Ignaz Aurelius Feßler

Lebensdaten

Nachname:
Feßler
Vorname:
Ignaz Aurelius
Geburtsdatum:
18.05.1756
Geburtsort:
Zurndorf
Geburtsland:
Ungarn
Geschlecht:
männlich
Konfession:
katholisch, seit 1791 evangelisch
Todesdatum:
15.12.1839
Sterbeort:
St. Petersburg
Sterbeland:
Rußland
Beruf(e):
  • Theologe
  • Publizist
Bekannt mit:

Genealogie

Genealogie:
Vater: Johann Georg Feßler (1710-1774), zunächst Soldat, dann Wirt, schließlich in bischöflichen Diensten in Raab Mutter: Anna Maria Kneidinger (1729-1795), Tochter eines Seidenfabrikanten 1. Ehefrau: Caroline Henrici (Hochzeit: Anfang 1792, Scheidung: 24.07.1802) 2. Ehefrau: Caroline Marie Wegeli (1773 - 1823) (Hochzeit: 22. November 1802) 3. Ehefrau: Amalia Mauvillon, geb. von Reimers (* 1789).

Biographie

Lebenslauf:
1756
Am 8. Mai wird Ignaz Aurelius als Sohn des aus Weingarten in der Kurpfalz stammenden Johann Georg Feßler und seiner Frau, Anna Maria, Tochter des Seidenfabrikanten Kneidinger, in Zurndorf an der Leitha in Niederungarn (Burgenland) geboren.

Schulbesuch in Preßburg und Raab.

1773
Eintritt in den Kapuzienerorden im Kloster zu Moor unter dem Namen Innocentius. Anschließend besucht Feßler weiterer Klöster.

1774
Am 9. Juli legt er sein Ordensgelübde im Kloster Besny bei Pesth ab.

1779
Am 25. Mai empfängt Feßler die Priesterweihe im Kloster Schwächat bei Wien.

Seit 1781

Aufenthalt im Wiener Kapuzienerkloster und Studium der Theologie in Wien.

1783
Promotion. Feßler ist ein Anhänger des Jansenismus, läßt sich aber auch durch Literatur, insbesondere von Goethe und Wieland stark beeinflussen.

1784
Im Kloster Mödling bei Wien erarbeitet Feßler Pläne für eine bessere Ausbildung des Klerus. Mit diesen Plänen, sowie mit einer öffentlichen Anzeige heimlich betriebener Klostergefängnisse wendet er sich an Kaiser Joseph II., worauf eine strenge Untersuchung aller Klöster erfolgt. Der einsetzenden Verfolgung durch seine Gegner entzieht sich Feßler, indem er als Professor für Orientalistik und alttestamentliche Hermeneutik nach Lemberg geht. Dort erhält er den Doktorgrad, verläßt den Orden und tritt in die Loge "Phönix zur runden Tafel" ein. Zu dem deutschsprachigen Freimaurerbund gehören Offiziere, Professoren und Beamte. Die deutsche Sprache muß sich Feßler erst aneignen, ein Handicap, das ihn auch noch zu Beginn seiner Berliner Zeit begleiten wird.

1785
Reise nach Wien. In der "Loge zur wahren Eintracht" trifft Feßler mit weiteren Freimaurern zusammen. Mit Ernst Traugott von Kortum gründet er die Loge "Zum Biedermann", einen streng der Aufklärung verpflichteten Bund. Auf Geheiß Josephs II., das nur eine Loge pro Ort gestattet, schließt sie wieder.

1787
Beginn der schriftstellerischen Tätigeit. Feßler verfaßt die Schriftensammlung "Innocenti Fessler...Institutiones Linguarum Orientalium, Hebraeae, Chaldaicae, Syriacae et Arabicae", die bist 1789 bei dem Verleger Wilhelm Gottlieb Korn erscheint.

