Lebenslauf:
1750
David Joachim Friedländer wird als vierter Sohn des jüdischen
Silberhändlers und Gemeinde-Ältesten Joachim Moses in Königsberg geboren.
1771
Friedländer zieht nach Berlin.
1772
Heirat mit Susanna Itzig, Tochter des Hofbankiers Daniel Itzig.
1776
Gründung einer eigenen Seidenfabrik. Als Schüler und Freund Moses
Mendelssohns tritt Friedländer publizistisch für die Emanzipation der Juden
ein.
1778
Friedländer beginnt seine innerjüdische Reformtätigkeit mit der
Gründung der "Jüdischen Freischule" in Berlin.
1787-1792
Friedländer wird an die Spitze der "Generaldeputierten der jüdischen
Gemeinde Preußens" berufen. Die "Generaldeputierten" wollen eine
Verbesserung der rechtlichen Stellung der Juden erwirken.
1793
Die "Aktenstücke, die Reform der jüdischen Kolonien in den preußischen
Staaten betreffend" erscheinen. Darin sind die Verhandlungen beschrieben,
welche die von Friedländer geführten "Generaldeputierten" der jüdischen
Gemeinde Preußens mit einer von Friedrich Wilhelm II. 1787 dafür
eingesetzten Kommission über die Verbesserung ihrer bürgerlichen
Rechtsverhältnisse führten: Friedländer tritt vehement für das Heimatrecht
der deutschen Juden ein, die seit mehreren Jahrhunderten Eingeborene in den
preußischen Landen sind.
1799
Das "Sendschreiben an Probst Teller zu Berlin, von einigen Hausvätern
jüd. Religion" erscheint. Darin wird - unter der Federführung Friedländers -
nicht nur die Bereitschaft erklärt, das Zeremonialgesetz aufzugeben, sondern
auch die Absicht geäußert, die Taufe anzunehmen, sofern es nur "ohne
Beunruhigung ihrer Vernunft, ohne Verletzung des moralischen Gefühls"
geschehen könnte, da alle Religionen den gleichen Kern ewiger
Vernunftgesetze enthielten. Der Probst lehnt jedoch ab.
1806 bis 1812
Friedländer wird Ältester der Judenschaft in Berlin. Er erwirkt für diese
1812 das Bürgerrecht.
1809
Erster jüdischer, allerdings unbesoldeter Stadtrat Berlins.
1810
Assessor beim Manufaktur- und Kommerzkollegium.
1812
Als das Edikt vom 11.3.1812 die bürgerliche Gleichberechtigung
der preußischen Juden bringt, wendet sich Friedländer in einer besonderen
Schrift an seine Glaubensgenossen und fordert sie ihrerseits zu radikalen
gottesdienstlichen Reformen auf (deutsche Gebetssprache, Aufgabe der
nationalen Messiashoffnung usw.). Für die von Friedländer angestrebte
kulturelle Assimilation scheint ihm die Entnationalisierung des
überlieferten Judentums erforderlich zu sein.
1816
Friedländer verfasst das Gutachten "Über die Verbesserung der
Israeliten im Königreich Polen".
1823
Friedländers letzte Schrift, die sich gegen die in Berlin gegründete
"Gesellschaft zur Beförderung des Christentums unter den Juden" richtet,
erscheint. Diese Schrift ist Elise von der Recke gewidmet. Friedländer ist
ferner befreundet mit dem Musikpädagogen Carl Friedrich Zelter, Wilhelm und
Alexander von Humboldt sowie dem Arzt Ernst Ludwig Heim.
1834
Friedländer stirbt 84-jährig in Berlin. Bis zu seinem Tod bleibt er der
jüdischen Religion treu. Seine Familie tritt z.T. noch zu seinen Lebzeiten
zum Christentum über.
SH