große Allee müssen Baumwollfeldern weichen.

1804
Wegen mangelnder Auftragslage werden vier Webstühle stillgelegt.

1805
Hempels Wusch, den Vertrag aufzulösen wird von seiten des General-Fabriken-Departements nicht entsprochen.

1807
Infolge der französischen Besatzung muß Hempel die Kattunweberei schließen. Der französischen Besatzung dient die Fabrik als Gefangenenlager für preußische Soldaten.

1809
Nach der Zerstörung der Webstühle wird Hempel das Schloß gegen eine Gebühr von 2000 Talern als Besitz überschrieben. Das Departement löst damit den Vertrag mit Hempel auf, da es für ihn keine Perspektiven sieht, angesichts der Kontinentalsperre Gewinn zu erwirtschaften.

1810
Die Säulen des Treppenhauses werden nach Charlottenburg gebracht und im Mausoleum der verstorbenen Königin Luise verarbeitet.

1814
Hempel gründet gemeinsam mit Johann Heinrich Staberoh eine Chemiefabrik im Schloß Oranienburg. Die Fabrik produziert u.a. Schwefelsäure, was der übrig gebliebenen Dekoration im Schloß erheblichen Schaden zufügt.

1817
Tod Hempels im Alter von 64 Jahren.

1821
Hempels Sohn übernimt die Fabrik und erweitert sie. 1832 wird der Chemiker Friedlieb Ferdinand Runge technischer Direktor der Fabrik. Große Teile des Schlosses fallen 1833 und 1842 Bränden zum Opfer. Nach der Schließung der Fabrik beginnt in den 60er Jahren des 19. Jahrhunderts der Wiederaufbau des Schlosses.

Theodor Fontane schildert in seinen "Wanderungen" den Wandel vom Schloß zur Fabrik: "1802 wurde der prächtige Bau, dessen zahlreiche Deckengemälde allein ein bedeutendes, wenn auch freilich totes Kapital repräsentierten, für 12.000 Thaler mit all und jeglichem Zubehör verkauft und der Käufer nur zur Herausgabe der Eingangs erwähnten vier Japsis- und vier Marmorsäulen (im Treppenhaus) verpflichtet. Schloß Oranienburg wurde eine Kattun-Manufaktur. Wo die Edeldamen auf Tabourets von rotem Dammast gesessen und den Vorlesungen des alten Poellnitz gelauscht hatten, während die Königin Mutter Goldfäden aus alten Brokaten zog, klapperten jetzt die Webstühle und lärmte der alltägliche Betrieb. Aber noch tristere Tage kamen, Krieg und Feuer, bis endlich in den zwanziger Jahren ein chemisches Laboratorium, eine Schwefelsäurefabrik, hier einzog. Die Schwefeldämpfe ätzten und beizten den letzten Rest alter Herrlichkeit hinweg. Ich entsinne mich der Jahre, wo ich als Kind dieses Weges kam und von Platz und Brücke aus ängstlich nach dem unheimlichen Bau herüberblickte, der, grau und verkommen, in Qualm und Rauch dalag, wie ein Gefängniß oder Landarmenhaus, aber nicht wie der Lieblingssitz Friedrich I." (Fontane 2001, S.41 f.)
Was Fontane bei aller Modernitätsschelte leider nicht erwähnt, ist der von den Zeitumständen aufs glücklichste beeinflußte Geschäftssinn des dilletatischen Fabrikanten Johann Gottfried Hempels.


Verwendete Literatur:


Fontane, Theodor: Schloß Oranienburg. Aus den Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Hrsg. von Hanna Delf von Wolzogen und Hans Joachim Giersberg. Potsdam: Stiftung preußische Schlösser und Gärten 2001.


SH







Register

Fachregister:
  • Pharmazie
Gruppen/Vereinigungen-Register:
  • Freimaurerloge "Royal York de L' Amité

Person: Johann Gottfried Hempel, Berliner Klassik, hrsg. v. der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, 2003-2013. URL: https://berlinerklassik.bbaw.de/personen/474.

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