1788
Das Erscheinen seines Trauerspiels "Sidney", das man als Satire auf Joseph II. auslegt, hat einen Prozeß zur Folge, vor dem Feßler im Februar nach Schlesien flieht. Zunächst im Hause des Buchhändlers Wilhelm Gottlieb Korn aufgenommen, findet er noch im selben Jahr im Haus des Fürsten Schönaich-Carolath als Erzieher des Erbprinzen Erdmann Schönaich-Carolath eine Anstellung. Der Fürst selbst war 1785 Meister vom Stuhl einer Glogauer Loge. Im ersten Jahr seines Aufenthaltes schreibt Feßler seinen vierbändigen Erziehungsroman "Marc Aurel", der eine große öffentliche Resonanz findet. Insgesamt bleibt Feßler acht Jahre in Schlesien. Er engagiert sich im "Evergetenbund", einer kleinen Geheimgesellschaft, die sich kritisch aber sympathisierend mit den Idealen der französischen Revolution auseinandersetzt. Christian Jacob Salice-Contessa und Joseph Zerboni gehören ebenfalls dem Bündnis an, das bis 1795 besteht.

1790
Feßler besucht vom 12. September bis zum 14. Oktober Berlin. Er ist Gast im Ephraim-Palais. In seinem autobiographischen Werk "Dr. Fesslers Rückblicke auf seine siebzigjährige Pilgerschaft" von 1824 beschreibt er seinen ersten Eindruck der Residenzstadt: "Am 12. September sah ich Deutschlands schönste Stadt. Von Ephraims Familie gastfreundlich aufgenommen und beherberget, kam ich, während der vier Wochen meines Aufenthaltes in Berlin, nicht mehr aus den Kreisen jüdischer Familien; überall mit innigstem Wohlgefallen, den hohen Grad feiner, gesellschaftlicher und wissenschaftlicher Bildung an ihren lieben Töchtern und genialischen Frauen bemerkend und bewundernd, während ihre Männer im Allgemeinen schöne Früchte der Virtuosität im Gebrauche des Einmaleins sammelten; doch auch unter diesen fand ich einen Marcus Herz, einen David Friedländer, einen Lazarus Bendavid, einen Salomon Ascher etc., welche, so wie die Frauen, mich unter ihren gelehrten christlichen Hausfreuden, Ramler, Göcking, Tiedge, den Brüdern Alexander und Wilhelm von Humboldt, Ritter Gentz, Brinckmann, dem berühmten Plastiker Schadow, und Seelenmann Darbes, meschenfreundlich mitlaufen ließen. Ephraims Gemahlin führte mich mit ihrer Tochter nach Potsdam; und während die Mutter daselbst die Geschäfte ihres Mannes besorgte, zeigte mir die Tochter, weniger an Gestalt als ein Geist eine liebenswürdige Sulamith, die königlichen Herrlichkeiten der Stadt und des Ruhesitzes Sans-Souci, wo Friedrich der II. den gemühtlichen Menschen über den großen König hatte herrschen lassen". (Feßler 1824, S. 245 ff.)

1791
Übertritt zum Protestantismus (10. Juli).

1792
1. Ehe mit Caroline Henrici, Tochter des Stadtrichters und Senators aus Beuthen an der Oder unweit von Carolath. Die Ehe sollnie vollzogen worden sein. Unter Eindruck der Philosophie Immanuel Kants schreibt Feßler stark moralphilosophisch ausgerichtete historische Romane wie "Aristides und Themistokles", sowie die als Vorarbeiten für eine Gesamtdarstellung der ungarischen Geschichte gedachten Romane "Matthias Corvinus. König von Ungarn und Großherzog von Schlesien", "Attila, König der Hunnen", "Gemälde aus der alten Zeit der Ungarn" und "Alexander der Eroberer".

