Lebenslauf:
1752
Johann Gottfried Hempel wird am 2. Oktober in Berlinchen in der
Neumark geboren.
Studium der Medizin.
1785
Promotion (in Helmstedt).
1790
Besitzer der Apotheke "Zum Schwarzen Adler".
1794
Hempel wird Besitzer der Löwen-Apotheke. Neben einigen Aufsätzen in Crells
"Chemischen Annalen" verfasst Hempel die "Abhandlungen über die Natur der
Pflanzensäuren und die Modifikationen, denen sie unterworfen sind; nebst
einer chemischen Untersuchung der Winter- und Sommereiche".
1802
Hempel erwirbt das leerstehende und baufällige Schloß Oranienburg für
12.000 Taler. Der bis zu diesem Zeitpunkt als Fabrikant wenig beschlagene
Hempel richtet im Schloß eine Kattunweberei ein. Vertraglich verpflichtet er
sich die Baumwollfabrik 15 Jahre lang mit 50 Webstühlen zu betreiben. Der
Kontrakt wird 1803 rechtskräftig. Unter den Umbaumaßnahmen leiden Schloß und
Garten. Große Teile der Einrichtung werden nach Berlin und Charlottenburg
verkauft, die Parkanlage sowie die große Allee müssen Baumwollfeldern
weichen.
1804
Wegen mangelnder Auftragslage werden vier Webstühle stillgelegt.
1805
Hempels Wusch, den Vertrag aufzulösen wird von seiten des
General-Fabriken-Departements nicht entsprochen.
1807
Infolge der französischen Besatzung muß Hempel die Kattunweberei
schließen. Der französischen Besatzung dient die Fabrik als Gefangenenlager
für preußische Soldaten.
1809
Nach der Zerstörung der Webstühle wird Hempel das Schloß gegen eine
Gebühr von 2000 Talern als Besitz überschrieben. Das Departement löst damit
den Vertrag mit Hempel auf, da es für ihn keine Perspektiven sieht,
angesichts der Kontinentalsperre Gewinn zu erwirtschaften.
1810
Die Säulen des Treppenhauses werden nach Charlottenburg gebracht und im
Mausoleum der verstorbenen Königin Luise verarbeitet.
1814
Hempel gründet gemeinsam mit Johann Heinrich Staberoh eine Chemiefabrik
im Schloß Oranienburg. Die Fabrik produziert u.a. Schwefelsäure, was der
übrig gebliebenen Dekoration im Schloß erheblichen Schaden zufügt.
1817
Tod Hempels im Alter von 64 Jahren.
1821
Hempels Sohn übernimt die Fabrik und erweitert sie. 1832 wird der
Chemiker Friedlieb Ferdinand Runge technischer Direktor der Fabrik. Große
Teile des Schlosses fallen 1833 und 1842 Bränden zum Opfer. Nach der
Schließung der Fabrik beginnt in den 60er Jahren des 19. Jahrhunderts der
Wiederaufbau des Schlosses.
Theodor Fontane schildert in seinen "Wanderungen" den Wandel vom Schloß zur
Fabrik: "1802 wurde der prächtige Bau, dessen zahlreiche Deckengemälde
allein ein bedeutendes, wenn auch freilich totes Kapital repräsentierten,
für 12.000 Thaler mit all und jeglichem Zubehör verkauft und der Käufer nur
zur Herausgabe der Eingangs erwähnten vier Japsis- und vier Marmorsäulen (im
Treppenhaus) verpflichtet. Schloß Oranienburg wurde eine Kattun-Manufaktur.
Wo die Edeldamen auf Tabourets von rotem Dammast gesessen und den
Vorlesungen des alten Poellnitz gelauscht hatten, während die Königin Mutter
Goldfäden aus alten Brokaten zog, klapperten jetzt die Webstühle und lärmte
der alltägliche Betrieb. Aber noch tristere Tage kamen, Krieg und Feuer, bis
endlich in den zwanziger Jahren ein chemisches Laboratorium, eine
Schwefelsäurefabrik, hier einzog. Die Schwefeldämpfe ätzten und beizten den
letzten Rest alter Herrlichkeit hinweg. Ich entsinne mich der Jahre, wo ich
als Kind dieses Weges kam und von Platz und Brücke aus ängstlich nach dem
unheimlichen Bau herüberblickte, der, grau und verkommen, in Qualm und Rauch
dalag, wie ein Gefängniß oder Landarmenhaus, aber nicht wie der
Lieblingssitz Friedrich I." (Fontane 2001, S.41 f.)
Was Fontane bei aller Modernitätsschelte leider nicht erwähnt, ist der
von den Zeitumständen aufs glücklichste beeinflußte Geschäftssinn des
dilletatischen Fabrikanten Johann Gottfried Hempels.
Verwendete Literatur:
Fontane, Theodor: Schloß Oranienburg. Aus den Wanderungen durch die
Mark Brandenburg. Hrsg. von Hanna Delf von Wolzogen und Hans Joachim
Giersberg. Potsdam: Stiftung preußische Schlösser und Gärten 2001.
SH