1736
Geburt am 18. November in Zerbst als Sohn des dortigen
Hofkapellmeisters Johann Friedrich Fasch (15.04.1688-05.12.1758). Seine Mutter heißt
Johanna Helena, geb. Simers. Um die frühe musikalische Ausbildung kümmert sich
der Vater. Später sind es dann in Zerbst der Konzertmeister C. Höckh sowie in
Strelitz Johann Christian Hertel, bei denen sich Carl Friedrich Christian Fasch
musikalisch weiterbildet. Seine Schulzeit verbringt er daraufhin im Kloster
Bergen in der Nähe von Magdeburg. Im Anschluss daran ist er zwar an der in
Zerbst gepflegten Hofmusik beteiligt, wirkt an diesem Ort aber ohne
Anstellungsvertrag.
1756
Er tritt seinen Dienst als zweiter Klavierist bei Friedrich
II. an. Ähnlich wie später bei Dienstantritt von Johann Friedrich Reichardt ist
es auch hier der Violinist der königlichen Hofkapelle Franz Benda, der Fasch
für die Stelle empfiehlt. Fasch beginnt seine Musiklehrertätigkeit, die er bis
zum Ende seines Lebens ausüben wird, u.a. um sein Gehalt damit aufzustocken.
1774
Nach dem Tod Johann Friedrich Agricolas übernimmt Fasch in
Berlin interimistisch die Leitung königlichen Oper. Er hat die Direktion aber
lediglich bis 1776 inne.
1789
Fasch beginnt mit privaten Chorproben, zu denen er die
eigenen Gesangsschüler beiderlei Geschlechts heranzieht, um sich sukzessive dem
hohen Ziel anzunähern, die von ihm selbst komponierte 16stimmige Messe mit
befriedigendem Resultat aufführen zu können. Die Messe ist von Fasch als eine
mustergültige Komposition konzipiert, die mit ihrer hohen Kunstfertigkeit auch
nach dessen Ableben bestehen bleiben sollte. Er schreibt dieses anspruchsvolle
Werk, nachdem er einige Jahre zuvor die ebenfalls 16stimmige Messe Orazio
Benevolis kennen gelernt hatte. Auf das Werk des italienischen Komponisten wird
Fasch zuvor durch Johann Friedrich Reichardt aufmerksam, der es von seiner
Italienreise mitgebracht hatte. Fasch komponiert in den verbleibenden
Lebensjahren zahlreiche Werke für den Sing-Akademie-Chor. Hiervon sind indes
nur wenige Werke erhalten. Denn Fasch bemüht sich unmittelbar vor seinem Tod,
möglichst alle Kompositionen zu vernichten, die seiner 16stimmigen Messe
vorausgehen.
1791
Am 24. Mai richtet Fasch das erste so genannte „Präsenzbuch“
zu seinen Chorproben ein. Seitdem gilt dies als eigentliches Gründungsdatum der
Sing-Akademie, so dass sich bis heute die gefeierten Jubiläen auf das Jahr 1791
beziehen.
1793
Fasch wird die Raumnutzung in der königlichen Akademie der
Künste gewährt, so dass er dort am 22. Oktober des Jahres erstmals Proben mit
der Sing-Akademie abhalten kann.
1794
Erstmalig greift Fasch in diesem Jahr für die Probenarbeit
auf drei Motetten Johann Sebastian Bachs zurück. Fasch selbst zählte lange
schon zu den fertigsten Instrumentalisten bei der Ausführung Bachscher
Kompositionen. Im Geiste der damaligen Sing-Akademie sind diese
Werkaufführungen nicht für ein öffentliches Publikum gedacht. Das änderte sich
im Hinblick auf die Bachschen Vokalwerke ganz grundlegend mit der Aufführung
der Matthäuspassion im Jahr 1829
durch Felix Mendelssohn Bartholdy.
1800
Fasch stirbt am 3. August. Er wird auf dem Jerusalemer
Friedhof beigesetzt. Nach Faschs Tod übernimmt sein ehemaliger Schüler Zelter,
der ihm lebenslang freundschaftlich verbunden blieb, die Leitung der
Sing-Akademie. Fasch hinterlässt neben seiner Vokalmusik einige
Instrumentalkompositionen, in denen er sich ebenfalls als handwerklich
ausgereifter Komponist erweist, wenngleich diese Werke dem ausgesprochen hohen,
von ihm selbst später angelegten Maßstab nicht standhalten können.
Nachruf in der Haude- und Spenerschen Zeitung, Nr. 93, den 5. August 1800:
"Den 3ten August starb zu Berlin der Königl. Preuß. Kammermusikus, Herr Karl Friedrich Christian Fasch. Er ward im Jahr 1736 den 18. November zu Zerbst im Fürstenthum Anhalt gebohren, trat im Jahr 1756 in Preußische Dienste und stiftete im Jahre 1789 die bekannte Berliner Singakademie, ohne alle äußere Hülfe; für die er auch bis ans Ende seines leidenvollen Lebens mit größtem Eifer arbeitete. Sein Verdienst als Künstler wird von den Kunstgenossen seiner Zeit nach Würden erhoben werden; und was er seinen Freunden und Schülern gewesen, gehört nicht vor die Welt."
WERKE:
Vgl. die Gesamtausgabe: Sämtliche Werke von Karl
Friedrich Christian Fasch, 7 Bde., Berlin 1839. Zudem existieren einige
Manuskripte in der Staatsbibliothek zu Berlin, wo sich heute außerdem das
Depositum des 1999 in Kiew wieder aufgefundenen Notenarchivs der Sing-Akademie
befindet. Für eine Werkliste vgl. MGG2P (s. Lit.), Sp. 776.
Eduard Mutschelknauss
LITERATUR:
- V. Grützner, Zum
Wirken Carl Friedrich Christian Faschs in Potsdam, in: Karl Friedrich Christian Fasch (1736–1800). Kongressbericht Zerbst 1988,
Tl. 2, hg. von E. Thom, Michaelstein/Blankenburg 1989.
- D. Hiller, Karl
Friedrich Christian Fasch und die Gründung der Berliner Singakademie, in: Karl Friedrich Christian Fasch (1736–1800).
Kongressbericht Zerbst 1988, Tl. 2, hg. von E. Thom,
Michaelstein/Blankenburg 1989.
- R. Fuhrmann, Carl
Friedrich Christian Fasch. Ein Komponist zwischen Rokoko und Historismus,
in: Fasch und die Musik im Europa des 18.
Jh. Kongressbericht Zerbst 1988, Weimar 1995.
- Die Sing-Akademie zu
Berlin und ihre Direktoren, hg. von G. Eberle und M. Rautenberg, Berlin
1998.
- G. Eberle, 200 Jahre
Sing-Akademie zu Berlin, Berlin 1991.
- Carl Friedrich
Christian Fasch (1736–1800) und das Berliner Musikleben seiner Zeit, hg.
von der Internationalen Fasch-Gesellschaft e.V. Zerbst, Dessau 1999.
- S. Oschmann, Bibliographie
des Schrifttums zu Carl Friedrich Christian Fasch (1736–1800), Zerbst 1999.
- Art. Fasch, Familie,
in: Die Musik in Geschichte und Gegenwart,
Personenteil, Bd. 6, Kassel und Stuttgart 2001, Sp. 760–781, spez. 775–781 (Literaturverzeichnis
Sp. 780f.). Für noch ausführlichere Literaturhinweise vgl. Oschmann 1999.