1796
Feßler wird aus wirtschaftlichen Gründen zusammen mit allen Hofbeamten vom Fürsten Heinrich Erdmann zu Schönaich-Carolath entlassen und geht nach Berlin. Vorerst arbeitet er beim Vossischen Verlag. Eintritt in die Loge Royal York, deren Mitglied er seit dem 2. Juni ist. Die Loge residiert in der heutigen Dorotheenstraße im ehemaligen Lustschloß des Oberhofmeisters Ernst Boguslav von Kameke von 1712, dem letzten Bau Andreas Schlüters. Friedrich Nicolai lobt in seiner "Beschreibung der königlichen Residentstädte" von 1786 besonders den englischen Garten des Logenhauses: "Der Garten der Freimaurerloge (...) hat eine sehr angenehme Lage an der Spree. Es ist darinn ein großer Salon von hohen Kastanien und Ulmen, und ein artig angelegter buschiger Hügel merkwürdig, und die Aussicht auf die gegenüber liegende Wiese ist sehr angenehm". (Nicolai 1786/1980, S. 936).

1797
Feßler gründet eine Erziehungsanstalt, die auf den pädaqgogischen Vorstellungen Kants beruht. Nach einem Jahr muß er die Einrichtung wieder schließen, da ihm das Geld zur Bewirtschaftung fehlt. Zeitweise erhält er eine Anstellung durch die preußischen Minister Friedrich Leopold Reichsfreiherr von Schrötter und Otto Carl Friedrich von Voß. Feßler wird Oberredner im Innersten Orient von Royal York und Meister vom Stuhl der Johannesloge "Urania zur Unsterblichkeit". Seine Geschichte des Freimauertums bleibt ungedruckt, findet in Abschriften aber dennoch Verbreitung. In den folgenden Jahren erwirbt sich Feßler innerhalb der Loge durch Reformvorschläge, die Aufnahme neuer Mitglieder und die Verbesserung der alten und die Einführung neuer, theatralischer Rituale große Anerkennung. Feßlers Engagement gipfelt in der Formulierung einer vorläufigen Verfassung der Loge.

1798
Ein Konflikt zwischen der Großloge und Royal York kann durch Feßlers diplomatisches Geschick beigelegt werden. Es gelingt ihm in einer zähen Korrespondenz zwischen ihm, dem Kabinettsministerium und dem König, den Jakobinismusvorwurf aus der Welt zu schaffen und sogar den Status eines "Protektoriums", d.h. einer privilegierten Gesellschaft für Royal York zu erreichen. Schwierigkeiten in den Verhandlungen liegen u.a. in der Tatsache begründet, daß der neue König Friedrich Wilhelm III. anders als sein Vorgänger keine Erfahrung mit der Freimauererei und den Logen hat. Im selben Jahr erscheint Feßlers Schrift "Die gute Sache der Freimaurerey in ihrer Würde dargestellt. Nebst einem Auszug aus der Fundamental-Constitution der großen Mutter Loge Royal York", die er dem König als Dank überreicht. Mit dem vom König erlassenen Edikt vom 20. Oktober erreicht Feßler seinen größten Erfolg für die Loge: Sie wird den Konkurrenzlogen "Zu den drei Weltkugeln" und der großen Landesloge gleichgestellt und als Großloge anerkannt.
Im selben Jahr wird Feßler Rechtskonsulent in geistlichen und Schulangelegenheiten Neuostpreußens. Das Zuständigkeitsgebiet wird 1800 auf Südpreußen erweitert.

1799
Feßler gibt zusammen mit dem Rektor des Friedrich Werderschen Gymnasiums Friedrich Eberhard Rambach die letzten Jahrgänge der Zeitschrift "Berlinischen Archivs der Zeit und ihres Geschmacks" heraus. Auf einer Reise durch Deutschland zwischen dem 12. Juli und dem 17. September trifft er den Philosophen Johann Albert Heinrich Reimarus, Johann Gottfried Herder, Friedrich Wilhelm Schelling, die Dichter Friedrich Gottlieb Klopstock und Johann Wilhelm Ludwig Gleim, den Maler Anton Graff und den Numismatiker Adolf Heinrich Friedrich Schlichtergroll.

