Lebenslauf:
  
  Ab 1773 
  Nachdem er im Elternhaus seine schulische Ausbildung genossen hat, besucht
  v. Voß die Viadrina in Frankfurt/Oder und studiert dort
  Rechtswissenschaften.
  
  1775/76 
  Wechsel an die Universität in Göttingen.
  
  1777
   Anstellung als Referendar beim Berliner Kammergericht (25. Juli).
  Während der Referendarzeit unternimmt v. Voß eine Deutschlandreise, die ihn
  u. a. an die Höfe in Kassel, Darmstadt und Karlsruhe führt.
  
  1779
   V. Voß besteht das zweite juristische Examen. Aus Protest gegen die
  Kabinettsjustiz verläßt er seinen Posten beim Kammergericht kurz
  darauf.
  
  1780
   Heirat mit einer Tochter des Ministers v. Finckenstein, vorübergehende
  Tätigkeit als Landwirt auf dem von ihm und seiner Frau erworbenen Gut
  Wartenberg im Niederbarnimschen Kreis.
  
  1782
   Ernennung zum Rat der mittelmärkischen Ritterschaft.
  
  1784
   Ernennung zum Hauptritterschaftsdirektor und zum ständigen Deputierten
  der kurmärkischen Ritterschaft. Nach dem Tod seines Vaters fallen die Güter
  Buch und Karow an Voß. Im selben Jahr kauft er die Havelsberger Domprobstei
  vom General von Bülow.
  
   1786
   Bestallung zum Präsidenten der kurmärkischen Kammer (Anfang Dezember).
  Der Hintergrund für diese Beförderung dürfte die Verbindung Friedrich
  Wilhelms II. mit v. Voß' Schwester gewesen sein.
  
  1789
   Beförderung zum Minister im Generaldirektorium, zuständig für die
  Neumark, Neuchatel, Magdeburg und Halberstadt. Vgl. dazu Haude- und Spenersche Zeitung, Nr. 116, Sonnabend, den 26. September 1789.
  
  1793
   Leitung der Organisation der neuen Provinz Südpreußen. Anfangs
  gemeinsam mit Hoym und Schrötter, ab dem 7. April allein zuständig. Nach dem Tod des Hofmarschalls Behrend Friedrich August von der Marwitz übernimmt er anteilig die Vormundschaft für dessen Söhne.
  
  1795
   Mit dem Ausbruch der polnischen Unruhen wird Voß seiner Stellung als
  Departementsminister in Südpreußen enthoben, diese Zuständigkeit
  wird Hoym übertragen. Kurz darauf drängt Voß auf seine dienstliche Zurückstellung, die
  ihm am 3. November gewährt wird. (Entlassungsschreiben zitiert in Faulstich,
  Musikaliensammlung, S. 31). Voß zieht sich auf seine Güter zurück.
  
  1797
   Nach dem Regierungsantritt Friedrich Wilhelm III. Wiedereintritt in den
  Staatsdienst, Voß übernimmt als Minister das Departement Südpreußen. Von
  Gneisenau, Boyen u. a. wird später die Kritik geäußert, daß die von Voß
  geleitete Verwaltung Südpreußens es erleichtert hätte, daß die Provinz an
  Napoleon fiel.
  
  1798
   Neumark, Pommern sowie das Lotteriedepartement fallen in die
  Zuständigkeit Voß', später, nach dem Tod Minister Hans von Werders, auch die
  Kurmark.
  
  1799
   Erhalt des Roten Adlerordens.
  
  1804
   Die beim König von Voß beantragte Verordnung zur Ausbildung der
  Elementarlehrer nach den Lehren Pestalozzis wird durchgesetzt (19.
  Januar).
  
  1806
   Voß wird vorübergehend Finanzminister. Nach der Niederlage bei
  Jena/Auerstedt geht Voß mit Stein und Schrötter nach Stettin. Am 27. Oktober
  verläßt er jedoch die Stadt wieder und langt am 3. November gemeinsam mit
  Stein in Danzig an. Voß reist in den nächsten Tagen nach Graudenz und
  Osterode, um an Konferenzen über das Angebot des Waffenstillstandes zu
  konferieren. Von Osterode geht Voß anschließend nach Königsberg, wo sich nun
  auch der königliche Hof befindet.
  
  1807
   Voß übergibt dem König eine Denkschrift, in der er die
  Vereinheitlichung der preußischen Verwaltung anregt (10. März). Auf
  Vorschlag Beymes wird er Mitte März zum Finanzminister bestellt. Hardenberg
  erreicht jedoch nach wenigen Wochen, daß ihm selbst der Hauptteil der
  Finanzgeschäfte übertragen wird. Der Konflikt zwischen Voß und Hardenberg
  führt dazu, daß Voß seinen Abschied erbittet und diesen erhält. Voß reist am
  19. Juni nach Havelberg ab. Nach dem im Tilsiter Friedensvertrag
  vorgesehenen Rücktritt Hardenbergs (9. Juli) scheint sich Voß wieder um die
  Übertragung der Finanzgeschäfte zu bemühen, was jedenfalls nicht von Erfolg
  gekrönt ist. Die Berufung zum Zivilkommissar für die bei Preußen
  verbliebenen Teile Magdeburgs und die Kurmark lehnt Voß im Juli ab.
  
  1808
   Voß übernimmt auf Empfehlung Steins am 16. Mai den Vorsitz der
  Immediatsfriedenskommission in Berlin. Weil sein Rang unter dem des ihm vormals
  untergebenen Stein angesiedelt ist und weil er die Interessen der
  Ritterschaft bedroht sieht, wird Voß zum Gegner der Reformpartei.
  
  1809
   Die Versuche, Stein und Schön aus ihren Ämtern zu drängen, schlagen auf
  ihn selbst zurück. Im Februar entzieht der König Voß die Zuständigkeit für
  die Kurmark und entläßt ihn aus der Immediatsfriedenskommission. Daraufhin
  zieht sich Voß nach Havelberg zurück. Die in den folgenden Jahren
  vorgebrachten Positionen gegen die Reformen und für die Beibehaltung der
  bzw. Rückkehr zur ständischen Verfassung finden bei Friedrich Wilhelm III.
  kein Gehör, obschon sich das Verhältnis zwischen dem König und v. Voß
  verbessert.
  
  1822
  Ernennung zum Vizepräsidenten des Ministeriums und des Staatsrats am 16.
  September. (Die Gründe dafür gehen aus dem Artikel in ADB nicht klar hervor.
  Die Ausführungen Faulstichs legen die Vermutung nahe, daß der Kronprinz
  Friedrich Wilhelm IV. die Reaktivierung v. Voß' initiiert hat.) Nach dem Tod
  Hardenbergs (26. November) erhält Voß die volle Leitung der Geschäfte. Trotz
  alter Gegnerschaft begrüßt Stein die Ernennung, da er hofft, daß der
  erfahrene Beamte Voß zu einer sparsamen Finanzverwaltung zurückkehrt.
  
  1823
   Die Verleihung des Schwarzen Adlerordens (18. Januar) erlebt von Voß
  nicht mehr bewußt. Er stirbt am 30. Januar infolge einer
  Erkältungserkrankung.
  
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  Abb. in: Czubatynski, Uwe: Biographische Notizen zu Otto Carl Friedrich von
  Voß (1755-1823), in: Bach-Jahrbuch 78 (1992), S. 119-122.