Saul Ascher

Lebensdaten

Nachname:
Ascher
Vorname:
Saul
Geburtsdatum:
06.02.1767
Geburtsort:
Landsberg an der Warte. Nach anderen Quellen Berlin
Geschlecht:
männlich
Konfession:
jüdisch
Todesdatum:
08.12.1822
Sterbeort:
Berlin
Beruf(e):
  • Schriftsteller
  • Philosoph

Namensformen

Pseudonym:
Theodiskus, Auslachers (Anagramm)

Biographie

Lebenslauf:
1767
Saul Ascher wird am 6. Februar als Sohn einer wohlhabenden jüdischen Familie in Berlin geboren.

1788
"Bemerkungen über die Bürgerliche Verfassung der Juden". In seinen theoretischen Schriften widmet sich Ascher zeitlebens dem Kampf um die gesellschaftliche Emanzipation und Integration des deutschen Judentums. Im Geist der Spätaufklärung wirbt er für die Ideale religiöser Toleranz und bürgerlicher Gleichberechtigung.

1789
Heirat mit Rachel Spanier, einer Tochter des Vorsitzenden der Ravensberger Landjudenschaft.
Bis 1811 ist der hochgebildete Ascher Buchhändler in Berlin, danach arbeitet er als freier Schriftsteller. Saul Ascher publiziert insgesamt 25 Werke: Neben Belletristik vor allem Schriften mit religionskritischen, politischen, staatstheoretischen Fragestellungen.

1792

"Leviathan oder Religion in Rücksicht des Judentums".

1797
Gründung des Zeitschriftenprojektes "Ephemeren". In den darauf folgenden Jahren gründet Ascher immer wieder Zeitschriften, die meist nach kurzer Zeit wieder eingestellt werden. Revolutionsbegeisterung und kosmopolitische Gesinnung machen ihn zum Parteigänger Napoleons.

1808

Die Schrift "Napoleon oder über die Fortschritte der Regierung in Berlin" erscheint.

1810
Ascher wird aufgrund seiner Parteinahme für Napoleon vorübergehend inhaftiert. Seiner Überzeugung wegen steht er in entschiedenem Gegensatz zu romantisch-restaurativen Kreisen wie der "Christlich-Deutschen Tischgesellschaft" (Mitglieder waren u.a. Arnim, Brentano und Kleist).

1817
Aschers Tendenzschrift gegen antisemitische Auffassungen "Die Germanomanie. Skizze zu einem Zeitgemälde" von 1815 wird auf dem Wartburgfest der Burschenschaften verbrannt.  

1818
Aschers Pamphletschrift "Die Wartburgfeier", die sich abermals gegen die Deutschtümelei der Burschenschaften richtet, erscheint.

1819
"Ansicht von dem künftigen Schicksal des Christentums".

1820
"Europas politischer und ethischer Zustand nach dem Kongreß zu Aachen". Inhalt der beiden letzten Flugschriften Aschers sind u.a. seine Vorstellungen über eine, die partikularen Religionsformen auflösende Universalreligion und seine Fürsprache für einen politischen Völkerbund.

1822
Ascher stirbt am 8. Dezember 55 jährig in Berlin.

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Saul Ascher gilt als Vorläufer des heutigen Reformjudentums. Mit seinen frühen Schriften bereitet er die Emanzipation der Juden vor, indem er das Thema öffentlich macht. Als streitbarer Charakter polemisiert er in seinen Schriften gegen die Frühromantik und gegen Fichte. Später stellt er sich als Parteigänger Napoleons gegen die patriotische Bewegung und sieht im aufkeimenden Nationalismus und Antisemitismus der Burschenschaften und der "Christlich Deutschen Tischgesellschaft" eine grundsätzliche Gefahr für ein liberales Deutschland. Ascher gibt verschiedene literarische Zeitungen heraus und schreibt neben seinen philosophischen Werken auch Gedichte und Romane, die Heinrich Heine als "Materialismus (...) ohne jeden Witz und ohne Pointe" verspottet. Aschers Werk bleibt lange unbeachtet oder verkannt. Erst in den 1960er und 1970er Jahren gewinnen seine konsequenten Warnungen vor den Folgen des Nationalismus wieder zunehmendes Interesse, vornehmlich in der jüdischen Forschung.

SH

Werke/Literatur

Register

Fachregister:
  • Philosophie
  • Deutsche Sprache und Literatur

Person: Saul Ascher, Berliner Klassik, hrsg. v. der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, 2003-2013. URL: https://berlinerklassik.bbaw.de/personen/764.

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