1800
Nachdem Feßler den Philosophen Johann Gottlieb Fichte in die Loge eingeführt hat, kommt es zum Eklat. Fichte, neu in Berlin und als Freimaurer relativ unerfahren, greift Feßler während der Feierlichkeiten des Johannis in einer Rede vor den Mitgliedern an. Schon zuvor war es zwischen den beiden zu Streitigkeiten über die Verfassung der Loge gekommen. Folgen des Konflikts sind Fichtes Austritt aus der Loge und ein herber Autoritätsverlust Feßlers.

Ab 1801
Feßler wird Ehrenmitglied der Freiberger Loge "Zu den drei Bergen", wo er zwischen 1802 und 1822 auch aktives Mitglied ist. Zudem gibt er bis 1805  die Zeitschrift "Eunomia. Eine Zeitschrift des 19. Jahrhunderts", das Nachfolgeblatt des "Berlinischen Archivs", heraus.
"Feßlers sämtliche Schriften über Freimaurerei" erscheinen in Berlin. Das mehrbändige Werk erlebt mehrere Auflagen.

1802
Scheidung der 1. Ehe, die nach Feßlers eigenen Briefaussagen von Anbeginn unglücklich verläuft. Er heiratet am 22. November Karoline Marie Wegeli, die Tochter des Berliner Porzellanfabrikanten Wegeli. Feßler ist 46, sie 28 Jahre alt.
Für seine Pläne und Schriften zur Reform des Freimaurertums erntet er einerseits hohe Anerkennung. Andererseits tragen sie ihm auch erbitterte Feindschaften ein, die ihn zum Austritt aus allen Logenverbindungen am 5. September bewegen. Über die Differenzen zu seinen Logenbrüdern, die das Ende seiner Freimaurerkarriere bei Royal York besiegeln, schreibt er rückblickend nicht ohne Selbstkritik: "Ohne Rückhalt sträubte ich mich gegen die Ängstlichkeit, Unentschlossenheit und Schüchternheit derjenigen, deren Blick nie weiter, als auf heute, höchstens auf morgen, sich erstreckte. Mein Ernst hatte mir alle Leichtigkeit zum Tändeln benommen; meine Kälte konnte nur der vertragen, welcher durch vertrauten Umgang meine völlige Absichts-Rücksicht- und Anspruchslosigkeit kennen gelernt hatte. Natürlich mußte ich hernach dort, wo mein Amt, und der Ueberblick des Ganzen, entscheidendes Handeln und Durchgreifen forderten, wo man aber, mich entweder durch leere Bedenklichkeiten aufhalten, oder an Rücksichten binden wollte, eigensinnig, hart, streng, herrschsüchtig und unverträglich scheinen. Man mußte meiner satt werden".
Abschließend zieht Feßler aber ein positives Fazit seiner Logentätigkeit: "Übrigens möge meine sechsjährige Logenthätigkeit der guten Sache der Freimaurerey - und das hieß mir immer nichts anderes als der Religion, Sittlichkeit und Rechtlichkeit viel, wenig oder garnichts gefrommet zu haben; für mich selbst war sie ungemein lehrreich. Sie trug das meißte dazu bei, meine Forderungen an die Menschen anfänglich herunter zustimmen, dann völlig aufzugeben. Sie lehrte mich die Kunst, in meiner idealischen Welt zu leben, und in der wirklichen zu handeln, wie unter den gegebenen Umständen gehandelt werden kann. Meine Ansichten von dieser Welt, von Menschen, von mir selbst, erweiterten sich in diesen sechs Jahren mehr, als in allen vorhergegangenen Perioden meines Daseyns zusammen genommen". (Feßler 1824, S. 285 ff.).
Am 28. Oktober gründet er zusammen mit Friedrich Moßdorf, Johann Friedrich August Darbès, dem Kreisamtmann Meißner und einigen anderen in Freiberg den Großen Bund Scientifischer Maurer.

1803-1807

Erwerb und Bewirtschaftung seines Gutes Kleinwall bei Fürstenwalde. Daneben ist Feßler weiter literarisch tätig. "Bonaventuras mystische Nächte" erscheinen bei dem Verleger Maurer in Berlin. Im August wird seine Tochter Aurelia Innocentia geboren.

1807
Französiche Truppen plündern und ruinieren sein Gut Kleinwall. Feßler zieht nach Nieder-Schönhausen. Nach dem Einmarsch der Franzosen wird er nicht mehr besoldet. Um sich und seine Familie finanziell über Wasser zu halten, verkauft er Teile seiner ansehnlichen Bibliothek.

1808
Feßlers "Gemälde aus der alten Zeit der Hungarn" erscheint in Breslau bei dem Verleger Korn.

1809-1810
Durch Vermittlung eines Schülers wird er Lehrer für orientalische Sprachen, kirchliche Altertümer und Philosophie an die Alexander Newsky-Universität von St. Petersburg und zum Russischen Hofrat, mit einem Gehalt von 2600 Rubeln, ernannt. Da ihm als Anhänger der Philosophie Fichtes jedoch bald vorgeworfen wird, den Atheismus zu verbreiten, gibt er wenig später die Lehrtätigkeit auf. Er wird Mitglied in der Gesetzgebungskommission, erhält dasselbe Gehalt und das Recht zur freien Wahl des Aufenthaltsortes. Er verfaßt die Stücke "Der Nachtwächter Benedict", das zweibändige "Abälard und Heloise" und "Lotario oder der Hofnarr".

1811
März: Umzug nach Wolsk im Gouvernement Saratow. Im Auftrage des Collegienrates Fürst v. Slobin übernimmt Feßler die Leitung der philantropischen Erziehunganstalt in Wolsk.

1813
Durch Einsparungen des Fürsten verliert er seine Anstellung. Feßler geht nach Saratow, wo er die Arbeit an den ersten 5 Bänden seiner "Geschichte der Ungarn" beginnt.

1815
Kontakte zur Herrenhuter Brüdergemeinde von Sarepta. Tod eines seiner Kinder.

1815-1817

Vorübergehende Einstellung seiner Gehaltsbezüge als Mitglied der Gesetzgebungskommission. Der erste Band seiner "Geschichte der Ungarn" erscheint.

1819
Rückkehr nach St. Petersburg. Im November ernennt ihn der Zar zum Bischof der Evangelischen Kirche und geistlichen Präses des evangelischen Reichskonsistoriums.

1820
Feßler wird evangelischer Superintendent und Consitorialpräsident im Gouvernement Saratow.

1823
Feßler heiratet nach dem Tod seiner zweiten Frau zum dritten Mal, die Witwe Amalia Mauvillon, geb. von Reimers.

1825
Feßler schließt den vierten Band seiner "Geschichte der Ungarn" ab. Ein Jahr zuvor war seine autobiographische Schrift "Rückblicke auf seine siebzigjährige Pilgerschaft", wiederum bei Korn in Breslau erschienen.

1833
Ernennung zum Generalsuperintendenten und Kirchenrat der lutherischen Gemeinde in Petersburg.

1839
Am 5. Dezember Feßler stirbt im Alter von 83 Jahren in St. Petersburg.

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Neben seinen Tätigkeiten als Freimaurer, Theologe, und Publizist schrieb Ignaz Aurelius Feßler didaktisch-philosophisch konzipierte historische Romane. Diese literarischen Arbeiten sind heute ebenso wie seine historischen Werke in Vergessenheit geraten. Von besonderer Bedeutung war sein Wirken für die Ausbreitung der deutschen Kultur in Rußland in den Jahren zwischen 1809 und 1830.
Die nachhaltigste Wirkung aber erzielten Feßlers Reformen der Freimaurerloge "Royal York" in Berlin. Florian Maurice faßt Feßlers Verdienste im Resümee seiner Dissertation über die Großloge wie folgt zusammen: "Feßlers Erfolg war es zunächst, die Stellung der Loge Royal York nach außen zu befestigen. Mit einer geschickten Diplomatie gelang es ihm, in einer für die Freimaurerei und besonders die Loge Royal York kritischen Zeit das Vertrauen von König und Minister zu gewinnen. So wurde der Anspruch der Royal York, den anderen beiden Großlogen gleichgestellt zu sein, den sie 1798 durch die Gründung der Großloge untermauerte, durch den Staat sanktioniert; und das legte die Grundlage für ihr späteres Wachstum und ihre, allerdings durch die Verfolgung im Dritten Reich unterbrochene und durch die deutsche Teilung am Wiederaufbau behinderte, Fortdauer. (...). Die zentrale Stellung Feßlers Logenreform nahm die Verfassung ein, die nach dem Vorbild des naturrechtlichen Gesellschaftsvertrags entstand. Im Jahre 1800 war die Verfassung schließlich so organisiert, daß neue Gesetze durch die Gremien gegeben werden konnten, die aus dem Willen aller einzelnen hervorgegangen waren - wie es die traditionell für Korporationen vorgesehene Form der Statuten war. Die von Feßler begründete Trennung zwischen Ritualistik und Verwaltung bildet auch heute noch die Grundlage der Verfassung der Royal York". (Maurice 1997, S. 396-397).
Der Publizist Saul Ascher, der Feßler persönlich kannte, charakterisiert ihn und sein persönliches Scheitern in der Loge in seiner Schrift "Kabinett Berlinischer Karaktere" von 1808: "Bald wollte er den Freimaurerbund selbst zu einer höheren allgemeinen Tendenz reformieren, bald aus dem Schoß der Freimaurer die Erleuchteten, besseren und lebhaft in seine Ideen eingreifenden Gemühter um sich her vereinigen, und ihnen einen Status in Statu bilden, bald sollte wieder eine Anzahl Profanen in einem Bund um ihn her treten, den er ihnen in seiner faßlichen Gestalt als eine art Klubb, Zirkel ausstellte, um allmählig die Weltmenschen für seine Ideen der Menschheit empfänglich zu machen. Bei jedem dieser Schritte mißlang es ihm, das Vertrauen der Menschen sich zu erwerben. In unserer konventionellen auseinandergeschachtelten Welt gelingt es selten, die Gemühter der Menschen durch eine Idee zu fixiren, und erreicht man seinen Zweck auf einige Zeit, so verlieren die Menschen oft die Gedult: es necken sie die Schauspiele und Panoramas der äußeren Welt und sie halten den genialischen Kopf in dem Verdacht, sie täuschen zu wollen. So erging es Feßler. Die Freimaurer wiesen ihn von sich". (Ascher 1806, S. 158 ff.).


Verwendete Literatur:

Ascher, Saul (anonym): Kabinett Berlinischer Karaktere. o.O.: s.n. 1808, S. 156-161.

Feßler, Ignaz Aurelius: Dr. Fesslers Rückblicke auf seine siebzigjährige Pilgerschaft. Ein Nachlass an seine Freunde und an seine Feinde. Breslau: Korn 1824.

Maurice, Florian: Freimaurerei um 1800. Ignaz Aurelius Feßler und die Reform der Großloge Royal York in Berlin. Tübingen: Niemeyer 1997.

Nicolai, Friedrich: Beschreibung der königlichen Residenzstädte Berlin und Potsdam. Berlin: Nicolai 1786 (Reprint Berlin: Haude und Spener 1980).


BS und SH


Werke/Literatur

Berlinaufenthalte

  • 1796-1809/11 Friotsches Haus zwischen Charlotten- und Friedrichstraße, später Neue Friedrichstraße Nr. 22
  • von 12.9.1790 bis 14.10.1790 Gast im Ephraim-Palais

Register

Gruppen/Vereinigungen-Register:
  • Humanitätsgesellschaft
  • Mittwochsgesellschaft (Feßlersche)
  • Loge Royal York

Person: Ignaz Aurelius Feßler, Berliner Klassik, hrsg. v. der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, 2003-2013. URL: https://berlinerklassik.bbaw.de/personen/498.

Link zu den API-Daten: https://berlinerklassik.bbaw.de/api/personen/498